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Nesslau
28.02.2021
28.02.2021 11:10 Uhr

Toggenburg24 zu Besuch im Toggenburg

Werner Stauffacher in seiner Werkstattkaffeestube
Werner Stauffacher in seiner Werkstattkaffeestube Bild: Patricia Rutz
Gestern machte sich eine Redakteurin von Toggenburg24 auf den Weg nach Ennetbühl, Gemeinde Nesslau, wo sie herzlich vom Weissküfer und Postkutschenfahrer Werner Stauffacher empfangen wurde.

Am gestrigen trüben fast letzten Februartag machte ich mich auf den Weg ins Toggenburg. Weg vom Zürichsee über den Ricken nach Wattwil und weiter nach Nesslau, Ennetbühl.

Schnell fand ich dank dem markant herausragenden «blauen Silo» den Bauernhof mit Werkstatt und Laden von Werner Stauffacher. Lange hatten wir das Treffen schon abgemacht. Doch gab es so viel Schnee, dass wir den Besuch immer wieder verschoben.

Gestern war es dann soweit. Die Berge rundum verhüllt in Nebelschwaden, hie und da noch schmelzender Schnee. Ein kalter Wind wehte mir entgegen, doch wettgemacht durch den freundlichen Empfang von Werner Stauffacher.

«Postkartenbild» vom Bauernhof Werner Stauffacher, Ennetbühl Bild: Werner Stauffacher Ennetbühl

Rundgang durch die Weissküferei

Zuerst zeigte Werner Stauffacher mir und meinem Mann den Verkaufsladen, von dem wir hin und weg waren. Die Liebe zum Detail war sichtlich erkennbar.

«Man muss einfach gerne arbeiten», so Werner Stauffacher. Das muss man wohl. Bis vor kurzer Zeit bewirtschaftete er auch noch den Hof, den er jetzt einem seiner Söhne übergeben hat. Er selbst bildet als letzter Ausbildner seinen Lehrling (erstes Lehrjahr) in der Kunst der Weissküferei aus. Gerne möchte er ihm die Kunst der Weissküferei einmal übergeben und hat das Gefühl, das dieser gut geeignet wäre.

  • Die Liebe zum Detail; Kuh herausgeschnitzt Bild: Patricia Rutz
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  • Alles von Hand hergestellt (kleiner Laden von Werner Stauffacher) Bild: Patricia Rutz
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Händchen vom Jesuskind geschnitzt

Gerade am Vorabend schnitzte er schnell das Händchen vom Jesuskind auf den Armen von Maria, das leider abgebrochen war. Die Figur schon natürlich gedunkelt mit dem hellen Händchen. «Ich hatte gerade Zeit, das Händchen zu schnitzen, bis der angemeldete Besucher zu später Stunde doch noch kam». Mir schien es unglaublich, dass man so schnell ein Händchen ganz passend in so kurzer Zeit schnitzen konnte. Er zeigte uns auch das kleine Messerchen, mit dem er schnitzt. Nein, zum ersten Mal schnitzte er nicht. Überall findet man seine Schnitzereien. Liebevoll verzierte Stabellen, Uhren, Brotbrettchen usw.

  • Von Hand von Werner Stauffacher selbst geschnitzt Bild: Patricia Rutz
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  • Trichter um den Alpsegen auszusprechen, «geflicktes Händchen vom Jesuskind», verschiedene Wanduhren Bild: Patricia Rutz
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Werkstatt und Lager

Hier wird gearbeitet. Alle ist an seinem Platz. Doch überall gibt es angefangene Arbeiten. Ganze Reihen von «Sparkässeli», die dann weiterverkauft werden an Geschäfte. Stauffacher bemerkt: «Unsere von Hand hergestellten Kässeli» würden dann auf den fertigen Produkten stehen, dabei würden sie sie herstellen.

Gerade fertig geschnitzt, zeigt er uns für mich ein Trichter, mit dem der Alpsegen ausgerufen wird. Aus Tannenholz sind sie und lassen sich gut schnitzen.

