Prominenter Gast-Referent ist Rechtsanwalt Dr. jur. Walter Locher, Präsident HEV Kanton St. Gallen. Im Anschluss an den Informationsteil bleibt genug Zeit zur offenen Diskussionsrunde.
Bei der Eigenmietwert-Initiative gibt es noch viele unschlüssige Wählerinnen und Wähler, selbst wenn sie eigenes Wohneigentum besitzen. Der Themenabend gibt Aufschluss über die Hintergründe der Initiative, es wird den Gegenargumenten auf den Grund gegangen und die Diskussion über Fakten und Zukunftsszenarien wird interessant.
Weg mit der unfairen Besteuerung
Mit der Abschaffung des Eigenmietwerts wird die Reduktion der Hypothek steuerlich nicht mehr bestraft und die hohe Privatverschuldung reduziert. Mieterinnen und Mieter profitieren vom Ersterwerberabzug und der Anteil energetischer Sanierungen wird erhöht. Beim Eigenmietwert muss ein gar nicht vorhandenes Einkommen versteuert werden. Für den HEV Toggenburg ist klar, dass mit dem Wegfall dieser unfairen Steuer breite Kreise der WohneigentümerInnen profitieren würden, da eine steuerliche Mehrfachbelastung wegfällt. Der Schuldenabbau wird gefördert statt betraft und stärkt so die finanzielle Stabilität des Einzelnen und der ganzen Volkswirtschaft. Die Verschuldung privater Haushalte im Vergleich zum BIP liegt in der Schweiz mit rund 165,19% (viertes Quartal 2024) sehr hoch und unser Land rankierte 2023 sogar weltweit auf Platz eins. Mit mehreren Sujets macht die Kampagne deutlich, dass breite Kreise und viele verschiedene Bevölkerungsgruppen von einer Abschaffung dieser unfairen Steuer profitieren: Mieterinnen und Mieter können ihren Traum vom Wohneigentum dank dem Schuldzinsabzug für Ersterwerber während zehn Jahren eher realisieren. Wohneigentum wird attraktiv.
Kontra-Punkte zum Diskutieren
Demgegenüber stehen hauptsächlich die Befürchtungen der Banken und der Handwerksbetriebe. Bisher konnten Unterhalts- und Sanierungsarbeiten bei den Steuern in Abzug gebracht werden, unter Einreichung von sauberen und ordnungsmässigen Rechnungen. Das neue System würde der Schattenwirtschaft (Schwarzarbeit, Aufträge ohne Rechnungsstellung) Tür und Tor öffnen. Oft ist die Steueroptimierung ein wichtiges Kriterium für eine Sanierung, ohne dies würden auch die Anreize für eine Energiesanierung wegfallen. Weitere Kontra-Argumente zielen auf eine Spaltung des Wohneigentumsbesitzer-Lagers ab: Über 65-Jährige hätten die grösste Steuerentlastung, da sie grossmehrheitlich ihre Hypothekarverschuldung amortisiert haben. Am wenigsten entlastet würden junge Eigentümer und Besitzer von sanierungsbedürftigen Liegenschaften, da werterhaltende Sanierungsarbeiten und pauschale Unterhaltskosten nicht mehr vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden können. Weitere Punkte sind die fehlenden Steuereinnahmen und die Ungleichbehandlung gegenüber Mietern. Die Banken befürchten indes ein Rückgang des Hypothekenvolumens und des Zinsertrags.