Das Wiedererwachen der Natur im Frühling wird schon lange mit speziellen Festen gefeiert. Die Gelage und Umzüge mit viel Lärm und Masken sollten und sollen den Winter vertreiben. Der Begriff Fasnacht geht auf das Wort «Fasten-Nacht» zurück und bezeichnet den Vorabend der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern, die mit dem sogenannten Aschermittwoch beginnt. Die Fastenzeit erinnert an die 40 Tage, die Jesus betend und fastend in der Wüste verbrachte. Die Gläubigen bereiten sich damit auf Ostern vor, also auf die Feier der Auferstehung von Jesus nach dessen Kreuzigungstod an Karfreitag.
Was bedeutet uns die Fasnacht?

Im Mittelalter mussten sich alle Menschen in Europa an das Fastengebot halten. In der Fasnachtszeit wurden so die letzten Wintervorräte aufgebraucht, geschlemmt, getanzt und musiziert – so richtig nochmals auf den Putz gehauen. Die Verkleidungen und Vermummungen förderten das ausgelassene Treiben, bei dem oft auch die Kirchenoberen verspottet wurden. Die Kirche versuchte das Volksfest immer wieder zu verbieten, doch die Bräuche hielten sich durch viele Jahrhunderte durch.
Im 16. Jahrhundert schafften die Orte, die sich zur Reformation bekannten, die vorösterliche Fastenzeit und damit auch die Fasnacht ab. 1529 erklärte sich auch Basel zur reformierten Stadt und verbot die Fasnacht. Doch die Obrigkeiten konnten sich nicht durchsetzen. So gehört Basel – nebst Winterthur – zu den wenigen protestantischen Städten in der Schweiz, in denen heute noch eine traditionelle Fasnacht gefeiert wird. Von grosser Bedeutung ist die Fasnacht ausserdem in katholischen Städten wie Luzern, Zug, Bellinzona und Chur.

Und was hat es auf sich mit dem 11.11? An vielen Orten wird die Fasnacht bereits am 11. November um 11 Uhr 11 eröffnet. Dies gilt vorwiegend für die katholischen Orte, doch seit jüngerer Zeit auch für Bern und Zürich. In Basel und Luzern hingegen findet der Fasnachtsauftakt erst kurz vor Aschermittwoch respektive eben vor der ursprünglichen vorösterlichen Fastenzeit statt.
Der 11.11 hat ebenfalls mit Fasten zu tun, denn früher wurde auch vor Weihnachten gefastet. Sie begann am Martinstag, dem 11.11.
Die Zahl 11 gilt als Zahl der Grenzüberschreitung und Narretei, kurz als Narrenzahl (im Gegensatz zu den 10 Geboten in der Bibel). Noch närrischer wird es mit 11.11 um 11.11 Uhr. Trotzdem finden die Fasnachtsumzüge überall erst im Februar und März statt.

Fasnacht, Fasching, Karneval?
Im deutschsprachigen Raum und an anderen Orten der Welt wird die Fasnacht auch «Fasching» oder «Karneval» genannt. Das Wort Fasching geht auf den letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit zurück. Das andere Wort ist Karneval, auch in romanischsprachigen Ländern gebraucht. Das Wort kommt wahrscheinlich von «carne levare», lateinisch für Fleisch weglassen, also wieder gleicher Sinn von Fas(t)nacht.

Wozu eine Verkleidung?
Der Winter soll mit Masken, Verkleidungen und viel Lärm vertrieben werden. Der Trommellärm und die farbenfrohen Umzüge sollen den Frühling wecken. Die Fasnachtszeit ist auch Narrenzeit und unter der Verkleidung ist nicht gleich zu sehen, wer sich hinter den Masken versteckt. Das Verkleiden ist für die Fasnacht zentral, und zwar für Gross und Klein.

