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Magazin
09.11.2020

«Zu Tisch» im Vögele Kultur Zentrum

An der Ausstellung «Zu Tisch» können sich BesucherInnen in vier Bereichen der Ernährung kunstvoll fortbilden, bei interaktiven Aktivitäten etwas dazulernen oder bei spannenden Vorträgen, Podiumsdiskussionen und interaktivem Schauspiel aufgeweckt zuhören - alles im Vögele Kultur Zentrum.
An der Ausstellung «Zu Tisch» können sich BesucherInnen in vier Bereichen der Ernährung kunstvoll fortbilden, bei interaktiven Aktivitäten etwas dazulernen oder bei spannenden Vorträgen, Podiumsdiskussionen und interaktivem Schauspiel aufgeweckt zuhören - alles im Vögele Kultur Zentrum. Bild: Vögele Kultur Zentrum
Die Ausstellung «zu Tisch» präsentiert die Fakten zu Ernährung, räumt mit hartnäckigen Mythen auf und regt zum Nachdenken an. Vom Bereich Genuss bis zur nachhaltigen Ernährung in der Zukunft.

Wir alle essen. Alleine, am Familientisch oder in der Mensa. Wir essen, um zu überleben, aus Freude an der Geselligkeit oder aus Lust am Genuss. Essrituale sind tief in unserer Kultur verankert und bestimmen den Rhythmus des täglichen Lebens. Durch das Essen lernen wir unser Gegenüber kennen, zu teilen oder einander zuzuhören. Nebenbei verhandeln wir die Welt und üben uns in Empathie.

Rund um die Ernährung stellen sich aber auch viele gesellschaftliche Herausforderungen. Denn was wir essen, ist keineswegs nur Geschmackssache, sondern geht auch mit Verantwortung einher. Essgewohnheiten bestimmen nicht nur über die Gesundheit des eigenen Körpers, sondern auch über diejenigen des Planeten. Ernährung ist heute und in Zukunft das grösste soziale Projekt unserer Zeit.

Die Ausstellung «zu Tisch» im Vögele Kultur Zentrum führt durch vier Bereiche der Ernährung: Vom Genuss zum Körper und der Identität, zu Fakten über Essen bis hin zu der Frage, welche Rezepte wir für die Zukunft brauchen, um nachhaltig weiterzuleben. 

Ein langer Tisch empfängt die BesucherInnen und führt sie durch die verschiedenen Bereiche der Ausstellung. (Bild: Katharina Wernli) Bild: Katharina Wernli

Die Szenografie

Ein langer, gemeinsamer Tisch funktioniert als zentrales Element im offenen Raum und führt den Besucherelegant durch die verschiedenen Ausstellungskapitel. Als Motiv betont der Tisch das Zusammenkommen, seine organischen Formen verweisen aber gleichzeitig auf die Natur und die Biologie. Besondere Installationen werden durch runde Einbuchtung in der Tischplatte und durch filigrane Bodengrafik betont. Hohe dunkelrote Vorhänge schaffen für einzelne Objekte adäquate Räume.

Die Wechselwirkung zwischen dem Universellen und der heutigen Diversität von Ernährung wirkt als Inspiration für die Szenografie. Die Ausstellung fängt mit dem Genuss an und endet mit einer Reflexion über eine nachhaltige Zukunft: Zwischen feierlichen Rottönen und erdigen Grünnoten ändert sich die Atmosphäre im Raum graduell entlang der Ausstellungsroute.

