Seine Herkunft konnte nie geklärt werden. Später wurden seine Gebeine für eugenische Forschungen missbraucht.
Das Leben des Johannes Seluner war von der Toggenburger Journalistin, Schriftstellerin und Historikerin Rea Brändle für ihr 1990 erschienenes und 2016 überarbeitetes Buch erforscht worden. 2019 starb die Autorin. Es sei ihr Wunsch gewesen, dass Seluner neu beigesetzt werde, heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung der Gemeinde Nesslau und der Universität Zürich vom Donnerstag.
Armenbehandlung im Toggenburg
1844 hatte ein Senn auf dem zu den Churfirsten gehörenden Seluner Berg einen völlig verwilderten Jugendlichen entdeckt, der sich nicht verständigen konnte. Später stellte sich heraus, dass er gehörlos war. Wie etwa bei Kaspar Hauser war seine Identität Gegenstand von zahlreichen Vermutungen und Gerüchten, wurde aber nie geklärt. Sein Schicksal löste Zeitungsberichte bis in die USA aus.
Brändle schilderte in ihrem Buch den ungewöhnlichen Lebensweg des Johannes Seluner, benannt nach dem Ort an dem er gefunden wurde. Sie schilderte in ihrem Buch aber vor allem auch, wie die Armen damals in den Toggenburger Gemeinden behandelt wurden.
Gebeine in Zürich aufbewahrt
Mit seinem Tod im Oktober 1898 war die tragische Geschichte des Findlings noch nicht zu Ende. 1926 wurde sein Leichnam für eugenische Forschungen exhumiert und am Anthropologischen Institut der Universität Zürich untersucht. Es ging damals darum, Belege für höher- oder minderwertige Menschenrassen zu finden. Danach blieben die Gebeine in Zürich - aufbewahrt in einer archäologischen Fundkiste.
Christoph Zollikofer und Marcia Ponce de Léon vom Anthropologischen Institut hätten sich stark dafür engagiert, die sterblichen Überreste Seluners in seiner Toggenburger Heimat zu bestatten, heisst es in der Mitteilung.