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Kolumne
24.08.2024

Börsen-Tendenz weiter freundlich

Wegen des Ausbleibens überraschend negativer Nachrichten hielt die relativ freundliche Tendenz an der Börse laut Christopher Chandiramani an.
Wegen des Ausbleibens überraschend negativer Nachrichten hielt die relativ freundliche Tendenz an der Börse laut Christopher Chandiramani an. Bild: Linth24
Zum Sommerferien-Ende blieb die Tendenz freundlich. Märkte richten sich auf fallende Zinsen ein. Franken bleibt stark, Gold um Allzeithöchst. SMI plus 1.6 Prozent: 12'347 Punkte.

Der Parteikongress der Demokraten in den USA wurde abgeschlossen. Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ging gestärkt hervor. Auch Vize-Kandidat Tim Walz gab sich bodenständig und volksnah.

Der Verbraucherpreisindex der Eurozone stieg im Juli nach ersten Schätzungen auf 2.6 Prozent, gegenüber 2.5 Prozent im Juni, und lag damit über den Erwartungen, ein Anstieg um 2.5 Prozent. Dienstleistungen, Energie und Lebensmittel wurden etwas teurer.

Die Schweizer Exporte sinken leicht. Insgesamt beliefen sich die Exporte im Juli auf 22.46 Milliarden CHF, wie das entsprechende Bundesamt mitteilte. Damit sanken die Ausfuhren saisonbereinigt zum Vormonat um 2.7 Prozent. Real bzw. währungskorrigiert resultierte ein Minus von 1.8 Prozent.

Bis zu 36 Prozent Aufschlag wären möglich gewesen: Die EU verzichtet im Moment auf Zusatzzölle auf Chinas E-Autos – aber nur vorläufig, aus Rücksicht gegenüber dem Klima.

Der Bundesrat relativiert: Falls die Erbschaftsinitiative der Jusos angenommen würde, wäre eine Rückwirkung aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich.

Unternehmensnachrichten

Überraschender Sesselwechsel bei Nestlé: Der Nahrungsmittelhersteller wechselt Konzernchef aus. Mark Schneider tritt zurück, das Firmenurgestein Laurent Freixe übernimmt. Die Amtsübergabe findet per sofort statt. Der Franzose Freixe ist seit 1986 für Nestlé tätig, seit sechzehn Jahren ist er in der Geschäftsleitung und leitete unter anderem die Regionen Europa und Amerika. Schneider leitete Nestlé seit Anfang 2017. Die exakten Gründe sind nicht klar, aber das Wachstum der Gesellschaft war schwach und der Aktienkurs von Nestlé bröckelte in der letzten Zeit ab.

Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) hat in den ersten sechs Monaten den Geschäftserfolg um 6.7 Prozent auf CHF 156.3 Mio. gesteigert. Der Konzerngewinn legte im Jahresvergleich um 13.1 Prozent auf CHF 144.7 Mio. zu. Der Nettoerfolg im zentralen Zinsgeschäft stieg trotz der von der SNB eingeleiteten Zinswende. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft erhöhte sich ebenfalls. Das Handelsgeschäft ging jedoch leicht zurück. Für das Gesamtjahr wird ein Konzerngewinn von CHF 270 bis 285 Mio. erwartet.

Der Rückversicherungskonzern Swiss Re hat den Gewinn im ersten Halbjahr von 1.8 auf USD 2,1 Mrd. gesteigert. Dazu beigetragen haben vergleichsweise geringe Belastungen durch Grossschäden sowie gute Ergebnisse an den Kapitalmärkten. Der Versicherungsumsatz hat sich gemäss IFRS Rechnungslegung von 21.8 auf USD 22,5 Mrd. erhöht. In der Sach- und Haftpflichtrückversicherung belief sich der Schaden-Kosten-Satz auf 84.5 Prozent. Die Eigenkapitalrendite wird mit 20.1 Prozent (i.V. 22.8) angegeben. Der positive Jahresausblick wurde bekräftigt. Der Aktienkurs erhöhte sich um beinahe 8 Prozent.

Der Pharmazulieferer Siegfried meldet für das erste Halbjahr eine Umsatzsteigerung um 2.1 Prozent (währungsbereinigt 3.5) auf CHF 620 Mio. Fr. Der Kern-Ebitda hat sich um 5.1 Prozent auf CHF 132 Mio. erhöht. Die Marge ist von 20.7 auf 21.3 Prozent gestiegen. Für den Kern-Gewinn werden CHF 71.7 Mio. (+21,8 Prozent) angegeben. Der operative und der freie Cashflow haben ebenfalls signifikant zugenommen.

Beim Baukonzern Implenia kommt es zum Führungswechsel. CEO André Wyss tritt per Ende März 2025 zurück. Nachfolger wird Jens Vollmar, der bisher die Hochbaudivision Buildings leitet. Er soll die nächste Strategiephase einläuten. Implenia befindet sich in guter Verfassung. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz leicht um 1.2 Prozent auf CHF 1.74 Mrd. – trotz der schwachen Baukonjunktur.

Aussichten

Die wirtschaftliche Dynamik in den USA, der grössten Volkswirtschaft der Welt, nimmt ab. Das gilt auch für China. In Europa war das Wirtschaftswachstum in der letzten Zeit schon immer schwach. Hohe Energiepreise haben ihre Spuren hinterlassen. Die Inflation kommt momentan auch zurück. Dies alles verstärkt die Hoffnung auf Leitzinssenkungen im September. Hypothekarkredite sind bereits jetzt tiefer. Weniger Zinsen bedeutet auch, dass die Renditen der Anleihen sinken werden. Obligationenersatz in der Schweiz gibt es in Form von Aktien mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite, speziell bei den Versicherungen, der Pharmaindustrie und einiger Industriewerte. Swisscom und Nestlé erfüllten diese Kriterien in der Vergangenheit ebenfalls. Aber die geopolitischen Risiken (Kriege, Konflikte, Staatsdefizite) bleiben unverändert präsent. und sie bilden zeitweise Störfaktoren für die Märkte. Aktien dürften sich aber nach Kurskorrekturen immer wieder erholen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Toggenburg24.