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Kultur
26.06.2021

Endlich! Würdigung für Battistini in Rapperswil

Maria-Luisa Battistini freut sich über die späte Würdigung ihres Bruders.
Maria-Luisa Battistini freut sich über die späte Würdigung ihres Bruders. Bild: Jérôme Stern/LInth24
Alfredo Battistini war einer der markantesten Künstler und Spitzensportler von Rapperswil. 13 Jahre nach seinem frühen Tod würdigt ihn die Stadt mit einer Ehrenplakette.

Die Clownskulptur auf dem Seedamm eingangs Rapperswi-Jona kennt wohl jedes Kind. Geschaffen wurde sie 1993 von Alfredo Battistini aus Uznach. Nun hat die Stadt 13 Jahre nach seinem frühen Tod am Fusse der Skulptur eine Bronzetafel zu seiner Würdigung angebracht. Für seine Schwester Maria-Luisa Battistini geht damit ein langgehegter Traum in Erfüllung, denn nach seinem frühen Tod 2008 drohte das Andenken und Werk des Bildhauers und Spitzensportlers schleichend in Vergessenheit zu geraten. Als vor drei Jahren auch noch sein Urnengrab aufgehoben wurde, wehrte sich Maria-Luisa vergebens. 

«Ich habe alles versucht und sowohl mit der Kirchgemeinde wie auch mit der Stadt gesprochen, aber offenbar gibt es bei der Frist für Grabaufhebungen keinen Spielraum.» Dies sei umso trauriger, weil Freunde aus der ganzen Welt das Grab besuchen wollten, dieses jedoch nicht mehr auffindbar sei. 

Die kleine Tafel bedeutet der Schwester von Alfredo Battistini viel. Bild: Jérôme Stern/LInth24

Boxer, Künstler, Weltmeister

Alfredo Battistini war fraglos eine markante Persönlichkeit: Vor seiner Laufbahn als Bildhauer war er in den 70er-Jahren einer der erfolgreichsten Schweizer Boxer im Halbschwergewicht. Im Rahmenprogramm des spektakulären Kampfes Muhammed Ali gegen Jürgen Blin im Zürcher Hallenstadion, am 26. Dezember 1971, boxte er im Vorprogramm – und in den Jahren 1975 und 1976 wurde er Schweizer Meister in seiner Gewichtsklasse. 

1979 wurde er zudem an der renommierten Kunstakademie von Paris als Bildhauerstudent aufgenommen. Doch zugleich wurde das Jahr für den aufstrebenden Künstler und Sportler zum schicksalhaften Wendepunkt: Bei einem unverschuldetem Autounfall erlitt er als Beifahrer schwere Verletzungen und war fortan querschnittgelähmt. Mit bewundernswerter Willenskraft kämpfte sich Battistini zurück ins Leben, führte seine Tätigkeit als Bildhauer unbeirrt fort. Und sogar als Sportler reüssierte er wieder. 

Alfredo Battistini in seinem späten Jahren bei der Arbeit an einem Werk. Bild: zVg

Mehrfacher Weltmeister und Schweizer Meister 

Nach dem tragischen Unfall stürzte sich Battistini mit bewundernswerter Willenskraft auf den Rollstuhlsport. In der Folge wurde er fünf Mal Weltmeister, zwei Mal Europameister und 25 Mal Schweizermeister im Bankdrücken. Zudem konnte er an drei Olympischen Spielen teilnehmen. Seine Höchstleistung: 225 Kilogramm. Auch künstlerisch führte er seine Arbeit unbeirrt fort und schuf ein beeindruckend umfangreiches Werk. 

2008 starb Alfredo Battistini im Alter von 54 Jahren an seinem Wohn- und Arbeitsort St. Gallenkappel an einem Herzstillstand. Seitdem kümmert sich seine Schwester Maria-Luisa um den Nachlass ihres Bruders. Besonders freut sie, dass drei seiner wichtigsten Werke an Orten stehen, zu denen Alfredo einen engen Bezug hatte. Mit der Clownstatue ehrte er den Circus Knie, wobei ihn zeitlebens eine enge Freundschaft mit Franco Knie Senior verband. Eine andere Skulptur, „la Creazione“, steht seit 2009 neben Michelangelos Geburtshaus in Italien. Der Renaissance-Künstler war für Battistini stets ein grosses Vorbild.

Ein Kreis schliesst sich

Nun soll auch eine dritte Skulptur, die zu Ehren des legendären Boxers Muhammed Ali entstand, den ihr gebührenden Platz finden. Tatsächlich steht Maria-Luisa Battistini derzeit in Verhandlungen mit der Muhammed-Ali-Stiftung und Lonni Ali, der Frau des Champions, welche das Werk an ihren Sitz in Amerika platzieren wollen. Entschieden sei aber noch nichts, man stehe miteinander in Kontakt. „Falls die Gespräche erfolgreich verlaufen würde sich ein Kreis schliessen“, sagt sie und blickt ein letztes Mal auf die Tafel beim Clowndenkmal. „Und mit der Würdigung der Stadt habe ich endlich erreicht, was ich viele Jahre angestrebt habe.“

Jérôme Stern, Linth24/Toggenburg24