Die Ausstellung ist in vier Bereiche gegliedert, die jeweils einen Aspekt unserer Ernährung vertiefen:

Der Bereich «Die Lust am Genuss» zeigt, wie Essen ein Spiegel kultureller Traditionen, Lebensbedingungen, Status und Geschmack ist. (Bild: Katharina Wernli) Bild: Katharina Wernli

Die Lust am Genuss:

Mit dem Hungergefühl kommt die Lust auf Essen. Was, wann und wo wir essen entscheiden wir oft individuell. Aber was auf den Tisch kommt, ist auch ein Spiegel kultureller Traditionen, Lebensbedingungen, Status und Geschmack. Essrituale sind über Jahrhunderte geformte Kulturpraktiken. Wer sie bricht, der irritiert und fordert das Gegenüber heraus. Am Tisch üben wir uns im Zuhören, entwickeln Mitgefühl und Empathie und werden widerstandsfähiger gegenüber Krisen. Es werden Machtkämpfe ausgetragen oder Diplomatie geübt. Denn Essen stiftet Gemeinschaft und vermittelt ein Gefühl von Zugehörigkeit.

Der Bereich «Körper und Identität» zeigt, wie individuelle und kollektive Identitäten über das Essen konstruiert und gepflegt werden. (Bild: Katharina Wernli) Bild: Katharina Wernli

Körper und Identität:

Essen ist ein idealer Kulturvermittler, bringt Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammen und wir können uns so dem Fremden annähern. Über das Essen werden individuelle und kollektive Identitäten konstruiert und gepflegt. Essen ist emotional und nur im Zusammenspiel mit dem eigenen Körper erfahrbar. Gefühle können sich aufstauen oder entladen, Druck, innere Konflikte oder Angst vor Kontrollverlust spürbar werden. Durch jede mit dem Essen verbundenen Handlung zeigt sich nicht nur, wer wir sind, sondern auch wer wir gerne sein möchten. Werbung, Film und Politik bedienen sich diesen mächtigen Symbolbildern. Wer die Geschichten der Lebensmittel und ihrer Herkunft kennt und um die vielfältigen Vorstellungen von Heimat weiss, kann oftmals dem Fremden gelassener begegnen.

Wie weiss man, welche Ratgeber wissenschaftlich belegt und was Marketing und Lifestyle-Ideologie ist? Der Bereich «Glaube oder Wissen?» wirft Licht auf das Ganze. (Bild: Katharina Wernli) Bild: Katharina Wernli

Glaube oder Wissen?

Gerade weil Essen einen grossen Teil unseres Lebens betrifft, treiben uns Fragen rund um die Ernährung um. Wir verschlingen Ratgeber, verfolgen Blogs und verlieren immer wieder die Orientierung auf der Suche nach dem gesunden, nachhaltigen und moralisch korrekten Essen. Nur: Wie weiss man, was wissenschaftlich belegt und was Marketing und Lifestyle-Ideologie ist? Wie und woran kann ich mich orientieren? Woher kommt mein Essen? Und was bewirken meine persönlichen Entscheidungen?

Rezepte für die Zukunft:

Bis im Jahr 2050 werden voraussichtlich über 9 Milliarden Menschen die Erde bewohnen. Unser Planet kann grundsätzlich alle Bewohner ausreichend ernähren, ohne dass die Ökosysteme aus dem Gleichgewicht fallen. Damit das gelingen kann, ist eine Ernährungsrevolution nötig. Die Wissenschaft forscht gegenwärtig intensiv an den Lebensmitteln der Zukunft und erarbeitet Orientierungshilfen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Wie essen wir zukünftig? Können wir mit den rasend schnellen Entwicklungen mithalten? Und gibt es Wege, uns und damit unseren leidenden Planeten gesund zu essen?

Exponate

An der Ausstellung werden die Kunstwerke vieler verschiedener Künstlerinnen und Künstler gezeigt. Hier einige Impressionen:

