- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Wahlkampf und Wahlkrampf in Schaffhausen: Simon Stocker (SP) tritt nach der Wohnsitzaffäre wieder an – und sorgt erneut für Schlagzeilen.
Wie die Weltwoche publik machte, entfernte die Stadtpolizei unter Stockers Genossin Christine Thommen ein bisschen zu früh aufgehängte Plakate von Stockers Konkurrenten Severin Brüngger (FDP). Ebenfalls nicht korrekt aufgehängte SP-Plakate liess sie hängen.
«Gezielte Aktion gegen die FDP»
Thommen behauptet nun, es würden alle «absolut gleich behandelt». Dem widerspricht der Präsident der freisinnigen Stadtpartei, Christian Mundt. «Alle unsere Plakate an allen offiziellen Standorten wurden am Freitag, 30. Mai, von der Stadtpolizei entfernt.»
Es handele sich um eine «gezielte Aktion» gegen die FDP, denn gleichzeitig seien andere Plakate – namentlich von der SP – an den gleichen Standorten nicht entfernt worden.
Stocker-Lager nervös
In Schaffhausen fragt man sich deshalb: Ist die Plakataffäre als Zeichen dafür zu verwerten, dass das Stocker-Lager nervös ist? Auf der Gegenseite wächst jedenfalls die Hoffnung, dass eine Überraschung gelingen könnte.
Mit dem Piloten und ehemaligen Profihandballer Severin Brüngger präsentiert die FDP einen klar bürgerlichen Kandidaten. Anders als bei früheren Gelegenheiten funktioniert die Zusammenarbeit der bürgerlichen Parteien. Die Schweizerische Volkspartei wirbt mit dem Slogan: «SVP wählt Brüngger. Und du?»
SRF: Stocker ist «Linksaussen»
Ganz anders politisiert Simon Stocker. Zwar präsentiert er sich im Wahlkampf als Brückenbauer, der auch für die bürgerliche Mitte wählbar sei. Dazu passt die Bildsprache seiner Plakate: Es dominiert Blau, die traditionelle FDP-Farbe. Rot ist nur die Krawatte. Wobei böse Zungen spotten, Stocker habe wohl in seinem Leben noch nie eine Krawatte selbst gebunden.
Das ist auch eine Anspielung auf seine politische Herkunft. Noch bis 2022 war er der Kopf der Alternativen Liste (AL), die geschlossen zur SP überlief. Selbst das notorisch linkslastige Schweizer Radio und Fernsehen bezeichnete die AL als «Linksaussen-Partei» und Stocker als deren Aushängeschild.
Wieder eine «ungeteilte Standesstimme»?
Auch Auswertungen des Abstimmungsverhaltens von Stocker im Ständerat zeigen, dass er stramm links wählt. Gemäss einer Analyse des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik der Universität Luzern ist Stocker zu 97,3 Prozent auf Parteilinie.
Das Ziel einer «ungeteilten Standesstimme» rückte damit in weite Ferne, mit seinem Kollegen Hannes Germann (SVP) war er selten einer Meinung. Mit dem Duo Germann/Brüngger würde sich dies ändern.