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31.08.2021
31.08.2021 21:27 Uhr

Wie funktioniert moderne Steuerfahndung?

Allzu viele Steueroasen gibt es in der EU mittlerweile nicht mehr.
Allzu viele Steueroasen gibt es in der EU mittlerweile nicht mehr. Bild: pixabay
Sowohl in Deutschland als auch der Schweiz gibt es verschiedene Möglichkeiten, Steuerhinterziehern auf die Schliche zu kommen. Wie funktioniert die moderne Fahndung?

Sowohl in Deutschland als auch der Schweiz gibt es verschiedene Möglichkeiten, Steuerhinterziehern auf die Schliche zu kommen. Dabei gilt die Schweiz als ein beliebtes Ziel für Menschen, die eigentlich fällige Steuerzahlungen umgehen möchten. Gekauft wurden vom deutschen Fiskus in der Vergangenheit immer wieder CDs, auf denen Schweizer Kontodaten hinterlegt waren. Zwar ist diese Maßnahme umstritten, gelohnt haben sich diese Käufe für den Staat aber allemal. Bereits im Jahr 2012 hatte man dafür schon mehrere Millionen Euro ausgegeben, verdient allerdings deutlich mehr. Von über zwei Milliarden Euro war bereits vor einigen Jahren die Rede. Mittlerweile gibt es zudem noch weitaus mehr Möglichkeiten, Steuerhinterzieher zu entlarven.

Konsequenzen für Weitergabe der Daten aus der Schweiz

Um an die Steuerdaten aus der Schweiz zu gelangen, brauchte es im Zuge der Verkäufe der Daten-CDs Mittelsmänner. Im Jahr 2015 wurde dann ein Deutscher verurteilt. Die Verurteilung durch das Schweizer Gericht zeigt, wie kontrovers das Thema Steuer-CDs diskutiert wurde: Rund 2600 Bankkunden und deren Daten hatte ein deutscher Beamter dem Staat zugespielt. Für den Beamten wurde vom Schweizer Gericht dann eine hohe Geldstrafe verhängt. Zudem gab es bereits im Jahr 2013 eine Strafe für einen Informatiker, der Kundeninformationen an die deutsche Steuerfahndung verkauft hatte. Auch hiermit gelang es Deutschland, Steuersünder zu überführen.

Diese Informationsquellen nutzt die Steuerfahndung

Menschen versuchen nach wie vor, auf die ein oder andere Weise Steuern zu sparen. Doch auch das Finanzamt hat seine Mittel und Wege, um Betrugsversuche aufzudecken. Berücksichtigt werden Daten, die von Banken, Behörden, Sozialversicherungen oder anderen Steuerzahlen eingeholt werden können. Darüber hinaus gibt es dann noch die zuvor genannten Daten-CDs, die auch in der Schweiz für viel Aufregung sorgten.

Durch die mittlerweile automatisierten Vorgänge und die allgemeine Digitalisierung ist es heutzutage deutlich einfacher, Steuerhinterzieher zu ahnden. Auch kleine Mogeleien können so leicht aufgedeckt werden – oder eben auch große, wenn, wie in Zusammenhang mit Schweizer Kunden schon oft beobachtet, genügend Geld fließt und es Informanten gibt. Die Daten-CDs werden von deutschen Bürgern gefürchtet, weshalb sich Steuerfahnder in der Vergangenheit vermehrt selbst anzeigten. Die ungewöhnliche Methode, an Informationen von ausländischen Banken zu gelangen, zeigte also Wirkung.

Allzu viele Steueroasen gibt es in der EU mittlerweile nicht mehr. In diesem Zusammenhang immer noch gern genannt wird aber zum Beispiel Malta. Hier ist Steuerkriminalität an der Tagesordnung, besonders durch fehlende Einkommenssteuern und Kapitalertragssteuern. Eine große Rolle spielt auf Malta zudem die Glücksspielindustrie. Wer sofort spielen im Casino schätzt, greift heutzutage vermehrt auf Online-Casinos zurück. Viele der Seiten sind auf Malta registriert und lizenziert. Nicht nur Steuern werden bei Glücksspielunternehmen hinterzogen, auch der Vorwurf der Geldwäsche wurde in den letzten Jahren immer lauter. Ganze Banden stecken oft hinter den Glücksspielfirmen und sorgen dafür, dass dem maltesischen Staat in den letzten Jahren viele Milliarden Euro entgingen. Und auch ausländische Unternehmen siedeln sich deshalb gern auf Malta an: Einerseits scheint es noch immer recht einfach, Steuern zu hinterziehen. Andererseits sind anfallende Steuern geringer als in anderen EU-Ländern, weshalb der Hauptsitz gern auf die Sonneninsel verlegt wird.

