Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Appenzellerland
01.04.2024

Wie zwei tote Fasane ein ganzes Dorf spalten

In Wolfhalden ist Wahlkampf.
In Wolfhalden ist Wahlkampf. Bild: wolfhalden.ch
Hampi und Marlies – das sind zwei Fasane. Sie sind tot. Und doch können sie sprechen. Ein Video von ihnen spaltet nun das Dorf Wolfhalden.

Derzeit findet in Wolfhalden der Kampf um den Gemeinderat statt. Mittendrin: Der SVPler Paul Bischofberger. Dieser hat sich als «Tierkommunikator» einen Namen gemacht. Das heisst, dass er mit Tieren sprechen und deren Sprache in unsere Sprache übersetzen kann. Dies schreibt das «St.Galler Tagblatt.»

Ein Video geht viral

Dieses «Talent» setzt er gerne ein, wie ein Video auf Youtube zeigt, welches 2018 viral ging.

Der Comedian und Izzy-Moderator Cedric Schuld besorgt sich zwei tote und ausgestopfte Fasane, nennt sie Hampi und Marlies, macht ein Foto und schickt es an Bischofberger.

Dieser soll Schild sagen, wie lange die Fasane noch zu leben haben. Wir erinnern uns: Die Fasane sind längst tot, nur weiss Bischofberger das nicht und gibt Schild daher als Antwort, dass die Fasane noch mehrere Jahre zu leben hätten.

«Für mich ist dieser Mann nicht wählbar.»

Jacques Michel Conrad, ebenfalls aus Wolfhalden, stiess auf dieses Video und verbreitete es. Dieser Art der Kommunikation kann er nix abgewinnen. Zum «St.Galler Tagblatt» sagt er: «Das Video hat leider bestätigt, was für mich immer klar war: Tierkommunikation dieser Art funktioniert nicht.»

Bischofberger spiegle also falsche Tatsachen vor. «Für mich ist dieser Mann nicht wählbar. Ihm ist bewusst, dass er nicht mit Tieren sprechen kann und er verkauft die Dienstleistung trotzdem – das mutet nach Betrug an.»

Es brauche jemanden, der absolut integer sei, wenn man als Gemeinderat kandidiere. Des Weiteren stellt Conrad auch in Frage, wie die SVP so jemanden wie Bischofberger unterstützen könne.

Paul Bischofberger Bild: xing.com

Das sagt die SVP

Bei ebenjener Partei zeigt man sich überrascht. Michael Zürcher, Präsident SVP Vorderland, will sich nicht äussern, denn er habe das Video nicht gesehen. «Ich habe ihn (Bischofberger) immer als ehrlich, korrekt und sehr engagiert erlebt. Er bringt gute Ideen und macht viel für die Partei.»

Bischofberger ist Vorstandsmitglied der SVP Vorderland und Ansprechperson für die Ortsgruppe Wolfhalden.

Das sagt der Betroffene

Bischofberger selbst kennt das Video. Entstanden 2018, kocht es derzeit im Wahlkampf wieder hoch. Der Betroffene spricht von einer Hasskampagne und einer Verleumdung.

Da er von einer Schmutzkampagne ausgeht, will er sich nicht weiter über die politische Instrumentalisierung äussern.

Aber: Das Video sein ein riesiger Fake. Es sei bewusst versucht worden, ihn in die Pfanne zu hauen, erfolgreich. Er sage jeweils, dass es sich bei der Tierkommunikation nicht um eine exakte Wissenschaft handle, sondern eine gewisse Fehlerquote bestünde.

Diese Aussage sei weggeschnitten worden. Auch sei gefragt worden, wie hoch die Lebenserwartung eines Fasans generell sei. Das Video sei dann einfach anders geschnitten worden. Rechtliche Schritte wolle Bischofberger nicht unternehmen.

Als Betrüger abgestempelt?

Das Video entstand mitten in den Vorbereitungen zur Tier-Vital-Messe 2018. Er sei unter Zeitdruck gewesen. Eine angemessene Bearbeitung sei nicht möglich gewesen.

Trotzdem sei er von Schild gedrängt worden, damit dieser ihn an der Messe habe vorführen können. «Mich deswegen nun als Betrüger abzustempeln, finde ich nach 17-jähriger Berufsausübung absolut daneben.»

Ausserdem will der Politiker auch festhalten, dass er Ende Januar sein Können rund 60 Interessierten live vorgeführt habe.

Video soll in den Hintergrund

Wer das Video gefunden hat, ist unklar. Aber es verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Sehr zugunsten von Yolanda Lötscher Bühler. Die Gegenkandidatin weist entschieden von sich, das Video verbreitet zu haben, ihr liege ein fairer Kampf am Herzen. Bis vor Kurzem war Bischofberger der einzige Kandidat.

Die beiden Kandidaten baten zum gemeinsame Foto. Der Blick nach vorne sei wichtig. Bühler: «Wir kandidieren auf Augenhöhe.» Ausserdem müsse das Video in den Hintergrund treten.

Im Gespräch erörtern beide die Positionen. Diese weichen kam voneinander ab. Bischofberger: «Kommt es zu einem zweiten Wahlgang, werden wir am besten ein Podium machen, an welchem wir zu allen politischen Fragen Stellung beziehen.» Lötscher Bühler nickt.

Das Video zu Hampi und Marlis gibt es hier.

fam