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05.03.2025
05.03.2025 13:15 Uhr

Die Burgen Meldegg und Ätschberg in Gaiserwald

Bild: «Meldegg», Zeichnung von Daniel Ehrenzeller, 1826
Die «Regesta Sangallensia», die wir im Beitrag über die Burg Spisegg vorgestellt haben, sind für Historiker eine Fundgrube für mittelalterliche Örtlichkeiten in der weiten Umgebung von Kloster und Stadt St.Gallen. Alt-Stadtarchivar Ernst Zieger stellt heute die ehemaligen Burgen Meldegg und Ätschberg vor.

Nördlich der Spisegg, zwischen dem Weiler Rüti und Engelburg, liegt im Wald versteckt der Meldegger Burgstock, den ich in meinen Bubenjahren oft besuchte. Die von Meldegg, die seit 1262 in den Quellen fassbar sind, waren Dienstleute oder Beamte des Abtes von St.Gallen. Sie sassen einst auf den beiden Burgen Alt- und Neu-Meldegg. Dort hielt sich 1402 auch einmal Junker Hans Spiser auf, dem die Burg Spisegg gehörte.

Die alte Meldegg stand «in einer kleinen Entfernung von dem Sitternflusse». In den Regesten kommen diese «sehr armen Edelleute» von Meldegg nicht vor. Es wird bloss 1434 und 1435 das «Meldegger Tobel» erwähnt und 1457 der Hof Schwendi, gelegen zwischen «Secki» und «Meldeck», wo einst die Burg Alt-Meldegg stand.

Die Burgstelle Alt-Meldegg heute Bild: Konstantin von Gunten

In einem Regest von 1442 wird ein Hof «Berg» genannt, der ob den Gründen (Gründenmoos) lag und an Staubhusen und Anschwilen sowie an Neu-Meldegg angrenzte. Bei diesem Hof handelt es sich vermutlich um die einstige «Wirtschaft zum Sonnenberg» ob Abtwil. Die Burg Neu-Meldegg lag zwischen Sennhüslen und Giessen. Sie soll um 1300 erbaut worden sein.

Beide Burgen wurden wahrscheinlich schon während der Appenzellerkriege von 1403 bis 1404 zerstört. Nach Stiftsarchivar Ildefons von Arx (1755–1833) lagen nach 1500 «die Schlösser Alt- und Neu-Meldegg im Schutte, und die Familie von Meldegg war ausgestorben», Von diesen beiden Burgen ist nichts übrig geblieben. Man weiss nur noch, wo im Gelände sie vor vielen hundert Jahren standen.

Bild: «Ruine Aebtisberg», Zeichnung von Daniel Ehrenzeller, 1826

Die «Ruine Äbtisberg» ist in unseren Regesten nicht aufgeführt. Der Ätschberg wird aber bereits 1228 in der Gründungsurkunde des Heiliggeist-Spitals genannt als «in monte dicto eczisperck». In Urkunden von 1282 und 1346 heisst er «Azzisperch» und «Atisperg». Der Name soll von einem Mann namens «Azzi» oder «Azzo» herstammen. Joachim von Watt, genannt Vadian (1484–1551), schrieb um 1530, die Burg zu «Attschisberg» sei in kurz vergangenen Jahren von den Bauern, ob Abtwil gesessen, erkauft und niedergebrochen worden. Sie sollen die Mauerüberreste als Steinbruch benutzt haben, wie die Steine der Spisegg.

Der Burghügel heute Bild: Konstantin von Gunten

Der «Burgstal und Hof Ätisberg» gehörte einst den Edlen von Andwil, die auf der Burg zu «Ainwile» sassen und Ministerialen der Abtei St.Gallen waren. Aus den Regesten sind Hans und Conrad von Andwil (1390–1449) bekannt. Hans von Ainwilen musste dann später aus wirtschaftlichen Gründen Ätschberg einem Scheitlin von St.Gallen verkaufen.

Wenn ich vor etwa achtzig Jahren den Eltern sagte, «me gönd go stüele», ging es ab und zu von St.Josefen via Rüti zum Meldegger Burgstock, dann über den Ätschberg zum Sonnenberg und über Abtwil wieder nach Hause in die Untere Steig.

Ernst Ziegler, ehem. St.Galler Stadtarchivar