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Kommentar
Wirtschaft
14.09.2024
13.09.2024 21:41 Uhr

EZB-Zinssenkung belebt Börsen

Christopher Chandiramanis Einschätzung zu den momentanen Aussichten an der Börse: «Das Umfeld für Aktien bleibt weiterhin vorsichtig optimistisch.»
Christopher Chandiramanis Einschätzung zu den momentanen Aussichten an der Börse: «Das Umfeld für Aktien bleibt weiterhin vorsichtig optimistisch.» Bild: Linth24
Märkte erholten sich dank 0.25-Prozent-Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) leicht. Zudem sinken Teuerungszahlen global, v.a. bei Energie. SMI stieg: 12'037 Punkte.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag etwas überraschend den Leitzins um 0.25 auf 3.5 Prozent gesenkt. Das war die zweite Zinssenkung in diesem Jahr. Bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) findet die nächste geldpolitische Beurteilung am 26. September statt. Marktexperten rechnen ebenfalls mit einer Zinsreduktion.

Die US-Präsidentschaftskandidaten Trump und Harris lieferten sich beim einem TV-Duell vergangene Woche einen Schlagabtausch zu den Themen wie Wirtschaft, Migration und Abtreibung usw. Die Demokratin hinterliess einen positiven Eindruck und hat somit bessere Karten für die Wahlen am 5. November.

Der Verbraucherpreisindex (CPI) in den USA für August stieg im Monatsvergleich um 0.2 Prozent und kühlte sich jedoch im Jahresvergleich von 2.9 Prozent im Juli auf 2.5 Prozent ab. Dies ist der geringste jährliche Anstieg seit Februar 2021 und deutet darauf hin, dass die Inflation auf der Zielgeraden der FED ist, unter 2 Prozent und massgebend, um später die Zinsen wieder senken zu können. Vor allem Treibstoffe und Heizöl wurden günstiger.

Um die 13. AHV-Rente zu finanzieren, soll gemäss dem Bundesrat die Mehrwertsteuer um 0.7 Prozentpunkte steigen (neuer Satz 8.8). Dies muss aber noch vom Parlament beschlossen werden und eine Volksabstimmung überstehen. Ein AHV-Rechnungsfehler sorgte bereits im Sommer für Aufregung. Eine neue Zahl lässt nun aufhorchen: Im Jahr 2040 sollen die Ausgaben sogar um gut 10 Milliarden Franken tiefer sein als bisher angenommen.

Unternehmensnachrichten

Die Versicherungsgesellschaft Baloise hat im ersten Semester einen Gerinn von CHF 219.8 Mio. erzielt, das sind 6.9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Betriebsgewinn wuchs um 1.8 Prozent auf CHF 271,9 Mio. trotz der Belastungen durch Unwetter in der Schweiz. Im Lebensversicherungsgeschäft stieg der Ebit um 40 Prozent auf 145,5 Mio. Fr., während das Asset Management und die Bank einen leicht geringeren Ebit von CHF 41,8 Mio. erzielten. Das Geschäftsvolumen sank leicht um 0.9 Prozent. Grossinvestor Cevian hat gemäss einem Bericht der «Financial Times» den Anteil an der Versicherungsgesellschaft Baloise deutlich ausgebaut (9.4%) und drängt auf mehr Profitabilität.

Die Wettbewerbskommission (Weko) stellt die Untersuchungen gegen Swisscom wegen der Onlineplattform Directories ein. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass bei den Adressverzeichnissen von Unternehmen keine Marktdominanz gab.

Der Pharmakonzern Roche treibt die Entwicklung seines Fettsenkers CT-996 voran und hat auf einem Fachkongress neue Daten aus der frühen klinischen Phase I vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen trotz Skepsis gegenüber Schlankmachern eine vielversprechende Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit.

Eine Tochtergesellschaft unseres grössten Lebensmittelkonzerns, Nestlé Waters, bezahlt in Frankreich eine Busse von EUR 2 Mio. wegen illegaler Nutzung einer bei Mineralwasser nicht erlaubten Behandlung mit Filtration und UV-Licht.

Der Private-Equity-Konzern Partners Group arbeitet zusammen mit BlackRock an einer diversifizierten Modellportfoliolösung für Private. Die Kooperation zielt darauf ab, Finanzberater zu unterstützen.

Das Bahnunternehmen BVZ hat im ersten Halbjahr wegen der Unwetter in der Schweiz höhere Kosten und weniger verdient. Der Reingewinn sank um einen Viertel auf CHF 9,5 Mio. Grund für den Gewinnrückgang waren unwetterbedingte Unterbrüche nach Zermatt. Bis Ende Jahr wird das Bahnunternehmen die neue Strategie präsentieren.

Im August sind die Passagierzahlen am Flughafen Zürich im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen und haben nahezu das Niveau von 2019 (vor Corona) wieder erreicht. Insgesamt nutzten 3.1 Mio. Personen den Flughafen, plus 6 Prozent. Zudem kletterte der Kommerzumsatz um 2 Prozent auf CHF 55.7 Mio. vor allem dank höherer Einnahmen in den Geschäften. Auch das Frachtvolumen wuchs um 23 Prozent, lag aber immer noch unter dem Wert von vor der Pandemie.

Aussichten

Zurzeit sind wir in einer Zeit abnehmender Inflation und fallender Zinsen. Vor allem die Energiepreise (Öl, Gas, Elektrizität), welche im Zuge des Ukrainekriegs stark gestiegen waren, sind kommen zurück. Abnehmende Teuerung bringt die Notenbanken unter Zugzwang, die Leitzinsen zu senken. Das hat auch Einfluss auf die Wechselkurse. Der Schweizerfranken dürfte weiterhin auf der Überholspur bleiben.

Deutschland hat noch immer noch ein unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, ist ein Schlusslicht Europas. Der Automobilhersteller VW leidet und muss sogar Produktionsstandorte schliessen und Personal abbauen. BMW spürt die Krise ebenfalls. Das werden auch Schweizer Autozulieferer spüren. Die asiatische Konkurrenz wächst, insbesondere bei der Produktion von E-Fahrzeugen.

Hypothekarschuldner und andere Kreditnehmer dürften sich freuen. Fallende Zinsen heissen auch Kostenreduktion und günstigeres Wohnen in Eigenheimen. Neueste Unternehmenszahlen werden kurz vor Mitte Oktober publiziert. Das Umfeld für Aktien bleibt weiterhin vorsichtig optimistisch.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter toggenburg24