Ebenfalls wurde die Liegenschaft «Alte Post» erworben. Im Kontext mit laufenden Änderungen sollen die zukünftigen Nutzungen in diesen beiden Liegenschaften geprüft werden.
Das «Volkshaus»
Es war die ideelle und finanzielle Unterstützung der Firma Heberlein & Cie. AG, welche im Besitz der damaligen Fabrikliegenschaft in der Thurau war und die Errichtung des «Volkshaus» ermöglichte. Der damals bestehende Fabrikanbau wurde abgebrochen. An dessen Stelle wurden ein alkoholfreies Restaurant realisiert und quer zum bestehenden Kopfbau ein Saal-Neubau mit einem kleineren und einem grösseren Saal erstellt. Auch eine Bibliothek mit Lese- und Schreibzimmer fand darin Platz.
Volkshaus Aussenansicht 1924
Eingeweiht wurde das «Volkshaus» am 9. November 1924 mit einem grossen Festakt. Am 3. Januar 1925 wurde das Gebäude der Gemeinde Wattwil als Schenkung übertragen. Das Angebot wurde rege genützt und erfreute sich grosser Beliebtheit. 4’500 Veranstaltungen und Tagungen fanden in den ersten 25 Jahren im «Volkshaus» statt.
Wandel und Flexibilität als Teil des Volkshauses
Es ist charakteristisch für das Volkshaus, dass sich die Nutzungen jeweils mit den zeitlichen Bedürfnissen veränderten. Von 1932 bis 1975 wurden die vormaligen Wohnungen als Gemeindeverwaltung genützt. Danach befand sich die Pflegerinnenschule Toggenburg-Linth in diesen Lokalitäten, es folgte das Regionale Didaktische Zentrum (RDZ) und seit nunmehr 2018 hat der Verein Familientreff seinen Sitz eben- falls im ehemaligen Volkshaus.
Gleichzeitig mit der Erlaubnis zum Alkoholausschank wurde 1973 auch die Umbenennung in «Thurpark» vorgenommen. 1981 folgte dann eine umfassende Renovation, in welcher die Säle erneuert und der Mitteltrakt durch ein dreigeschossiges Gebäude ersetzt wurde. Nachdem der Restaurantbetrieb verschiedene erfolgreiche und weniger erfolgreiche Phasen durchlebt hat und die Verpachtung sehr schwierig war, hat die Thurpark Gastro GmbH im vergangenen Jahr entschieden, den Betrieb einzustellen. Die Säle stehen den Nutzenden weiterhin zur Verfügung.
Die «Alte Post»
Das imposante Gebäude an der Poststrasse im Jugendstil wurde 1911 von der Post in Betrieb genommen, die bis 1990 in dieser Liegenschaft blieb. Aufgrund der technischen Entwicklungen wurde 1962 das zweite Gebäude an der Grüenaustrasse – das Technikgebäude (damals: Telefonzentrale) – errichtet. Nach dem Umzug der Post eröffnete 1991 ein Schuhgeschäft in der alten Post. 2003 folgte ein Spielwarengeschäft, welches 2024 diesen Standort aufgab. Eigentümerin dieser Liegenschaft war bis Ende 2024 die Swisscom Immobilien AG.
Die Liegenschaft befindet sich in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen. Damit sind die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. Dies veranlasste die bisherige Eigentümerin, die Liegenschaft der Politischen Gemeinde Wattwil zum Kauf anzubieten. Ebenfalls wird davon ausgegangen, dass der Platzbedarf für die technischen Installationen im Technikgebäude laufend geringer wird und dieses damit einer anderen Nutzung zugeführt werden kann. Per Ende 2024 kaufte die Politische Gemeinde Wattwil die Liegenschaft «Alte Post» aus strategischen Überlegungen.
Entwicklung und Aufgaben fordern Raum
Das Regionale Didaktische Zentrum (RDZ) beabsichtigt nach der Errichtung des Werkraums Holz & Energie, den Standort zu verlegen und aus dem Thurpark auszuziehen. Verbunden mit der Aufhebung des Restaurantbetriebs und dem Umzug des RDZ, entstehen neue Nutzungsmöglichkeiten, die es zu prüfen gilt. Diese Ausgangslage und die Notwendigkeit einer umfassenden Instandstellung des Thurparks nach nunmehr 50 Jahren hat den Gemeinderat bereits 2019 veranlasst, eine übergeordnete Analyse vorzunehmen. In einer Machbarkeitsstudie wurden dabei verschiedene mögliche Nutzungen geprüft und aufgezeigt.
Es wurde mit der Machbarkeitsstudie deutlich, dass die Nutzungsdichte zu intensiv sein wird, als dass diese gesamthaft im Thurpark untergebracht werden könnte. Weil die damalige Eigentümerin der «Alten Post» – die Swisscom Immobilien AG – Verkaufsabsichten geäussert hatte, wurde die Unterbringung der vielfältig vorhandenen Bedürfnisse unter Einbezug dieser Liegenschaft in einer weiteren Machbarkeitsstudie ebenfalls geprüft. Es erfolgte sodann eine Abstimmung der möglichen Nutzungen sowie eine Koordination der beiden Objekte. Es bietet sich geradezu an, Nutzungen zu verbinden, die einen thematischen Bezug zueinander haben und den verschiedenen Standorten sinnvoll zugeteilt werden können.
Zukunft des Thurparks
Der «Thurpark» hat für die Gemeinde historische Bedeutung und aufgrund der Nutzungen auch eine zentrale Funktion im Gemeinde Leben. Im ursprünglichen Sinne des «Volkshaus» soll der Thurpark als Ort für Kultur, Gesellschaft und Bildung aufleben bzw. wiederbelebt werden. Es sollen allenfalls vorschulische Angebote (Tagesstruktur) sowie bestehende und erweiterte Angebote des Familienzentrums integriert werden. Damit würden dann die Betreuungs- und Beratungsangebote des Familienzentrums eine langfristige Heimat erhalten.
Entwicklung «Alte Post»
Gemäss der bisherigen Erkenntnisse der erstellten Machbarkeitsstudien würde sich die Liegenschaft «Alte Post» dazu eignen, die räumlichen Bedürfnisse der Bibliothek zu erfüllen. Die bestehenden Räumlichkeiten werden zunehmend beengter, so muss für die Zukunft nach einer Lösung zur Unterbringung der Angebote gesucht werden. Die Angebote und Leistungen können dann auch erweitert werden. Aufgrund des technischen Fortschritts benötigen die noch im Technikgebäude installierten Swisscom-Anlagen immer weniger Platz. Damit können in dieser Liegenschaft öffentliche Nutzungen vorgesehen werden.
Gemeinderat hat Standorte gesichert
Die erwähnten Entwicklungen stehen in Abhängigkeit mit der Realisierung des Campus Wattwil und des Werkraums Holz & Energie sowie den laufend steigenden Aufgaben und Erwartungen, welche sowohl die Schulgemeinde als auch die politische Gemeinde zu erfüllen haben.
Die strategischen Entscheide zur Sicherung der Liegenschaften, um die bauliche Umsetzung dereinst auch realisieren zu können, hat der Gemeinderat gefällt und die Liegenschaften gesichert. Die mögliche Konkretisierung wird in naher Zukunft geprüft und entsprechende Planungen mit Zustimmung der Bürgerschaft gestartet. Die wichtigen Gemeindeinfrastrukturen sollen erhalten und weiterentwickelt werden – so dass diese auch in einem zweiten Jahrhundert der Bevölkerung weiterhin dienlich sein werden.