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28.10.2020
28.10.2020 07:02 Uhr

Schädigen die tödlichsten Viren der Welt das Gehirn?

Gewöhnliches Grippevirus (Symbolbild)
Gewöhnliches Grippevirus (Symbolbild) Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung
Sie kommen harmlos daher. Viren, mit denen wir täglich in Berührung kommen können und von denen wir einige unser Leben lang in uns tragen.

Im Moment sind wir mit der Corona-Infektion beschäftigt, doch Grippeviren sind und waren schon immer gefährlich, wenn der Körper durch irgendeine Vorerkrankung oder durch eine chronische Erkrankung geschwächt ist. Das zeigen die Recherchen von 2017 und 2018. Auch dass sie eine Entzündung des Hirns auslösen können, ist nicht unbekannt. 

Über die Luft, Körper–Kontakt und –Flüssigkeiten nisten sie sich in unsere Zellen ein. Erwischen sie uns in einem schwachen Moment, in dem unser Immunsystem nicht genügend Abwehrkräfte aufbringt, können sie aber verheerend für uns sein. So enden Herpes, Grippe oder Durchfall im schlimmsten Fall auch einmal tödlich. Zudem ist es möglich, dass die Viren das Nervensystem angreifen.

Viren können allein nicht lange überleben. Wie ein Parasit, brauchen sie einen Wirt – also z.B. Zellen eines Menschen – in den sie eindringen, um sich zu vermehren. In der Regel können unsere Abwehrzellen das weitere Ausbreiten der Viren verhindern und wir überstehen eine Infektion ohne größere Probleme. In manchen Fällen bemerken wir sie auch gar nicht.

Aber es gibt Ausnahmen: Ist das Immunsystem geschwächt, kommt es nicht mehr gegen die Viren an. Dann können harmlose Infektionskrankheiten lebensgefährlich werden. Deshalb ist es wichtig, jeden Infekt ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um sich vor ihnen zu schützen. Das gilt besonders für Personengruppen, deren Immunsystem angreifbarer ist, z.B. bei chronisch Kranken, Menschen über 60 Jahren oder Kindern. Das Immunsystem zu stärken ist also über lebenswichtig.

Grippe–Viren sind nicht das einzige Problem: Oft bereiten sie gefährlichen Bakterien den Weg in die Lungen. Ärzte sprechen dann von einer sogenannten Superinfektion. Besonders für chronisch Kranke und ältere Patienten enden solche Komplikationen nicht selten tödlich.

 

 

Eine normale saisonale Grippe ist nicht zu unterschätzen Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Jedes Jahr sterben in Deutschland bis zu 25'000 Menschen an der  «normalen» Grippe

Wobei 2017/2018 sehr aussergewöhnlich waren.

In der Schweiz sterben jährlich bis zu 1500 Personen an der Grippe, davon sind 90% über 65-jährig.

Deswegen sind besonders ältere Menschen und Personen mit schwachem Immunsystem sind gefährdet. Die Krankheit beginnt sehr plötzlich mit Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen. Nur in den ersten zwei Tagen nach Beginn der Symptome kann man noch medikamentös verhindern, dass sich die Viren ausbreiten und der Krankheitsverlauf gemildert wird. Danach ist dies nicht mehr möglich.

Da Grippe– also Influenza–Viren immer wieder ein neues Gesicht zeigen, kann es bei den gefährdeten Personengruppen leicht zu Komplikationen wie Mittelohr–, Lungen–, Herzmuskel–, Gehirn– und Gehirnhautentzündungen kommen. Deshalb wird diesen Menschen und jenen, die viel mit Menschen in Kontakt sind, z.B. Pflegepersonal, eine Schutzimpfung empfohlen. Diese muss jährlich aufgefrischt werden, da das Virus sehr flexibel ist und sich ständig verändert, also mutiert, sodass der Körper keine Abwehrzellen bilden kann. Die Impfung sollte vor den Grippemonaten Oktober und November durchgeführt werden. Vermeiden Sie außerdem den Körperkontakt mit Menschen, die an Grippe erkrankt sind.

Hände waschen!
Kleinste Partikel können durch Schmierinfektion über Hände und Türklinken übertragen werden. Hier gilt: Schützen Sie sich in der Nähe infizierter Personen durch Händewaschen und desinfizieren Sie die Toilette. Da das Virus verschiedene Unterarten hat, kann man sich im Laufe des Lebens mehrmals infizieren.

Richtiges Händewaschen Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Das Grippevirus kann eine Entzündung im Hirn auslösen

Die Virusenzephalitis ist eine Entzündung des Gehirn, die durch Viren ausgelöst wird. Dabei kommen verschiedene Erreger in Frage. Wenn es zu einer Gehirnentzündung kommt, ist dies eine lebensbedrohliche Erkrankung und bedarf einer schnellen Therapie.

Akute Virusenzephalitis 

Viren können auf zwei Wege in das zentrale Nervensystem (ZNS, Gehirn und Rückenmark) gelangen:

  • entweder entlang von Nerven und Nervenwurzeln, z. B. des Riechnerven / Riechkolben, Sehnerv etc.
  • oder aber über den Blut Weg, was weit häufiger der Fall ist. Hier überqueren die Viren die Schranke oder Blut-Hirn-SchrankeDiese „Schranke“ ist ein kleiner Filter zwischen den Blutgefäßen und den Nervenwasserräumen des Gehirns, der dafür sorgt, dass keine Blutbestandteile in das Nervenwasser, welches das Gehirn umspült, eindringen. Manchmal kommt es dazu, dass dieser Filter nicht besonders dicht ist, so dass Erreger leichter über die Schranke können, oder die Erreger selbst bewirken Entzündungsprozesse an den Gefäßen, die die Schranke undichter werden lassen. Dies hängt allerdings von vielen, z.T. noch unbekannten Faktoren ab, beispielsweise der Aggressivität des Erregers und der augenblicklichen Abwehrlage und Empfänglichkeit des Menschen.

Fehlgeleitete Reaktion führt zum Angriff auf gesunde Hirnzellen

Bisweilen löst eine Infektion des Gehirns, ein Impfstoff, eine Krebserkrankung oder eine andere Störung eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems aus, was dazu führt, dass das Immunsystem die gesunden Hirnzellen angreift (sogenannte Autoimmunreaktion). Eine Entzündung des Gehirns ist die Folge. Diese Störung wird als postinfektiöse Enzephalitis bezeichnet.

Bakterien und andere infektiöse Organismen können auf verschiedenen Wegen zum Gehirn und zu den Meningen gelangen, z.B. durch den Blutkreislauf oder von nahe gelegenen infizierten Nebenhöhlen oder dem Mittelohr sich weiter verbreiten.

Infektionen des Gehirns können tödlich verlaufen

Infektionen des Gehirns sind sehr schwerwiegend und können tödlich verlaufen. Sie können folgende Ursachen haben: durch Viren werden sie am häufigsten ausgelöst, aber auch durch Bakterien oder Pilze und Parasiten (das ist jedoch eher selten). Durch Viren verursachte Infektionen des Gehirns wirken sich in der Regel auf das ganze Gehirn aus.

Toggenburg24, Patricia Rutz/PraxisVita/Radio&TV NDR