Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Kantone
04.06.2021

Spitex-Knall: «Es war eine Herkulesaufgabe»

Michael Zellweger übernahm die Geschäftsführung am 1. Januar 2021.
Michael Zellweger übernahm die Geschäftsführung am 1. Januar 2021. Bild: zVg
Michael Zellweger, Geschäftsführer der Spitex St.Gallen AG, verlässt das Unternehmen nach nur sechs Monaten per sofort. Nun meldet sich der VR-Präsident zu Wort.

In der Spitex kriselt es gewaltig: Mehrere Kündigungswellen, unerhörte Mitarbeiter und Kritik am neuen System sorgten in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen. Nun verlässt auch noch der Geschäftsführer das Boot – nach nur sechs Monaten.

Michael Zellweger verlässt die Spitex St.Gallen AG auf eigenen Wunsch, heisst es am Donnerstag in der Medienmitteilung. Im Dezember 2020 hat der Geschäftsführer den Weg für den operativen Start der neu gegründeten Organisation per 1. Januar 2021 in die Wege geleitet.

Zu viel Druck?

Unter seiner Führung wurden rückwärtige Prozesse vereinheitlicht und die technologische Entwicklung vorangetrieben. Doch die Reorganisation sorgte für sehr viel Kritik: Mitarbeiter warfen der Spitex vor, dass mit der neuen Philosophie nur dem Geld hinterhergejagt werde und nicht mehr die Klienten im Fokus stünden.

Deshalb kehrten 34 Angestellte der Spitex den Rücken. Handlungsbedarf und reichten eine Interpellation mit dem dem Titel «Wie steht es um die neue Spitex St.Gallen AG?» ein. Sie wollen unter anderem wissen mit welchen Begründungen die Mitarbeiter gekündigt haben und was konkret gegen die Kündigungswelle unternommen wird. Immer lauter wurden die Stimmen, die interne Untersuchungen forderten. Wurde der Druck für Zellweger zu gross?

Besonders der Standort Spitex-West ist von den Kündigungen betroffen. Bild: mik

VR-Präsident Daniel Mächler  zeigt sich im Gespräch mit stgallen24 nicht überrascht über den Entscheid von Zellweger: «Es war eine Herkulesaufgabe, die er zu bewältigen hatte und in der letzten Zeit hat man es ihm angesehen, dass es ihm nicht mehr gut geht und deshalb kann ich seine Entscheidung verstehen.»

Mächler habe ihm immer den Rücken gestärkt und werde dies auch weiterhin tun. «Alle sprechen von einer Reorganisation, aber das war es nicht. Es handelt sich um eine Neuorganisation und der Druck war enorm. Vieles was übernommen wurde, war chaotisch und unvollständig. Zellweger musste alles aufräumen.» 

Zunächst wurden alle Mitarbeiter über die Kündigung informiert und die Stimmung in der Spitex AG sei aufgeheizt. «Es gilt jetzt Ruhe reinzubringen und die nächsten Schritte vorsichtig zu planen», sagt Mächler. Wurde Zellweger rausgemobbt? «Nein. Natürlich gibt es einige Mitarbeiter, die weniger traurig über seinen Entscheid sind, als andere und er hat die Stimmung intern sicher mehr mitgekriegt als beispielsweise ich. Aber von Mobbing würde ich nicht sprechen.» Die Versorgungssicherheit in der Stadt St.Gallen sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.

VR-Präsident Daniel Mächler Bild: zVg

Ravizza springt ein

Bis eine geeignete Nachfolge gefunden werden kann, übernimmt Anna Ravizza interimistisch die Leitung der Spitex St.Gallen AG. Die Verwaltungsrätin kennt die Organisation auch auf operativer Ebene bestens. Seit Anfang Jahr verantwortete die diplomierte Gerontologin und Heimleiterin das Personalwesen der Spitex St.Gallen AG, bis Liliane Niederer ihre Funktion als Leiterin Human Resources und Mitglied der Geschäftsleitung übernehmen konnte. Anna Ravizza verfügt über einen Master of Human Resources und langjährige Erfahrung in der Gesamtführung eines KMU im Gesundheitswesen.

Anna Ravizza Bild: PD

Der Fokus der noch jungen Organisation liege weiterhin auf der Entwicklung und Weiterentwicklung des aktuellen und zukünftigen Dienstleistungsangebots und dem Aufbau der dafür benötigten Ressourcen. Besonderes Augenmerk gilt der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter, der Personalentwicklung und der Rekrutierung von Fachkräften mit den erforderlichen Qualifikationen und Kompetenzen, heisst es in der Medienmitteilung.

mik/Toggenburg24