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St. Gallen
11.07.2025

«Es war ein Glücksfall»

Kim Brockmann.
Kim Brockmann. Bild: Roger Fuchs
Ende Juli übergibt Kimberly Brockman die Leitung der Diözesanen Kirchenmusikschule St.Gallen (dkms) an Xoán Castiñeira. Sie freut sich auf mehr Freiraum, um sich nochmals komplett auf eigene Musikprojekte konzentrieren zu können.

Die 20 Jahre bei der dkms bezeichnet sie als Glücksfall – sie habe hier alle ihre Fähigkeiten ausleben können. Bei der Feier zur Diplomübergabe an die neuen Kirchenmusikerinnen und -musiker gab es langanhaltenden Applaus für ihre Leidenschaft, mit der sie sich für die Schule engagiert hatte.

«Die Diözesane Kirchenmusikschule liegt mir sehr am Herzen. Glaube, Musik und Gemeinschaft treffen hier auf einzigartige Weise zusammen», sagte Kimberly Brockman bei der kürzlich abgehaltenen Diplomfeier der neuen Kirchenmusikerinnen und -musiker. Ihre Dankbarkeit für zwei Jahrzehnte dkms manifestiert sich ebenso im persönlichen Gespräch. «Es war eine sehr erfüllende Zeit», so Brockman, die 2003 als Gesangspädagogin zur dkms stiess. Ab 2005 engagierte sie sich als Co-Schulleiterin an der Seite von Hans Eberhard, seit 2015 lag die Verantwortung allein in ihren Händen.

Stark gewachsene Institution

Vieles hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verändert: Zu Beginn ihres Engagements bei der dkms gab es noch keine Domsingschule, diese entstand erst ab 2005. Auch die Regionalschulen Sarganserland-Werdenberg und Linthgebiet kamen erst im Verlauf der Zeit dazu. Ein weiterer Meilenstein war die Einweihung und Inbetriebnahme neuer Schulräume im «centrum dkms» im Jahr 2010. Nicht zuletzt hat sich die Kirchenmusikschule mit der Einführung neuer Studienrichtungen weiterentwickelt: Mittlerweile gibt es die Studiengänge Orgel, Chorleitung, Popularmusik und ganz neu auch den Studiengang mit Kantorengesang und Singleitung. Heute präsentiert sich die dkms so vielfältig wie nie zuvor – damit einher geht auch eine Zunahme des administrativen Aufwands. «Auch Social Media und unsere Website haben in meiner Zeit eine völlig neue Dynamik erhalten», bringt es Kimberly Brockman auf den Punkt.

Unverändert geblieben ist hingegen die Philosophie der dkms. «Wir wollen mit unserem Wirken stets ein Verständnis dafür schaffen, dass die Musik auch eine Form der Liturgie ist», erklärt Brockman. Es sei ihr immer wichtig gewesen, dass die Absolventinnen und Absolventen mit Begeisterung in ihre Kirchgemeinden zurückkehren und mit der Musik zu einer lebendigen Kirche beitragen. Gingen die Schülerzahlen während der Coronajahre zurück, so konnten in diesem Jahr zwölf Diplome überreicht werden. Für das nächste Studienjahr gibt es 19 Anmeldungen. «Dieses Wachstum ist hoffentlich kein Zufall, sondern ein Trend», sagt Brockman.

  • Kim Brockman wurde auch im Rahmen der diesjährigen. Bild: Roger Fuchs
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  • Lobende Worte für Kim Brockman gibt es auch vom Leiter der Evang. Kirchenmusikschule St.Gallen, Andreas Hausammann Bild: Roger Fuchs
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Auf eigene Projekte fokussieren

Mit 61 Jahren gibt Kimberly Brockman die Leitung der dkms nun in neue Hände: Xoán Castiñeira aus Niederteufen übernimmt. «Es ist meine persönliche Entscheidung, diese Funktion abzugeben», sagt Brockman. «Es ist mir wichtig, noch Zeit in meinem Leben zu haben, in der ich mich wieder voll auf die Musik und weitere kulturelle Projekte konzentrieren kann. In einem kleinen Pensum bleibe ich der dkms als Gesangslehrerin erhalten.»

Bleibt noch die Frage, warum Kimberly Brockman, die ursprünglich aus den USA stammt, in New York studiert hat und später an der Kölner Oper sowie am Theater St.Gallen wirkte, nie auf eine Künstlerkarriere gesetzt hat? Ihre Antwort fällt kurz und prägnant aus: «Das wollte ich nicht.» Eine Karriere als Sängerin sei hartes Business, oft sei man dabei nirgendwo heimisch. Auch liege es ihr nicht, zu ellbögeln.

An der dkms hingegen habe sie alle ihre Fähigkeiten ausleben können. Auch die Kombination von Schulleitung sowie Auftrittsmöglichkeiten als Solistin an der Kathedrale sei ein absoluter Glücksfall gewesen. Es war für sie eine Herzenssache, die Kirchenmusik zu leben, sichtbar zu machen und im ganzen Bistum zu fördern. Für ihre Leidenschaft gabs auch lobende Worte von der Schwesterkirche bei der diesjährigen Diplomfeier. «Was Kim Brockman gemacht hat, hatte Hand und Fuss», so Andreas Hausammann, Leiter der Evangelischen Kirchenmusikschule St.Gallen (ekms).

Ein eigener Kosmos

Ihre wässrigen Augen liessen keinen Zweifel daran, dass die Musikerin mit dem Niederlegen der Leitung der dkms nicht einfach fort ist, sondern all ihren Wegbegleiterinnen und -begleitern verbunden bleibt. Oder wie es Kimberly Brockman selbst ausdrückt: «Die Welt der Kirchenmusik ist wie ein eigener Kosmos. Man trifft sich immer wieder.»

Roger Fuchs, sg.kath.ch / toggenburg24