Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Region
25.01.2021

Das Toggenburg - was wir vielleicht wissen

Churfirsten, Wahrzeichen vom Toggenburg
Churfirsten, Wahrzeichen vom Toggenburg Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung
Der Name Toggenburg leitet sich vom Adelsgeschlecht der Toggenburger ab, deren Name wiederum auf die Burg Alt-Toggenburg zurückgeht.

Das Toggenburg ist eine Talschaft am Oberlauf des Flusses Thur und ein Wahlkreis im Kanton St. Gallen in der Schweiz.

Heute – kleineres Gebiet vom Toggenburg

Ursprünglich bestand das Toggenburg aus der langen Zeit von der Fürstabtei St. Gallen verwalteten Grafschaft Toggenburg. Dieses Gebiet bildete im Kanton St. Gallen bis 2002 die Bezirke Obertoggenburg, Neutoggenburg, Alttoggenburg und Untertoggenburg. Heute versteht man unter Toggenburg mehrheitlich das etwas kleinere Gebiet des Wahlkreises Toggenburg.

Thur- und Neckertal – Wahrzeichen Churfirsten

 

  • Das Toggenburg wird im Wesentlichen durch zwei Täler gebildet, das Thurtal und das Neckertal, benannt nach den Flüssen Thur und Necker.
  • Höchster Berg ist der 2502 Meter hohe Säntis im Alpstein-Massiv.
  • Das charakteristische Wahrzeichen des Toggenburg ist aber die Gebirgskette der Churfirsten. Beide Gebirge sind Teil der Appenzeller Alpen.
  • Die Churfirsten (2306 m ü. M.) bilden die südlichste Grenze des Toggenburgs, sie fallen gegen Süden fast senkrecht zum Walensee (419 m ü. M.) ab.
  • Im Wildenmannlisloch an der Ostflanke des Selun, einer der Churfirsten, wurden prähistorische Funde gemacht.
  • Die Westgrenze des (Unter-)Toggenburgs verläuft über die Toggenburger Nagelfluhkette, vom Tweralpspitz bis über das Hörnli hinaus.
Gräppelensee Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

«Grenzen des Toggenburgs»

Das Toggenburg grenzt an den Kanton Thurgau, an den Wahlkreis Wil, an das Hinterthurgau, das Zürcher Oberland, das Linthgebiet, an die Walenseeregion, an die Region Werdenberg und an die Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden.

Der Gräppelensee ist der kältest Ort der Ostschweiz. Der Rekord liegt bei minus 38.2 Grad. Dieses Jahr war es minus 29.6 Grad (Toggenburg berichtete).

 

Subregionen Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Oberes Toggenburg (orange) - bekannt durch Skigebiet und Klangwelt

Das obere Toggenburg oder Obertoggenburg mit den Gemeinden Wildhaus-Alt St. Johann und Nesslau ist vor allem dank der Wintersportorte Wildhaus, Unterwasser und Alt St. Johann mit dem Skigebiet Toggenburg über die Grenzen hinaus bekannt.

Das wichtigstes Sommerangebot ist der Klangweg, ein Themenwanderweg mit sogenannten Klangstationen. Dort befindet sich auch die Klangschmiede.

Klangwelt Toggenburg Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Mittleres Toggenburg (grün) mit Wattwil als Hauptort

Im mittleren Toggenburg bilden Ebnat-Kappel und Lichtensteig zusammen mit Wattwil das Zentrum des Tals. Wattwil ist das Hauptort vom Toggenburg und Einkaufs- und Schulstandort mit der Kantonsschule Wattwil, der Schweizerischen Textilfachschule und dem Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg.

Die Spitalregion Fürstenland-Toggenburg betreibt ein Spital, dessen Zukunft im Moment in Frage gestellt wird. Toggenburg 24 berichtete schon diverse Male über den Stand der Situation. Die Toggenburger wollen ihr Spital behalten. Daneben betreibt eine Genossenschaft das Kino «Passerelle».

