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Kultur
29.05.2024

«Wunsch und Wirklichkeit»: So wird der neue Spielplan des Theaters St.Gallen

Verwaltungsratspräsidentin Susanne Vincenz-Stauffacher mit Lukas Bieri (Verwaltungsleitung), Anja Horst (Leitung «Jung» und «Mit»), Barbara-David Brüesch (Künstlerische Leitung Schauspiel), Jan Henric Bogen (Direktor und Künstlerische Leitung Musiktheater), Modestas Pitrenas (Chefdirigent und Künstlerische Leitung Konzert) und Frank Fannar Pedersen (Künstlerische Leitung Tanz)
Verwaltungsratspräsidentin Susanne Vincenz-Stauffacher mit Lukas Bieri (Verwaltungsleitung), Anja Horst (Leitung «Jung» und «Mit»), Barbara-David Brüesch (Künstlerische Leitung Schauspiel), Jan Henric Bogen (Direktor und Künstlerische Leitung Musiktheater), Modestas Pitrenas (Chefdirigent und Künstlerische Leitung Konzert) und Frank Fannar Pedersen (Künstlerische Leitung Tanz) Bild: stz.
Der Spielplan von Konzert und Theater St.Gallen für die Saison 2024/25 steht unter dem Motto «Wunsch und Wirklichkeit». Dazu gehören Uraufführungen, Opern, Musicals und Theater, das inklusiv und politisch sein will. Eine Zielgruppe sind die Jungen, denen das Theater nähergebracht werden soll.

Die zu Ende gehende Saison stand in vielerlei Hinsicht im Zeichen des Neuanfangs: Nicht nur übernahm ein neues Leitungsteam um Direktor Jan Henric Bogen die Führung der grössten Kulturinstitution der Ostschweiz.

Im Oktober 2023 war es endlich so weit: Mit der Weltpremiere von Tobias Pickers Oper Lili Elbe ging nach mehr als dreijähriger Sanierung und Erweiterung der ikonische Paillard-Bau wieder an den Theaterbetrieb über.

Auch die St.Galler Festspiele, die kurz vor ihrem Auftakt stehen, erfahren eine Weiterentwicklung. Die Festspieloper findet zum ersten Mal nicht mehr im St.Galler Stiftsbezirk, sondern über 1400 Metern am Flumserberg statt.

Wenn sich einige der neuen Formate erst noch etablieren müssen, darf dennoch festgestellt werden, dass der Neustart geglückt ist: Die Anerkennung von Publikum und Kritik schlug sich etwa im Gewinn eines «Oper! Awards» für die beste Uraufführung (Lili Elbe) und die Einladung ans Schweizer Theatertreffen (Sturm) nieder. In diesem Sinn steht die Spielzeit 2024/2025 im Zeichen der Konsolidierung und Weiterentwicklung.

Das Motto der neuen Spielzeit lautet «Wunsch und Wirklichkeit».

Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich unsere Fantasie bewegt. Nur dank ihr kann sich verändern, was sich verändern soll, indem Träume und Utopien zu Realitäten werden.

Das Ausloten des Spannungsfelds zwischen Wunsch und Wirklichkeit zieht sich einem roten Faden gleich durch den Spielplan 2024/2025. Im Theater und in der Lokremise stehen über 20 neue Produktionen auf dem Programm, davon mehrere Uraufführungen.

Die Sparte Schauspiel präsentiert eine Mischung aus Klassikern, Romanadaptionen und Gegenwartsdramatik.

Ihnen allen gemein ist der Versuch, die von physischer und psychischer Gewalt gezeichnete Gegenwart zu verstehen und Mitgefühl mit ihren Opfern zu empfinden. Ferner setzt das Schauspiel die bewährte Zusammenarbeit mit anderen Ensembles fort.

Hedda Gabler Bild: Ludwig Olah

In der Lokremise stehen Sofja Petrowna/Republik der Taubheit, Das komische Theater des Signore Goldoni, Tyll und zwei herren von real madrid auf dem Programm. Im Grossen Haus werden Hedda Gabler, Die drei Räuber und Das Käthchen von Heilbronn gespielt. Ausserdem ist das Schauspiel federführend an der Inszenierung des schrillen Musicalklassikers The Rocky Horror Show im Paillard-Bau beteiligt. Das Schauspielprogramm wird ergänzt durch Kinder- und Jugendstücke sowie zwei Gastspiele.

Im Musiktheater stehen grosse Namen des Opernrepertoires auf dem Programm:

Gezeigt werden Prokofjews Die Liebe zu den drei Orangen, Verdis Macbeth und Richard Strauss’ Elektra. Zudem wird Johann Strauss’ Die Fledermaus wiederaufgenommen – mit einem Rollendebut des Startenors Rolando Villazón. Mit Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel ist zudem eine Opernproduktion auf der grossen Bühne zu sehen bzw. zu hören, die sich auch, aber nicht nur an ein junges Publikum richtet.