 

  • Lager und Werkstatt von Werner Stauffacher Bild: Patricia Rutz
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  • Ausstellungsstücke im Laden von Werner Stauffacher Bild: Patricia Rutz
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Kaffeestube

Vom Rundgang tief beeindruckt, lädt uns Werner Stauffacher in seine Kaffeestube in seiner Werkstatt ein. Gemütlich sitzen wir inmitten von nicht fertigen Tierkässeli und trinken einen heissen Kaffee. Schnell gibt es ein angeregtes Gespräch. Werner Stauffacher weiss viel zu erzählen. Gelacht wird von der ersten Sekunde an und niemand fühlt sich mitten in einer Pandemie. Verflogen ist sie in der Welt eines passionierten Weissküfers und Postkutschenfahrers. Werner Stauffacher mag lustige Geschichten, die mein Mann gut erzählen kann. Vater Konrad Rutz war war auch ein gewitzter Toggenburger von Wildhaus. Als er seine Wirtschaft in Wattwil wieder loswerden wollte, weil sie nicht rentabel war, rief er einen Tag, bevor der interessierte Käufer kam, auf der nahen Baustelle die Arbeiter auf, am nächsten Tag bei ihm Freibier zu trinken. Als der Interessent dann kam, war die Gaststube voll. So war der Kauf schnell getätigt, denn das Restaurant schien für ihn gut zu laufen.

  • Deutsche und Schweizer Pferde für die Kutschen von Werner Stauffacher Bild: Patricia Rutz
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  • Werner Stauffacher «streichelt» Max mit dem Reissbesen Bild: Patricia Rutz
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Pferdestall und Kutschen

Schwerlich konnten wir aufstehen, doch Werner Stauffacher wollte noch seine Mutter im nahegelegenen Altersheim aufsuchen, und auch wir hatten noch einen ausstehenden Besuch bei Freunden meines Mannes. Doch wollten wir unbedingt natürlich noch die vier Pferde und die Kutschen von Werner Stauffacher sehen.

Wunderschöne Pferde, die in einem wunderschönen Stall untergebracht sind. Liebevoll streichelte er sein Pferd Max mit dem Reissbesen. Normalerweise mögen das Pferde nicht. Doch nah vertraut genoss Max die Streicheleinheiten.

Gleich neben dem Rossstall die zwei Kutschen. Natürlich auch das ganze «Geschirr» fein säuberlich aufgehängt für die Fahrten. Zuvorderst die Kutsche, die sowohl für Schlitten- wie auch für Kutschenfahrten dient. Durch eine Hydraulik kann Werner Stauffacher die Kufen einziehen und die Räder nach unten lassen. So endet die Schlittenfahrt nicht, wenn plötzlich kein Schnee mehr liegt.

Kutschen und Zubehör im Lager Bild: Patricia Rutz

«Wir kommen wieder!»

Gefüllt und fröhlich verabschiedeten wir uns von Werner Stauffacher mit der Versicherung, dass wir wieder kommen würden. Sowieso, denn wir hatten noch eine Bestellung aufgegeben für ein «Kässeli» mit einer kunstvoll geschnitzten Rosette und dem Schriftzug für einen siebzigsten Geburtstag.

Danke Werner für Deine vielen Informationen und Deinen freundlichen Empfang!

Werner Stauffacher

Im Dezember wurde er 60 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Neben seiner Weissküferei liebt er Postkutschenfahrten. Seine Leidenschaft für Pferde begann schon im Jahre 1985, als er  mit Haflingerpferden die ersten Fahrten unternahm. Mit den Jahren hegte er den grossen Wunsch, Postkutschenfahrten anzubieten.

Im Jahre 2000 wurde sein Wunsch wahr. Die umfassende Planung und die umfangreichen Anschaffungen verteilte er auf acht Jahre. Mit seinem Partner Sämi Frick hatte er einen zuverlässigen Kameraden und Pferdehalter gefunden, der von der Idee sofort begeistert war.

Zusammen können sie nun mit der historischen Postkutsche fünfspännige Fahrten von Ennetbühl über die Schwägalp nach Urnäsch anbieten. Es ist eine wunderschöne Reise durch die Landschaft vom Toggenburg ins Appenzellerland. Auch gehören Spezialitäten aus beiden Gegenden zum Gesamterlebnis.

Kontakt

Werner und Jolanda Stauffacher, Riet, 9651 Ennetbühl (an der Schwägalpstrasse), 071 994 10 53

www.postkutschenfahrten.ch
www.weisskueferei-stauffacher.ch
familie@weisskueferei-stauffacher.ch

Werner Stauffacher und Redakteurin Patricia Rutz/Toggenburg24 Bild: Patricia Rutz

Kontakt

Patricia Rutz
Toggenburg24
Hauptplatz 5
8640 Rapperswil
www.toggenburg24.ch
patricia.rutz@toggenburg24.ch

Patricia Rutz/Toggenburg24