Die SRG-Gebühren-Halbierungsinitiative ist weniger ein Sparprojekt als eine Vertrauensfrage.
Sie ist das politische Ventil für einen seit Jahren wachsenden Unmut über Kurs, Tonfall und Selbstverständnis eines öffentlich finanzierten Medienhauses, das sich zunehmend als gesellschaftlicher Akteur mit erzieherischem Anspruch versteht.
Die SRG ist nicht plötzlich in diese Lage geraten.
Sie ist wiederholt darauf hingewiesen worden, dass ein wahrgenommener linkslastiger Blickwinkel, kombiniert mit moralischem Belehren, weder zum Service-public-Auftrag gehört noch bei einem breiten Publikum Akzeptanz findet.
Öffentlich-rechtliche Medien leben von Glaubwürdigkeit, nicht von Haltung. Wer Zwangsgebühren erhebt, darf sich keine pädagogische Distanz zum eigenen Publikum leisten.
Genau hier liegt der Kern des Problems: Nicht einzelne Beiträge sind ausschlaggebend, sondern der Eindruck eines Milieus, das seine Sicht der Welt für selbstverständlich hält und andere Perspektiven unterdrückt, belächelt oder belehrt statt abbildet.
Die Initiative reagiert auf diesen Akzeptanzverlust mit der groben Klinge.
Eine Halbierung der Gebühren ist kein fein austariertes Reforminstrument, sondern eine Rosskur.
Sie unterscheidet nicht zwischen notwendigem Kernauftrag und aufgeblähten Nebenangeboten, nicht zwischen regionaler Grundversorgung und austauschbarer Unterhaltung.
Kritiker der Initiative haben recht, wenn sie vor Einschnitten warnen, die gerade jene Leistungen treffen könnten, auf die man sich im Ernstfall verlassen will.
Gleichzeitig greift die Verteidigung der SRG zu kurz, wenn sie die Initiative ausschliesslich als Angriff auf Medienfreiheit oder kulturelle Vielfalt darstellt. Sie blendet die eigene Verantwortung aus.
Der Vertrauensverlust ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hausgemacht.
Wer über Jahre Warnsignale ignoriert, darf sich nicht wundern, wenn die politische Antwort drastisch ausfällt.
Eine SRG, die ihren Auftrag ernst nimmt, hätte längst selbst gehandelt: konsequente Fokussierung auf Information, Bildung und regionale Verankerung, eine nachvollziehbare Trennung von Bericht und Kommentar, echte Meinungsvielfalt statt Gesinnungskorridor, weniger missionarischer Ton und mehr professionelle Zurückhaltung.
Dazu kämen schlankere Strukturen, transparente Löhne und eine klare Prioritätensetzung bei Programmen.
Unterm Strich ist die Gebühren-Halbierungsinitiative kein Kulturkampf, sondern eine Misstrauensabstimmung.
Sie entscheidet nicht nur über Frankenbeträge, sondern über die Frage, ob die SRG wieder als Dienstleister für das ganze Land wahrgenommen wird oder weiterhin als moralische Instanz, die ihrem Publikum erklären will, wie es zu denken hat.