Hinter dem etwas abseits von Stein gelegenen Hof von Mirjam und Ueli Rutz erhebt sich die eindrückliche Rotsteinwand, deren Wald gerade in den herrlichsten Oktoberfarben leuchtet. Direkt gegenüber liegt der markante Hausberg Goggeien. "Gäll, man würde am liebsten die Wanderschuhe herausholen und losmarschieren", bemerkt Mirjam Rutz (38). Ihr Mann Ueli stimmt ihr zu und meint: "Ja, unser Plätzchen hier ist wirklich wunderschön. Aber nicht nur das." Strahlend zeigt der 40-Jährige hinter sich. Wo man früher ein altes Bauernhaus ohne Zentralheizung und einen klassischen Anbindestall sah, erblickt man heute ein Stallgebäude mit modernem Holzanbau und ein renoviertes Wohnhaus mit neuer Schindelfassade, welches das Paar mit seinen beiden Kindern Ueli (10) und Anna (7) seit 2016 bewohnt.
Vom An- und Losbinden
"Wir haben vor elf Jahren den in die Jahre gekommenen Milchwirtschaftsbetrieb von Uelis Eltern übernommen", erinnert sich Mirjam Rutz, die selbst als Bauerntochter in Grabserberg SG aufgewachsen ist. Dennoch sei das für sie nicht einfach gewesen. "Zuallererst mussten
wir bei der Coop Patenschaft für Berggebiete um Unterstützung anfragen, um eine alte Maschine zu ersetzen", erzählt sie. Die Patenschaft habe aber sofort unkompliziert Hand geboten – wie auch beim Umbau des Wohnhauses – und so seien sie ihrem Ziel, den Hof dereinst zeitgemäss führen zu können, Schritt für Schritt nähergekommen.
Zeitgemäss hiess für das Paar auch, dass es von der Milchwirtschaft wegkommen wollte. "Wir sind beide nebenbei beruflich stark engagiert", sagt Ueli Rutz. Er ist als Klauenpfleger im ganzen Obertoggenburg unterwegs, sie hilft anderen Familien, mit der Therapiemethode "Systemstellen mit Figuren" gesundheitliche oder geschäftliche Probleme zu lösen. "So haben wir unseren 28-Hektar-Betrieb laufend auf Mutterkuhhaltung nach Natura-Beef-Richtlinien umgestellt und sind jetzt zeitlich nicht mehr so stark an den Stall gebunden."
Das bedeute aber nicht, dass man den Tieren insgesamt weniger Zeit widme, betont seine Frau: "Wir alle sind sehr oft bei den Kühen, weil das Beobachten und eine gute Bindung in der Herdenhaltung enorm wichtig sind. Doch jetzt haben wir auch mal die Möglichkeit, mit den Kindern etwas Grösseres zu unternehmen oder ein paar Tage in die Herbstferien zu fahren."
Hilfe zur Selbsthilfe
Bis der neue Stallanbau mit Aussenbereich stand, brauchte es aber noch etwas Geduld. Knackpunkt war erneut die Finanzierung. Um Kosten zu sparen, packten Ueli und Mirjam Rutz wo immer möglich selbst an – sei es beim Betonieren oder beim Montieren der Holzfassade. Trotzdem fehlte noch einiges, um den Bau verwirklichen zu können. Darum reichten sie ihre Dokumente nochmals bei Coop ein. Und der Coop-Regionalrat Ostschweiz sowie die Coop Patenschaft für Berggebiete sprangen ein und deckten die Finanzierungslücke von 50'000 Franken.
"Weil die Patenschaft heuer ihr 80-Jahr-Jubilaum feiert, haben wir entschieden, dieses Jahr mehrere Projekte gemeinsam finanziell zu unterstützen, erklärt die zuständige Regionalrätin Suzanne Blaser (49) bei ihrem Besuch im Toggenburg. Und sie fügt an: "Wenn ich diese Familie mit ihren zutraulichen und gesunden Kühen sehe, freue ich mich, dass wir hier Hilfe zur Selbsthilfe leisten konnten."