Im mittelalterlichen Städtchen Lichtensteig findet mit den Jazztagen das grösste Jazzfestival der Ostschweiz statt. Das dortige Chössi-Theater zeigt Kultur aus der Kleinkunst-Szene, das Toggenburger Museum bewahrt Zeugnisse des kulturellen Erbes der Talschaft.

Wattwil, Hauptort vom Toggenburg Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Neckertal (gelb)

Das Necker­tal besteht aus den Gemeinden Neckertal und Hemberg sowie dem östlichen Teil der Gemeinde Oberhelfenschwil.

Landschaft vom Neckertal Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Unteres Toggenburg (rot)

Das untere Toggenburg wird gebildet aus dem westlichen Teil der Gemeinde Oberhelfenschwil, den Gemeinden Bütschwil-Ganterschwil, Lütisburg und Mosnang mit den Dörfern Mosnang, Mühlrüti und Libingen.

Die ebenfalls zum unteren Toggenburg gehörende Gemeinde Kirchberg mit den Dörfern Kirchberg, Bazenheid und Gähwil ist wegen ihrer Nähe zu Wil stark dorthin orientiert.

Kirchberg SG Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Das Toggenburg erhielt seinen Namen vom Adelsgeschlecht der «Toggenburger», das den grössten Teil des heutigen Toggenburgs im Mittelalter beherrschte. Daneben waren die Klöster St. Gallen und St. Johann im Thurtal sowie die Herren von Sax die wichtigsten Grundbesitzer.

Der Tod löste einen längeren Konflikt aus

Eine der wichtigsten Personen in der Geschichte des Toggenburgs war Graf Friedrich VII. Er besass neben der Grafschaft Toggenburg, die ungefähr die Landschaft umfasste, die heute als Toggenburg bezeichnet wird, umfangreiche Besitzungen im Linthgebiet, Rheintal und Prättigau. Da er der letzte seines Geschlechts war, kam es nach seinem Tod 1436 zu einem längeren Konflikt zwischen der Stadt Zürich und den Ländern Glarus und Schwyz, dem Alten Zürich Krieg.

1468 alles im Toggenburg unter eine Herrschaft

  • Wegen der unsicheren Lage nach dem Tod des letzten Grafen versammelten sich die Landleute des Toggenburgs 1436 zur ersten Landsgemeinde und gingen ein Landrecht mit den eidgenössischen Kantonen Glarus und Schwyz ein.
  • Als die Stammgüter der Toggenburger und damit auch das Toggenburg an die Herren von Raron gingen, mussten diese bereits ein Landrecht für das Toggenburg bestätigen.
  • Der Toggenburger Landmann hatte ab 1439/40 das Privileg, sich ungehindert in jeder Kirchhöri des Tals niederzulassen, ohne durch ein Ortsbürgerrecht eingeschränkt zu sein.
  • 1468 verkaufte Petermann von Raron das Toggenburg für 14'500 Gulden an die Fürstabtei St. Gallen. So kamen erstmals alle Rechte und Güter im Toggenburg unter eine Herrschaft. Der Fürstabt von St. Gallen herrschte nun als Monarch über die Grafschaft und liess sich durch einen Landvogt in Lichtensteig vertreten.
  • Trotzdem blieb das Land Toggenburg mit Glarus und Schwyz verbündet und nahm an deren Seite am Burgunderkrieg, am Schwabenkrieg und an der Eroberung des Herzogtums Mailand teil.
Huldrich Zwingli Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Unter äbtischer Herrschaft war die Grafschaft Toggenburg in zwei Ämter eingeteilt, das Ober- und das Unteramt.

Als die Fürstäbte von St. Gallen versuchten, die Herrschaft in ihrem Land zu zentralisieren und die Gerichtsbarkeiten zu vereinheitlichen, kam es zu ersten Konflikten mit den Untertanen im Toggenburg. Diese verstärkten sich nach 1523, weil ein grosser Teil der Toggenburger Bevölkerung zur Reformation übertrat.

