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Kommentar
Wirtschaft
07.09.2024

Börse abwärts im Korrekturmodus

Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Im Zuge fallender Anleihen-Renditen bleiben Aktien mit überdurchschnittlich hohen Dividenden interessant.»
Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Im Zuge fallender Anleihen-Renditen bleiben Aktien mit überdurchschnittlich hohen Dividenden interessant.» Bild: Linth24
US-Tech-Rally flacht ab, Wachstumsraten sinken, z.B. Nvidia. «Künstliche Intelligenz» rückt bei Investoren in Hintergrund, mit Effekt auf Aktien. SMI fiel 4 Prozent: 11'908 Punkte.

Auch der US-Arbeitsmarkt beeinflusste die Börse negativ. Die Arbeitslosenquote ist im August leicht auf 4.2 Prozent gesunken, verglichen mit 4.3 im Juli, wobei die Schaffung von Arbeitsplätzen gemäss Arbeitsministerium im Vergleich zugenommen hat. Im vergangenen Monat wurden im privaten und öffentlichen Sektor zusammen 142'000 Jobs geschaffen, verglichen mit nur 89'000 im Juli. Laut Konsens hatten Analysten 161'000 erwartet.

In der Schweiz stieg Arbeitslosenquote im August 2024 gegenüber dem Vormonat um 0.1 Prozentpunkte auf 2.4 Prozent. Ende August waren in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAVs) 111'354 Menschen als arbeitslos gemeldet, Das waren 3'638 mehr als im Juli. Bereinigt um saisonale Effekte stieg die Zahl der Arbeitslosen um 1'831 Personen an. Die Arbeitslosenquote unterliegt saisonalen Schwankungen, speziell in den Sektoren Bau und Tourismus.

Der Landesindex der Konsumentenpreise blieb im August 2024 im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 107.5 Punkten (Dezember 2020 = 100). Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat betrug die Teuerung +1.1 Prozent.

Der Bundesrat hat – auf Vorschlag von Finanzministerin Karin Keller-Sutter – schon vor einem halben Jahr fünf Finanzexperten damit beauftragt, die Bundesfinanzen zu analysieren, um herausfinden, wo es Sparpotenzial gibt. 60 konkrete Vorschläge sollen Milliardeneinsparungen in allen Departementen ermöglichen. Leiter der Gruppe ist der frühere Gewerkschafter Serge Gaillard, welcher bis Januar 2021 Direktor der Bundes-Finanzverwaltung war.

Der Bundesrat will die Mindestfranchise bei den Krankenkassen erhöhen. Fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung wäre betroffen. Aktuell liegt die Mindestfranchise bei 300 Franken, und seit zwanzig Jahren gab es keine Änderungen mehr.

Der Referenzzinssatz bleibt bei 1.75 Prozent. Für Mieterinnen und Mieter in der Schweiz bewegt sich vorerst nichts.

Unternehmensnachrichten

Die Versicherungsgruppe Helvetia hat in der ersten Jahreshälfte den Gewinn 0.3 Prozent auf CHF 259 Mio. erhöht. Der Gewinn dazu sank 1,6 Prozent auf 285 Mio. Die Entwicklung im Nichtleben-Geschäft war von Unwetterschäden geprägt, wovon vor allem die Schweiz betroffen war. Die Schaden-Kosten-Quote hat sich daher gegenüber dem Vorjahr um 1.4 auf 95.4 Prozent verschlechtert. Das Geschäftsvolumen der Gruppe nahm 3.6 Prozent auf CHF 6.93 Mrd. zu.

Das auf Augenheilkunde spezialisierte Unternehmen Alcon will an einem Fachkongress in Barcelona vom 6. bis 10. September wird mehrere neue Studienergebnisse zu seinen Produkten vorstellen, insbesondere im Bereich Operationen von Katarakt (Linsentrübung durch grauem Star) und der Intraokularlinsen.

Der Vermögensverwalter Julius Bär hat EUR 500 Mio. Fremdkapital aufgenommen. Über eine niederländische Emissionsgesellschaft platzierte er eine Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Zins von 3.875 Prozent. Die Mittel werden für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet.

Der Lebensversicherer Swiss Life übertrifft zum Halbjahr die Erwartungen. Auf einem Prämienvolumen von CHF 11'664 Mio. erwirtschaftet er einen Betriebsgewinn von CHF 883 Mio. und einen Gewinn von 632 Mio. Die Einnahmen aus Honoraren (Fee-Geschäft) liegen mit CHF 395 Mio. zwar ebenfalls leicht über der Konsensschätzung, sollen aber im weiteren Verlauf des Jahres im unteren Bereich der Zielvorgabe sein.

Der Metall-Verarbeiter SFS hat im Rahmen seines Investorentages die Aussichten für das Gesamtjahr bestätigt. So erwartet er weiterhin ein leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr. 2023 hatte er einen Umsatz von CHF 3.09 Mrd. erreicht. Die Betriebsgewinn-Marge, die im vergangenen Jahr bei 11.7 Prozent lag, soll nochmals leicht zunehmen.

Das Private-Equity-Haus Partners Group verfehlte mit seinen Halbjahreszahlen die Erwartungen. Es weist einen Gesamtertrag von CHF 977 Mio. aus (Konsens 1'040 Mio.). Sowohl die Management Fees (815 Mio. statt 835 Mio.), als auch die Performance Fees (161 Mio. statt 200 Mio. CHF) entwickeln sich weniger dynamisch als erwartet. Unter dem Strich bleiben Partners Group CHF 508 Mio. Gewinn, Analysten hatten mit 528 Mio. gerechnet.

Der Schliesstechnikkonzern DormaKaba weist für das Geschäftsjahr 2023/24 per Ende Juni einen 0.4 Prozent tieferen Umsatz von CHF 2.84 Mrd. und einen 8.3 Prozent höheren Betriebsgewinn (Ebitda) von CHF 416.9 Mio. aus. Dank Effizienzsteigerungen ist die operative Marge um 1.2 auf 14,7 Prozent gestiegen. Umbaukosten drücken den Gewinn um 7.1 Prozent auf CHF 82.2 Mio. Die Dividende wird auf CHF 8 gekürzt, nach 9.50 im Vorjahr.

Aussichten

September und Oktober sind bekannt als schwache Börsenmonate, entsprechend unbeliebt. Das scheint offenbar auch dieses Jahr der Fall zu sein. Das globale Wirtschaftswachstum fällt leicht. Die Halbjahreszahlen der Unternehmungen bieten keine Überraschungen mehr, möglicherweise erst die Neunmonatszahlen wieder. Positiv für den Markt sind allerdings die angesagten Leitzinserhöhungen der Notenbanken. Stützend sind auch die tieferen Energiepreise, nicht nur beim Strom, auch beim Erdöl. Im Zuge fallender Anleihen-Renditen bleiben Aktien mit überdurchschnittlich hohen Dividenden interessant.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter toggenburg24