Skandal um Uli Hoeneß

Der ehemalige Präsident des FC Bayern München ist ein prominentes Beispiel dafür, dass Steuerhinterziehung in der Schweiz heutzutage nicht mehr so leicht funktioniert: Bis 2006 spekulierte Hoeneß großzügig an der Börse. Genutzt hatte er dafür ein Schweizer Konto. Bis 2013 passierte dann erstmal nichts, schließlich zeigte er sich aber selbst an. Er gab an, dass er keine Kapitalertragssteuer gezahlt hatte. Damit begann die Ermittlung. Angezeigt hatte er sich nur, weil er nicht vom Steuersünder-Abkommen hatten profitieren können, denn dieses war im Jahr 2013 gescheitert. Geplant war eine anonyme und pauschale Nachversteuerung von Schwarzgeld, das in der Schweiz lag. Hoeneß hätte so deutlich weniger zahlen müssen, doch die Hoffnung erfüllte sich nicht. Auch hier hatte er also versucht, zu zocken, sein Plan ging allerdings nicht auf.

Schwarzgeld oder Steuerhinterziehung?

Wenn Deutsche Geld in der Schweiz anlegen, wird zwischen Steuerhinterziehung und wirklichem Schwarzgeld unterschieden. Letzteres ist jenes Geld, das komplett am deutschen Staat vorbeigemogelt wurde. Beides ist natürlich strafbar, wird aber unterschiedlich behandelt. Ebenso gibt es Probleme, wenn Zinsen nicht ordnungsgemäß versteuert werden.

Einige Jahre lang wurden Geld und Zinsen so ungeachtet zur Seite geschafft. Manchmal hatte man einfach vergessen, Beträge anzugeben, oft steckte auch bewusst eine kriminelle Absicht dahinter. Bekam der deutsche Staat vom Schweizer Konto nichts mit, gab es auch keine Probleme. Nützlich war es für Steuersünder, dass Schweizer Banken über einen langen Zeitraum nicht die Pflicht hatten, Bank- und Kundeninformationen weiterzuleiten. Ab den 2000er Jahren gab es dann aber nicht nur vermehrt Daten-Verkäufe, sondern auch Diskussionen um einen vereinfachten Informationsaustausch. So gibt es seit 2013 den AIA, den automatischen Informationsaustausch. Bereits seit dem Jahr 2017 gelten dafür auch notwenige Gesetze, die dafür sorgen sollen, dass endlich eine höhere Steuertransparenz gibt. Alle Staaten, die Teil des AIA-Abkommens sind, können an wichtige Daten der Schweizer Konten gelangen, um so vermutete Steuerhinterziehungen im Heimatland aufzudecken.

Dieses neue Gesetz zeigt Wirkung: Mittlerweile gibt es in Deutschland weniger Selbstanzeigen. Auch Daten-CDs sind kein großes Thema mehr. Dem gegenüber stehen die vielen Selbstanzeigen, die es noch im Jahr 2018 gab, als neue Gesetze in Kraft traten. Heute ist die Schweiz keine klassische Steueroase mehr. Tatsächlich gibt es immer weniger Orte, an denen Steuersünder ihr Geld verstecken können. Und auch für Schweizer gilt: Keine Steuererklärung abzugeben oder Gelder bewusst zu verschweigen, ist keine gute Idee. Verzichten Sie auf falsche Angaben und geben Sie Ihre Steuererklärung ordnungsgemäß ab. Auch Dokumente sollten Sie keinesfalls fälschen, das kann bei einer Steuerprüfung zu Problemen führen. Auch international sind Behörden mittlerweile miteinander vernetzt, sodass Schwindeleien einfacher denn je aufzudecken sind. Die Strafen reichen je nach Schwere des Steuerverbrechens von hohen Geldbußen bis hin zu Gefängnisstrafen. Bestraft werden kann jeder, der ohne Rechnung arbeitet, Schwarzgeld einkassiert oder falsche Angaben macht.

Sollten doch einmal Fehler gemacht worden sein, lohnt sich Reue in der Schweiz: Wer sich selbst anzeigt, kann mit milderen Strafen rechnen. Am besten fahren Sie aber natürlich, wenn Sie gar keine Steuerverbrechen vergehen. Hilfreich ist es, bei komplizierteren Steuererklärungen mit einem Steuerberater zusammenzuarbeiten. Dieser kann nicht nur bei legalen Einsparungen helfen, sondern Sie auch davor bewahren, ungewollte Falschangaben zu machen.

Linth24/Toggenburg24