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St. Gallen
02.04.2024

Ex-Mitarbeiter von Spiess-Hegglin schreibt Enthüllungsbuch

Dumeng Girell di Giovanoel
Dumeng Girell di Giovanoel Bild: voima-verlag.ch
Dumeng Girell di Giovanoel war begeistert, als er Ende 2020 eine Stelle bei #NetzCourage antrat – dem Schweizer Pionierverein im Kampf gegen Hass im Netz. Doch schon bald zeigten sich Risse in der Fassade. Jetzt hat er über seine Zeit bei Jolanda Spiess-Hegglin ein Buch geschrieben.

Mitarbeiterinnen zerbrachen am Druck, ein Forschungsprojekt scheiterte, Kritik wurde abgeblockt. Die Geschäftsführerin Jolanda Spiess-Hegglin führte den Verein gegen aussen zwar öffentlichkeitswirksam und wurde als Aktivistin ausgezeichnet. Doch im Inneren wurde der starke Bezug auf ihre Person und ihre privaten Feinde zur Belastung.

In diesem Bericht deckt ein Insider erstmals auf, was sich hinter den Kulissen des Vorzeigevereins abspielte. Dumeng Girell di Giovanoel schildert, wie sich #NetzCourage immer stärker zu einer sektenähnlichen Organisation entwickelte – mit Jolanda Spiess-Hegglin als charismatischer Führungsperson.

Anhand seiner eigenen Geschichte zeigt der Autor die Methoden, mit denen jede Kritik erstickt wurde – bis hin zur Bespitzelung eigener Leute.

Von Anfang an habe ihn die angespannte Stimmung im Team irritiert. Dann habe er herausgefunden, wieso seine Vorgängerin wie vom Erdboden verschluckt war. Offenbar hatte sie einen Zusammenbruch erlitten – auch wegen interner Querelen und einer zu hohen Arbeitsbelastung, wie der «Tagesanzeiger» über das Buch schreibt.

Weitere Konflikte soll es zwischen Jolanda Spiess-Hegglin und einer ehemaligen Co-Geschäftsführerin gegeben haben. Mobbingvorwürfe standen im Raum. «Nie zuvor hatte ich ein solches Arbeitsklima erlebt. Es fühlte sich toxisch an», so Dumeng Girell di Giovanoel gemäss zentralpus.ch.

Jolanda Spiess-Hegglin, hier während eines Vortrags 2019 in der Kanti Heerbrugg Bild: ksh.edu

Die Co-Geschäftsführerin nahm sich später das Leben. Dabei kritisiert di Giovanoels den Umgang mit ihrem Tod. So habe sich Spiess-Hegglin lange nicht bei der Familie gemeldet, sagte er im Interview mit der «Plattform J».

Auch die Fehlerkultur bemängelt der Buchautor: Jolanda Spiess-Hegglin habe die Schuld immer bei anderen gesucht. Gleichzeitig habe ihr eigenes Leid, das sie nach der Landammannfeier 2014 in Zug erlitten habe, immer im Zentrum stehen müssen.

Wegen Jolanda Spiess-Hegglin seien auch Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne), zwei bekannte ehemalige Co-Präsidentinnen des Vereins Netzcourage, und Buchverlegerin Liliane Ritzi gegangen.

Dass der Verein dann auch noch die Unterstützungsgelder des eidgenössischen Gleichstellungsbüros verlor, soll ebenfalls Spiess-Hegglins Schuld gewesen sein, so der «Tagesanzeiger» weiter.

«Inside #NetzCourage – Aufzeichnungen aus der Hundehütte» sei eine «verstörende Aufarbeitung und ein Warnruf zugleich», so Dumeng Girell di Giovanoel. Denn der Fall #NetzCourage zeige exemplarisch, wie eine gesellschaftlich wichtige NGO durch eine unprofessionelle Führung zerstört werden kann, die in allem nur noch Freund oder Feind sieht. Ein Buch, das aufrüttelt und das Schweigen bricht, um dem Kampf gegen Hass im Netz eine Zukunft zu geben.

Bestellen kann man das Buch hier: voima-verlag.ch

Dumeng Girell di Giovanoel (*1986) ist Philosoph, Religionswissenschaftler und Offizier. Aufgewachsen unter schwierigen familiären Bedingungen, entwickelte er früh eine unkonventionelle Weltsicht. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Ethik und politischen Philosophie, insbesondere im Bereich der digitalen Gewalt, mit der er sich seit einem Jahrzehnt auseinandersetzt. Weitere Interessensgebiete umfassen politische Religionen, Verschwörungstheorien und moralische Verantwortung in einer vernetzten Welt.
Neben seinem akademischen Wirken engagiert sich Dumeng ehrenamtlich in einem Kulturverein. Sein Debüttext beleuchtet intransparente Vorgänge in einer Schweizer NGO und deren Auswirkungen aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis der menschlichen Natur möchte er zum Diskurs über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen beitragen.

 

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