Der Abt musste den reformierten Glauben dulden

1530 erklärten sich das Toggenburg für unabhängig, musste aber im Toggenburgischen Landfrieden von 1538 wieder unter die Herrschaft der Abtei zurückkehren. Immerhin musste der Abt auf Druck der eidgenössischen Schirmorte Zürich, Glarus, Schwyz und Luzern den reformierten Glauben im Toggenburg dulden.

Glaubensstreitigkeiten bis in die Gegenwart

Damit wurde das Toggenburg zu einer der wenigen Landschaften in der Alten Eidgenossenschaft, in der beide Konfessionen nebeneinander zugelassen waren. Bis heute zeugen in den meisten Gemeinden des Toggenburgs die Kirchen der zwei Konfessionen von diesem Zustand. Die Äbte von St. Gallen liessen nämlich im Zuge der Gegenreformation, wo immer möglich, neben dem reformiert gewordenen, älteren Gotteshaus ein neues katholisches Gotteshaus erbauen. Glaubensstreitigkeiten prägten das Toggenburg bis in die jüngste Gegenwart.

Wollte der Abt sich militärische Hilfe sichern?

Das Verhältnis der Toggenburger zur Fürstabtei blieb gespannt. Es führte 1707 zu einer erneuten Unabhängigkeitserklärung, als die Abtei eine neue Strasse über den Ricken bauen lassen wollte. Die Toggenburger vermuteten, damit wolle der Abt sich militärische Hilfe von den katholischen Innerschweizern sichern.

Toggenburg erhielt grössere Autonomie

Die ganze Eidgenossenschaft wurde wegen des Konfliktes zwischen dem Abt und dem Toggenburg in den Toggenburgerkrieg (auch «Zweiter Villmerger-» oder «Zwölferkrieg» genannt) gestürzt. Nach dem Sieg der reformierten Orte musste zwar das Toggenburg im Badener Vertrag 1718 erneut die Hoheit des Abtes anerkennen, erhielt aber grössere Autonomie. Organ der Selbstverwaltung war der Landrat.

Zweite Schlacht von Villmergen AG Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Durch Helvetische Verfassung zweigeteilt

Nach der französischen Revolution kam es auch im Toggenburg wieder zu Unruhen. Am 1. Januar 1798 entliess der letzte fürstäbtische Landvogt Karl von Müller-Friedberg das Toggenburg eigenmächtig in die Unabhängigkeit und beendete damit endgültig die Herrschaft der Fürstabtei St. Gallen.

Die Unabhängigkeit währte aber nur kurz, denn durch die Helvetische Verfassung wurde das Toggenburg gegen seinen Willen zweigeteilt.

Das Untertoggenburg bis Wattwil gehörte in der Helvetischen Republik zum Kanton Säntis, das Obertoggenburg zum Kanton Linth. 1803 kamen beide Teile zum Kanton St. Gallen.

Helvetische Republik (Archiv) Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Ein paar markante Eckdaten vom Toggenburg

  • Im Kanton St. Gallen zerfiel das alte Toggenburg zuerst in die zwei Bezirke Unter- und Obertoggenburg.
  • Nach 1831 in die Bezirke Ober-, Neu-, Alt- und Untertoggenburg
  • Von 1907 bis 1914 wurde in Wattwil der Lauf der Thur korrigiert.
  • 1926 kamen beim Eisenbahnunfall im Rickentunnel neun Menschen ums Leben.
  • 1947 fiel das Dorf Stein einem Dorfbrand zum Opfer.
  • 2003 wurden die vier Toggenburger Bezirke wiederum zum Wahlkreis Toggenburg zusammengefasst, wobei Teile des Bezirks Untertoggenburg an den Wahlkreis Wil fielen.
Säntisgipfel Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung
Patricia Rutz/Toggenburg24