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18.04.2025
18.04.2025 13:34 Uhr

Wieso Fleisch am Karfreitag gar nicht geht

(Symbolbild)
(Symbolbild) Bild: pixabay
Viele wissen einfach, dass am Karfreitag kein Fleisch gegessen wird, doch warum das so ist, wissen wahrscheinlich nicht viele. Welche christliche Tradition steckt dahinter und warum Fleisch essen gar nicht geht?

Spannend ist, dass die Fischpreise vor Ostern sich sogar noch steigern, denn Fischzüchter verkaufen in diesen Tagen deutlich mehr Fisch als sonst unter dem Jahr. Der Grund ist, dass am Karfreitag in vielen christlichen Haushalten traditionell Fisch gegessen wird.

Fleisch wird am Ostersonntag als Osterbraten aufgetischt. Viele gehen sogar so weit, dass sie unter dem Jahr am Freitag kein Fleisch essen. In der Schweiz ist es oft ein Wähen Tag. Überall erhält man eine Fülle an verschiedenen süssen und salzigen Wähen.

Warum Fisch am Freitag?

"Der Freitag erinnert gläubige Christen an den Karfreitag, den Sterbetag Jesu", weiß der evangelische Theologe Wolfgang Reinbold. Seit den Anfängen des Christentums ist es üblich, dass am Freitag eine Fastenzeit eingelegt wird, um sich in Demut und innerer Einkehr zu üben und damit dem Karfreitag oder genauer gesagt, dem Opfer Jesus Christus zu gedenken.

Den Christen wurde der Verzicht auf Fleisch vorgeschrieben. Sie durften keine Tiere verspeisen, die an Land lebten. Fisch war davon ausgenommen und wurde zu einer typischen Freitagsfastenspeise. Fleisch galt immer als besonderer Genuss, darum war es am Karfreitag, dem Tag, an dem sich die Christen an das Sterben und Leid von Jesus Christus erinnern, verboten. Durch den Verzicht soll diesem Leiden ein kleines Stück nachempfunden werden.

Fischgericht. Bild: pixabay

An allen Freitagen gefordert

Die Fastentage hat die katholische Kirche inzwischen reduziert. Am Aschermittwoch und Karfreitag gilt immer noch ein Fasten-  und Abstinenzgebot, und der Verzicht wird an allen Freitagen des Jahres gefordert. Die Kirche schreibt den Gläubigen aber nicht detailliert vor, auf welche Weise sie während der Fastenzeit fasten oder büßen sollen.

In der Fastenordnung heißt allgemein: "Konsequenterweise bilden Gebet, Fasten und Verzicht sowie Freigebigkeit (Spenden) und Fürsorge (Nächstenliebe) drei ineinander verschränkte Elemente dieser Einstimmung." Das Fasten solle "eine spürbare Reduktion von Nahrungs- und Genussmitteln" beinhalten.

Fisch an Karfreitag – evangelische Tradition

In der evangelischen Tradition gibt es keine offizielle Vorschrift, dass am Karfreitag oder an Freitagen generell nur Fisch gegessen werden soll. Trotzdem hat es sich in manchen protestantischen Haushalten eingebürgert, am Freitag vor Ostern auf Fleisch zu verzichten, um der inneren Haltung Ausdruck zu verleihen.

Wähenzmittag. Bild: Arbeitsgruppe Faire Welt Greifensee-Nänikon

Fastenspeisen einst festgelegt

Tatsächlich geht der Brauch auf Karfreitag zurück. Der Gedenktag zu Jesu Kreuzigung und Tod gilt als strenger Fast- und Abstinenztag, so wie Aschermittwoch. Gläubige sollen an diesen Tagen maximal eine sättigende Mahlzeit zu sich nehmen (Fasten) und auf Fleisch verzichten (Abstinenz).

«Die Kirche legte sogenannte Fastenspeisen fest», sagt Karl Schmuki von der Stiftsbibliothek St. Gallen. Demnach war lange sogar Fleischbrühe verwerflich. Im Mittelalter waren darüber hinaus Milchprodukte oder Eier – beides stammt von warmblütigen Tieren – untersagt. Fisch, ein Kaltblüter, war hingegen erlaubt.

Die katholische Fastenordnung schreibt den Fleischverzicht bis heute ebenfalls an den anderen Freitagen des Jahres vor – allen Gesunden vom vollendeten 14. Lebensjahr an. Denn: «Jeder Freitag ist ein kleines Gedenken an Karfreitag, so wie jeder Sonntag ein kleiner Gedenktag für Ostern ist», sagt Hansruedi Huber, Mediensprecher des Bistums Basel. Deshalb wurde der Sonntag als arbeitsfreier Tag definiert.

Ein Steak für ein währschaftes Fleischgericht. Bild: pixabay

Griechisches Wort «ICHTHYS»

Fisch hat für Christinnen und Christen auch eine symbolische Bedeutung. Das griechische Wort dafür, „ICHTHYS“, war als Abkürzung für „Jesus Christus Gottes Sohn, der Erlöser“ so etwas wie ein geheimes Codewort der Urchristengemeinde. Die Autoaufkleber mit stilisierten Fischen nehmen heute noch diese Tradition auf. Der Verzehr von Fischen lässt sich deshalb als Gedenken an den Gottessohn deuten.

Fleisch dagegen galt von jeher als Zeichen eines besonderen Genusses. Das verbietet sich an dem Tag, an dem Gläubige sich an das Leiden und Sterben von Jesus Christus erinnern. Aber gehören Fische nicht auch zum Fleisch? Nein, als ektotherme Lebewesen, die sich der Umgebungstemperatur anpassen, galten die Meeresbewohner nicht als warmblütige Fleischtiere.

Quelle: EKD

Toggenburg24, Patricia Rutz