Die Physik und damit die Energiebilanz hilft uns weiter. Eine Kuh benötigt für den sogenannten Erhaltungsbedarf (Aufrechterhaltung der Körperfunktionen) ca. 45 Megajoule Bruttoenergie pro Tag. Zusätzlich braucht sie für die Tagesproduktion von 30 Litern Milch 140 MJ Bruttoenergie. Sie benötigt also dreimal soviel Energie für die Milch, wie für sich selbst. Hätte der Mensch die gleiche Leistung, müsste er an den Wochentagen viermal soviel Kalorien zu sich nehmen, wie am Sonntag. Oder anders gesagt, die Kuh ist leistungsmässig immer im Fitnesscenter. Man sieht es diesen freundlichen Tieren, die in stoischer Ruhe fast Tag und Nacht am Fressen oder am Wiederkauen sind, nicht an, welch enorme Leistung sie für uns bewältigen. Leider geht bei Energieumwandlungen immer ein Teil der Bruttoenergie als Wärme verloren. Eine gute Kuh hat also trotz Minustemperaturen immer warm genug und in allzudichten Viehställen oft zu heiss. Wenn die Leistung sinkt und damit weniger Abwärme zur Verfügung steht, wird sie sich aklimatisieren und die Haare wachsen lassen.
Magazin
21.11.2021
Schlauer durch den Bauer: Warum haben gute Kühe kurze Haare ?

Kühe auf der Weide. (Symbolbild)
Bild:
zVg
Der Viehhändler achtet darauf, der Tierarzt tut es und auch der Viehzüchter ist der gleichen Meinung: Eine gute Kuh hat kurze Haare! Warum eigentlich? Ist das nur ein falsches Schönheitsbild oder hat es mit der Milch etwas zu tun? Dabei wären doch Kühe mit langen Haaren eher geeignet für die oft unisolierten Kaltställe der neuen Zeit.
Der Autor ist ausgebildet als Ing. der „Tierproduktion“ und heute als Landwirt zu 100 % im Pflanzen-/ Gemüsebau tätig.