Die grössten Fasnachtsumzüge finden in Luzern und Basel statt
Mit dem Morgenstraich, am Mittwoch nach dem Aschermittwoch, beginnt die Basler Fasnacht. Um vier Uhr früh erlischt die Strassenbeleuchtung in der gesamten Innenstadt, die Laternen der Fasnachts-Cliquen leuchten auf, die Pfeifer und die Trommler spielen zusammen den Morgestraich-Marsch, und an die 20’000 kostümierte und maskierte Fasnächtler*innen setzen sich in Bewegung. Genau 72 Stunden dauert die Basler Fasnacht.
Die meisten Cliquen widmen sich jeweils kritisch-satirisch, also mit spöttischem Humor, einem bestimmten aktuellen Thema. Dieses wird auf den grossen Laternen präsentiert sowie auf Handzetteln mit Sprüchen unter den Zuschauer*innen verteilt. Neben den pfeifenden und trommelnden Cliquen gibt es auch solche, die mit Blechblasinstrumenten Guggenmusik spielen. Daneben ziehen auch einzelne Personen und kleine Gruppen (sogenannte «Schyssdräggziigli») durch die Strassen.
Der zweite Tag ist den Kleinen gewidmet. Nicht wegzudenken sind die Schnitzelbängg und die bereits erwähnten Zeedel (Handzettel). Die Schnitzelbanksänger*innen machen sich mit auf «Baseldytsch» gesungenen Texten über Ereignisse des vergangenen Jahres lustig. Sie treten jeweils am Montag- und Mittwochabend der dreitägigen Fasnacht in Restaurants und Cafés der Innenstadt auf.
Die Luzerner Fasnacht beginnt mit dem Schmutzigen Donnerstag in der Woche vor dem Aschermittwoch. Schmutzig» bedeutet hier nicht «dreckig», sondern «fettig», da an diesem Tag noch einmal ausgiebig gebacken wurde, unter anderem die bekannten Fasnachtschüechli, bevor dann am Aschermittwoch die traditionelle Fastenzeit begann. Um fünf Uhr früh ist in der Altstadt von Luzern die sogenannte Tagwach. Ein «Urknall» ertönt, und die Guggenmusigen beginnen zu spielen.
Eine besondere Rolle an der Luzerner Fasnacht spielen «Bruder Fritschi» und die «Fritschifamilie». Am ersten Fasnachtsmorgen fahren diese in einem Boot vom Vierwaldstättersee in Luzern ein. Bruder Fritschi ist das fasnächtliche Oberhaupt der ältesten Zunft von Luzern, der um 1400 gegründeten Zunft zu Safran. Der Zunftmeister zu Safran, genannt «Fritschivater», empfängt Bruder Fritschi und führt ihn in Begleitung der Fritschifamilie und weiterer Ehrengäste zum Fritschibrunnen auf dem Kapellplatz. Dort treffen sich später alle Fasnächtler*innen zum «Fötzeliregen», der aus über fünf Millionen Papierschnipseln besteht und explosionsartig auf die Menschenmenge niederrieselt. Danach findet rund um den Fritschibrunnen das traditionelle Orangenauswerfen statt.
Dieses hat übrigens nicht nur in Luzern, sondern auch in den Kantonen Zug und Schwyz sowie in anderen Ländern Tradition.
Am dritten Fasnachtstag ist Zeit für das Chendermonschter. Dann ziehen rund 800 Kinder trötend und rasselnd durch die Altstadt.
Wie sieht es im Tessin aus?
Der zweitgrösste Karneval, Rabadan, findet in Bellinzona statt. 150'000 Menschen kommen hier zusammen. Rabadan heisst auf Piemontesisch so viel wie «Lärm», und entsprechend laut und bunt geht es bei diesem «Carnevale» zu und her. Die Besucher müssen sich in Bellinzona verkleiden, in Basel ist das verpönt. Das Fest in Bellinzona dauert sechs Tage und Nächte. Am letzten Karnevalstag findet ein kostenloses Essen mit Risotto und Luganighe statt.
Bern
Der Auftakt findet jeweils am 11.11. um 11.11 Uhr statt. Dann wird der Fasnachtsbär für die Dauer des Winters in den Käfigturm eingeschlossen. Am Donnerstag nach dem Aschermittwoch wird der Bär mit einer lauten «Chüblete» geweckt und aus dem Käfig befreit. Auch zu den Highlights der Berner Fasnacht gehören Guggenmusik, Schnitzelbänke und ein Kinderumzug.
Thurgau
Eine Besonderheit ist die Groppenfasnacht in Ermatingen im Kanton Thurgau, so benannt nach der Groppe, einer im Bodensee vorkommenden Fischart. Diese älteste Fasnacht der Ostschweiz gilt als späteste Fasnacht der Welt, denn sie findet erst drei Wochen vor Ostern, also mitten in der traditionellen Fastenzeit statt. Die Groppenfasnacht hat ihren Ursprung vermutlich in einem vorchristlichen Frühlingsfest der Fischer, die damit das Ende des Winters und den Beginn der Groppen-Fangsaison feierten.
In Winterthur findet die grösste Fasnacht im Kanton Zürich statt. Der jurassische Karneval heisst Carimentran. Die grösste der Westschweiz ist die Brandons in Payerne. Im Wallis ist es die Tschäggätta.

Fasnachtschüechli Rezept
Sie dürfen nicht fehlen!
Fasnachtschüechli zu machen ist nicht einfach. Das Teigauswallen und das Frittieren verlangen Fingerspitzengefühl. Doch frisch schmecken sie am besten.
- 25 gButter
- 3Eier
- 0,75 dlRahm
- 1 PriseSalz
- 2 ELZucker
- 320 gMehl
- Mehl zum Auswallen
- Öl zum Frittieren
- Puderzucker zum Bestäuben