Daneben stehen zwei Musicals auf dem Programm: Gemeinsam mit der Schauspielabteilung kommt The Rocky Horror Show auf die Bühne. Und mit Frank Wildhorns und Gil Mehmerts Einstein – A Matter of Time wird die berühmte St.Galler Musicaltradition um eine weitere Weltpremiere ergänzt.

Die Sparte Tanz bringt erneut international renommierte Choreografen mit unterschiedlichen künstlerischen Handschriften in die Ostschweiz,

zeigt mit Limbo und Oresteia aber auch zwei Produktionen des Künstlerischen Leiters Frank Fannar Pedersen (jeweils gemeinsam mit Javier Rodríguez Cobos). Auf dem Programm stehen zudem ein Doppelabend der beiden Starchoreografen Hofesh Shechter und Yoann Bourgeois mit dem Titel Beyond. Moved wird gestaltet von Ohad Naharin und Alan Lucien Øyen.

Ausserdem ist die Tanzabteilung mit der Choreografie von Kinsun Chan an der Wiederaufnahme von Richard Strauss’ Die Fledermaus beteiligt. Zwischenzeitlich verlässt die Tanzkompanie St.Gallen: Mit dem Doppelabend Beyond begibt sie sich nämlich auf Schweiz-Tournee.

Den Auftakt der Konzertsaison macht – wie üblich – das Sommerkonzert, das 2024 wieder unter freiem Himmel stattfindet.

Danach steht auf dem Programm der Sparte Konzert ein reichhaltiges Angebot mit dreizehn Orchesterkonzerten und Werken aus dem breiten sinfonischen Repertoire von Henry Purcell bis zum zeitgenössischen litauischen Komponisten Donatas Zakaras.

Die Fledermaus Bild: Ludwig Olah

Im Meisterzyklus sind hochkarätige Solisten und Formationen wie Lucas und Arthur Jussen, Helmchen – Hecker – Weithaas, das Armida Quartett und allen voran die Klavierlegende Martha Argerich zu Gast in der Tonhalle. Dazu kommen weitere Formate wie Sonntags um 5, die Reihe mit Lunch-Konzerten in der Tonhalle sowie After-Work-Konzerte an wechselnden St.Galler Schauplätzen.

Ein ausgebautes Vermittlungsangebot lädt grosse wie kleine Theater- und Musikfans ein, sich nicht nur aufs Zuschauen und Zuhören zu beschränken.

Verschiedenste Formate bieten die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren, hinter die Kulissen zu blicken oder selbst aktiv zu werden. Gut angelaufen ist u.a. das Format im Doppel: Während die Erwachsenen eine Produktion im Paillard-Bau geniessen, erfahren die Kinder unter fachkundiger theaterpädagogischer Anleitung spannende Informationen über das, was gerade auf der grossen Bühne zu sehen ist.

Auch die beliebte Reihe Talk im Studio mit Experten zu den Themenschwerpunkten des Spielplans wird weiterhin angeboten.

Die St.Galler Festspiele feiern 2025 ihren zweiten runden Geburtstag.

Und nicht nur das: Die Oper, das traditionelle Herzstück der Festspiele, findet nach dem Abstecher in den Südteil des Kantons wieder im St.Galler Stiftsbezirk statt. Als Geburtstagsgeschenk wird einer der Klassiker des Opernrepertoires schlechthin zu sehen sein – Giacomo Puccinis Tosca. Davon abgesehen heisst es auch für die Festspiele, die 2024 begonnene Weiterentwicklung zu konsolidieren.

Dementsprechend ist die Schauspielabteilung weiterhin mit einer eigenen Produktion vertreten, Ferdinand Schmalz’ Schauspiel Die Hildensaga. Ein Königinnendrama, auf der Parkbühne vor dem Grossen Haus. Das traditionelle Festkonzert mit Bruckners Achter wird wieder in der Kathedrale gespielt.

Die auf Anfang Spielzeit 2023/2024 eingeführten neuen Abos – allen voran das Halbtax – haben sich als Erfolg erwiesen und werden weitergeführt, ebenso wie der U30-Club.

Neu dazu kommt das «5 für 4»-Angebot: Mit der Lok-Card, Grosses-Haus-Card oder der Tonhalle-Card ist jedes fünfte Ticket gratis. Das Angebot ist nicht personengebunden und kann auch als Gruppe eingelöst werden.

Was gut aufgenommen wurde, wird fortgeführt: Theater- und Konzerttickets gelten weiterhin im gesamten Gebiet des Tarifverbunds Ostwind sowie in Vorarlberg und dem Fürstentum Liechtenstein als Bahn- oder Busbillett. Nicht zuletzt für Schulklassen konnte dadurch eine lange bestehende Hürde zum Theaterbesuch abgebaut werden.

stgallen24/stz.