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Lichtensteig
13.12.2024

Irene Nair – Wohnen und Arbeiten im Stadtufer

Irene Nair.
Irene Nair. Bild: Jan Wiederkehr
Nach der Pensionierung und auf der Suche nach einer Möglichkeit, Atelier und Wohnen an einem Ort zu kombinieren, ist Irene Nair auf das Stadtufer aufmerksam geworden.

Sie hat sich nun seit über einem Jahr in der ehemaligen Spinnerei eingerichtet. Zukünftig möchte sie auch in der Genossenschaft wohnen.

«Die Idee, zu jeder Tages- und Nachtzeit einfach runter ins Atelier gehen zu können, um sich mit den Projekten zu beschäftigen, ist sehr reizvoll! Es wäre doch perfekt – ganz ohne grosse Wege und – ich bräuchte mein Auto kaum noch.» Zurzeit lebt Irene Nair mit ihrem Mann in Gossau. Das gemeinsame Haus mit Garten haben sie ihrem Sohn übergeben, der nun mit seiner Familie dort lebt. «Wir sind jetzt in die Mansarde gezogen und stehen in den Startlöchern, sobald Wohnen im Stadtufer möglich wird», erzählt Irene Nair. Sie liebt die Weite, den Ausblick und die hohen Räume in der Fabrik.

Viel Platz für Projekte

In Irene Nairs Atelier gibt es viele Bilder und Werke zu bestaunen. Manche sind angefangene Projekte, anderes ist bereits fertig. «Ich mag es sehr, an vier bis fünf verschiedenen Dingen gleichzeitig zu arbeiten», erklärt sie. Irene Nair ist vielseitig interessiert und liebt es, Neues auszuprobieren. Zur Zeit restauriert sie einige Bilder und mehrere Gartenfiguren. Die Figuren sind aus Müll gefertigt und haben mehrere Jahre bei jeder Witterung draussen gestanden, was Spuren hinterlassen hat. Dann kam die Frage auf: «Ist das nun endgültig Müll – oder ist der Recycling Prozess noch nicht zu Ende?» Sie entschied sich am Ende für die Restauration. Generell ist es ihr sehr wichtig, sich auch künstlerisch möglichst nicht an der Abfallproduktion zu beteiligen.

Kunst aus Naturmaterialien und Müll

«Ich habe auch meinen Schüler*innen immer vermittelt, dass man nicht auf fertige Leinwände angewiesen ist, wenn man Kunst machen will», betont sie. Auch grosse Künstler haben oft Materialien umgenutzt. Klee beispielsweise habe manche seiner berühmten Werke auf Kohle- und Kartoffelsäcken gemalt, erzählt sie. Sie stellt gerne auch aus Erden, Steinen und anderen Naturmaterialien Farbpigmente her, die sie zum Malen verwendet. In ihrer Bibliothek stehen viele Kunstbücher und Ausstellungskataloge zum Schmökern bereit. Auch viele Bücher über diverse kreative Techniken finden sich hier. 

Selbstvertrauen durch Kunst

15 Jahre lang arbeitete sie an Schulen im Massnahmenvollzug mit Jugendlichen der Oberstufe. «Eine wirklich schöne Zeit», findet sie. Ihr gelang es immer wieder, die Jugendlichen zu motivieren. «Manchmal wurden sie das erste Mal im Leben für etwas ehrlich gelobt – für ein gelungenes Bild, das sie im Unterricht gemalt haben; das stärkt das Selbstbewusstsein und öffnet Perspektiven. Die Beschäftigung mit Biografien berühmter Künstler*innen erweitert den Horizont und relativiert bei den Pubertierenden oft den Blickwinkel auf den eigenen Lebensweg», berichtet sie über prägende Momente. 

Heilkräuter, Kunst und Sozialpädagogik… und vieles mehr

Die gelernte Drogistin hat in ihrem Leben in den unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet. Sie lacht: «Da reicht eine Stunde nicht, um das alles zu erzählen!» Eigentlich war ihr schon von Klein auf klar, dass sie entweder Sozialpädagogin werden, oder an die Kunstgewerbeschule gehen wollte. Die Eltern waren dagegen. Sie schmunzelt darüber, dass sie am Ende doch in der Kombination der von ihr favorisierten Bereichen wirken konnte. 

Irene Nair hat aber auch noch eine andere Seite. Sie war, wie sie selbst erwähnt, die «Kräuterhexe vom Dienst», betreute Kräutergärten in  Werkstätten von sozialpädagogischen Institutionen. Sie baute mit den Bewohnenden zusammen Kräuter und Heilpflanzen an und verarbeitete diese mit ihnen in der Werkstatt weiter zu verschiedenen Tees. Der Weihnachtsmarkt in Trogen war immer das Highlight des Jahres, wo sie ihre Produkte verkauft hat. Noch heute bekommt sie hin und wieder Anfragen, wenn Menschen einen professionellen Rat für die Gestaltung eines eigenen Kräutergarten benötige. Von einer Bekannten mit einem Heilkräutergarten bekam sie auch den Tipp, dass es in Lichtensteig das Stadtufer gibt, wo Ateliers gemietet werden können. So schliesst sich der Kreis. 

Silke kleine Kalvelage / Toggenburg24