45’000 Franken sollten an das Projekt «Grauer Himmel» gehen. Geplant ist unter diesem Titel der «kleinste Skilift der Welt» als temporäres Kunstprojekt an der St.Galler Schneebergstrasse. Initianten sind die Kulturschaffenden Christian Meier, Sonja Rüegg, Thomas Stüssi und Anita Zimmermann.
«Der rechtsbürgerlichen Mehrheit war das Projekt ein Dorn im Auge. Auf Antrag der SVP kippten SVP und FDP den Beitrag in einer handstreichartigen Aktion mit fragwürdigen Argumenten aus der Lotteriefondsbotschaft», so die IG Kultur Ost. Für sie sei der Entscheid doppelt stossend: inhaltlich und demokratiepolitisch.
«Hinweis auf die klimabedingte Bedrohung von Skigebieten»
«Inhaltlich zielten die Argumente der Gegner ins Leere. 'Links grüne Aktivisten schiessen schweizweit gegen Skigebiete und Tourismus und wollen diese nun ins Lächerliche ziehen', hiess es in der Begründung. Das Gegenteil ist der Fall», schreibt die IG Kultur Ost. Das Projekt habe, so die IG, das Zeug dazu, mit spielerischen Mitteln auf die klimabedingte Bedrohung zahlreicher Skigebiete hinzuweisen, und setze damit eine im Interesses des Tourismus dringend notwendige Diskussion in Gang.
«Parlament setzt sich über Expertenurteile hinweg»
Hinter diesem Einzelentscheid steht nach der Ansachit der IG Kultur Ost ein Systemfehler. St.Gallen sei schweizweit der einzige Kanton, in dem das Kantonsparlament über jeden Lotteriefranken abschliessend entscheidet. In den anderen Kantonen seien die Regierungen dafür zuständig.
«Dieser Anachronismus gehört abgeschafft oder jedenfalls infrage gestellt, zumal es sich beim Lotteriefonds nicht um Steuergelder handelt», fordert die IG Kultur Ost. «Mit einem Hauruckentscheid wie im Fall des 'Grauen Himmels' setzt sich das Parlament mutwillig über Expertenurteile hinweg.»
Jedes Lotteriefondsgesuch sei das Ergebnis detaillierter Arbeit, erstens durch die Projektinitianten, zweitens durch die kantonalen Amtsstellen, die es gegebenfalls anpassen, und drittens durch den Regierungsrat, der die Gesuche prüft, gutheisst oder ablehnt. «Die rechte Mehrheit spielt sich mit ihrem jüngsten Entscheid als Kunstrichter auf und spricht damit auch der Bevölkerung die Befähigung ab, sich ihr eigenes Urteil über ein Kulturprojekt wie den 'Grauen Himmel' zu bilden», moniert die IG Kultur Ost.
Forderung nach mehr Entscheidungsbefugnis der Regierung
Die IG Kultur Ost fordert mehr Entscheidungsbefugnis der Regierung und des Kulturamts im Bereich der Kulturfinanzierung über den Lotteriefonds: «Die vorhandenen fachlichen und praktischen Kompetenzen müssen in den Entscheidungsprozessen dringend mehr Gewicht erhalten und aktiv in die politischen Massnahmen einfliessen.»