Wer mehr als 20 Minuten von einem Spital entfernt wohnt, hat ein grösseres Risiko, dass ein allfälliges Leiden falsch oder zu spät festgestellt wird. Das gilt insbesondere bei seltenen Krankheiten. Dieses Resultat zeige eine Studie von Ärzten des Kantonsspitals St.Gallen, berichtet das Branchenportal medinside.ch.
Kleinen Spitäler fehlt es an Diagnosemöglichkeiten
Der Grund für diesen Befund: Je weiter ein Patient vom nächsten Spital entfernt wohnt, umso eher wird er in ein kleineres regionales Spital eingeliefert. Und solche Spitäler haben weniger umfassende Diagnosemöglichkeiten als ein grosses Spital.
Das führt zum krassen Unterschied, dass bei Patienten, die mehr als eine Stunde vom nächsten Spital entfernt wohnen, nur etwa halb so oft eine seltene Krankheit diagnostiziert wird, wie bei Patienten mit einem kürzeren Weg, so medinside.ch weiter.
Unterdiagnosen oder zu späte Diagnosen können den Krankheitsverlauf bei vielen seltenen Krankheiten negativ beeinflussen. Denn eine frühzeitige Behandlung verhindert bei vielen Krankheiten kognitive und körperliche Behinderungen.
Das Fazit der Studie lautet: Es braucht eine bessere Planung der Spitalstandorte. Und zwar müssten nicht nur die Entfernungen zur Bevölkerung, sondern auch die Fallzahlen optimiert werden.
Mindestens 7000 Fälle pro Jahr nötig
Martin Brutsche, Mitautor der Studie und Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin in St.Gallen, kam bereits in einer früheren Studie zum Schluss: Eine Fallzahl von mindestens 7217 Spitaleinweisungen pro Jahr sei ein Indikator für eine akzeptable diagnostische Leistung.
Die Studie zeigt auch: Viele kleine Spitäler mit eingeschränkten diagnostischen Mitteln schneiden schlechter ab, als wenige grosse Spitäler mit vielen speziellen Diagnosemethoden.
Doch sollen nun alle kleinen Spitäler geschlossen und nur noch grosse Spitalzentren in Betrieb gehalten werden? So weit geht die Studie nicht. Die Autoren setzen nämlich gerade in abgelegeneren Regionen auch viel Hoffnung in die telemedizinische Versorgung, so medinside.ch.
Schnell und direkt zu den Fachleuten
Mit Telemedizin können Patienten auch über grössere Distanz mit Spezialisten in Kontakt treten, welche dann Ratschläge erteilen können. Und nicht nur Patienten profitieren: Auch für Allgemeinmediziner kann die elektronische Kommunikation nützlich sein, weil sie auf diese Weise schnell und direkt Zugang zu Fachärzten erhalten.