  • Die kleinen, scheinbar aus Lebensmitteln gebastelten Fantasiegestalten von Olaf Breuning erinnern an das Verbot der Kindheit: Mit Essen spielt man nicht! Bild: Vögele Kultur Zentrum
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  • In der Installation von Thomas Feuerstein wachsen einzellige Mikroalgen, die getrocknet als Nahrungsmittel oder als Pigmente dienen. Bild: Vögele Kultur Zentrum
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  • Die Fotografin und Designerin Sandra Junker hat an verschiedenen Orten der Welt Menschen und ihre Kühlschränke fotografiert und lädt uns zu einem neugierigen Blick in einen gerne privat gehaltenen Ort unseres Alltags ein. Bild: Vögele Kultur Zentrum
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  • Badel / Sarbach beleuchten mit ihrem aus Zucker und Plastiform nachgebildeten Feigenkaktus nicht nur die symbolischen Werte von Lebensmitteln, sondern auch die Werte und Beziehungen von Lebewesen. Bild: Vögele Kultur Zentrum
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Interaktive Aktivitäten 

In der Ausstellung gibt es neben Exponaten auch Stationen, an denen die Besucher selber aktiv werden und Ernährung auf neuartige Weise entdecken können. Woher stammen die in der Schweiz beliebten Gemüse- und Früchtearten ursprünglich? Wie kann sich das gefrässige Monster Yamy ausgewogen ernähren? Was sind Umweltbelastungspunkte und wie viel Einfluss hat ein Steak auf unseren Planeten? Was haben BesucherInnen für Ideen für die Ernährung der Zukunft? All diese Fragen können BesucherInnen bei interaktiven Aktivitäten beantworten oder im Game «Foodscape» über die Schweiz herrschen und versuchen, ein Gleichgewicht zwischen «Schweizer Ernte», dem «Verfügbaren Land», der «Umwelt» und der «Zufriedenheit» herzustellen.

Veranstaltungshighlights während der Ausstellung

Während der Ausstellung gibt es nicht nur die vier Bereiche und die Interaktiven Aktivitäten zu besuchen, sondern gleich auch 4 Veranstaltungshighlight.

Gespräch mit David Höner: Kochen ist Politik!

So, 21.3.21, 14:00 – 16:00
David Höner ist überzeugt, dass Essen und Trinken die Welt verändern kann. Der Gründer von «Cuisine sans frontières» bringt in Krisengebieten Konfliktparteien an einen Tisch. Im Gespräch erzählt er, wie er mit dem Kochlöffel für den Frieden arbeitet.

Zum Einstieg: Die Friedensköche am Rio Napo. Mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm über seine Arbeit in Ecuador.  

Podiumsdiskussion: Future Food: Was essen wir morgen?

Do, 21.1.21, 18:30 – 20:00
Algen, Insekten, Laborfleisch: Ein Trend folgt dem anderen. Doch wie werden in Zukunft immer mehr Menschen satt? Fachleute sprechen über Innovationen und Ideen. Vorab schildert Lauren Wildbolz ihre Vision zukünftiger Ernährung. Mit Urs Niggli, Lauren Wildbolz, Roman Gaus. Moderation: Andrin Willi

Themenreferat: Essstörungen bei Jugendlichen

Do, 28.1.21, 18:30 – 20:00
Zu viel oder zu wenig? Besonders junge Menschen sind in der Schweiz immer stärker von Essstörungen betroffen. Prof. Dr. med. Gabriella Milos erklärt, durch was sie ausgelöst werden und wie man sie erkennen und behandeln kann.

Prof. Dr. med. Gabriella Milos ist leitende Ärztin des Zentrums für Essstörungen am Universitätsspital Zürich.

Interaktives Schauspiel: Tisch-Szenen

So, 21.2.21, 14:00 – 15:00
Das Forumtheater act-back thematisiert kritisch und humorvoll Tischgespräche und Einkaufsszenen – mitten in der Ausstellung.

Das Publikum nimmt nach und nach Einfluss auf die Entwicklung des Geschehens in der Aufführung.

Vögele Kultur Zentrum

Gwattstrasse 14
8808 Pfäffikon

www.voegelekultur.ch

Ausstellung «Zu Tisch»

Dienstag, 10. November 2020 bis Sonntag, 21. März 2021

www.voegelekultur.ch/ausstellung

Vögele Kultur Zentrum