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Wattwil
25.03.2024

Ein künstlerisches Experiment an der Kanti Wattwil

Die Kanti Wattwil wagte sich an ein klangkünstlerisches Experiment.
Die Kanti Wattwil wagte sich an ein klangkünstlerisches Experiment. Bild: zvg/kantiwattwil
Das OK wagte sich dieses Jahr an Erik Saties «Vexations», das längste Stück der Welt. Über 50 Jugendliche waren musikalisch und künstlerisch beteiligt.

Während sieben Stunden erklang in verschiedenen Räumen, die mit Kunstinterventionen ausgestattet waren, Saties 2-minütige Melodie, welche sich in dissonanten Tonfolgen langsam fortbewegte. Alle Musizierenden spielten 30 Minuten lang solo oder im Ensemble, bevor sie nahtlos abgelöst wurden. Die vielen Instrumentengruppen - von Marimaphon über Harfen-Klavier-Duett, Gitarren- und Streich-Trio bis zu Bläserquintett – verliehen den Spielenden und der Zuhörerschaft immer wieder neue Klangerlebnisse. Nach jeder vollendeten Melodie wurde ein Zählknopf betätigt, die Anzahl Wiederholungen gesammelt und prominent in der Eingangshalle projiziert. „Diese 30 Minuten Klavierspiel sind viel schneller vorbei als gedacht“ meint Vera. „Das Spielen entspannt und macht Spass“ fügt Tobias an, der am Kontrabass wirkte.  

Künstlerischer Horizont erweitern

Die Gestaltungsklassen liessen zur Inspiration ihrer Umsetzungsideen Saties Musikstück auf sich wirken. „Zudem wurden wir im Unterricht mit verschiedenen Künstler:innen konfrontiert, die auf ihre Art Grenzen ausloten. Dies hat uns neue Perspektiven des künstlerischen Ausdrucks aufgezeigt“ erzählt Rosa.

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Tabus, Ekel und Beengung

Im Zimmer „l’espace des cheveux“ wartete allerlei Haariges von Tier und Mensch, welches im Wasser mit Licht gekonnt in Szene gesetzt wurde. „Wir wollten einen beängstigenden Raum schaffen, dem man sich nicht entziehen kann“ so Marileen. Zwei weitere Interventionen brachen mit Tabuthemen wie Geld, Tod, Sexualität und Weiblichkeit. „Wir wollten die Leute herausfordern, sich damit auseinanderzusetzen“ erklärt Debora. In der „white box“ wurde Beengung, in einem schwarzen Zimmer mit Blitzlicht wurde „sehen und gesehen werden“ thematisiert. In der Aula tickten während sieben Stunden mehrere Metronome und ein überdimensionales Kugelspiel versteckt hinter alten Bettlaken, die von der Decke hingen und von gleichaltrigen Hellraumprojektoren beleuchtet wurden: Die Zeit vergeht unaufhaltsam...  Im letzten Raum schimmerten unzählige CDs bei wechselndem Licht und bequeme Sessel luden zum Verweilen ein, um in Saties meditative Musik eintauchen zu können. 

Ziel erreicht

Kurz nach 19Uhr wurde die 840ste Wiederholung - so Saties Vorgabe - gespielt und gefeiert. Sonja Egger, eine der Hauptinitiantinnen des Projekts, dankte im Namen des OKs allen Beteiligten sowie Mitwirkenden im Hintergrund für ihr Engagement und die Offenheit, sich auf dieses „künstlerische Experiment“ einzulassen. Dann wurde der Apéro eröffnet. 

Im Gespräch mit den beteiligten Jugendlichen sowie dem Publikum geht klar hervor: Besagtes Experiment hat sich gelohnt! 

MM/kantiwattwil