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17.02.2024
17.02.2024 19:43 Uhr

Sicherstellung der Wasserressourcen im Toggenburg

Aufgrund der erfassten Problemfelder aus dem kantonalen Bericht besteht im Toggenburg vor allem bei Biotopen und Gewässern der grösste Handlungsbedarf.
Aufgrund der erfassten Problemfelder aus dem kantonalen Bericht besteht im Toggenburg vor allem bei Biotopen und Gewässern der grösste Handlungsbedarf. Bild: Wendelin Brand/ IG VH Thur
Basierend auf dem Bericht der Regierung "Langfristige Sicherstellung der Wasserressourcen im Kanton St. Gallen: Handlungsbedarf und Massnahmen" sowie angesichts bestehender Defizite und eines zukünftigen Wasserknappheitsrisikos macht sich die RegionToggenburg Gedanken, wie das Wassermanagement im Toggenburg in Zukunft aussehen soll und was es wann zu unternehmen gilt.

Die Regierung des Kantons St. Gallen hat im März 2022 einen umfangreichen Bericht zu dieser Problematik veröffentlicht. Er enthält insbesondere eine Wasserknappheitshinweiskarte mit Angabe der heutigen und zukünftigen Probleme sowie eine Auflistung von bereits angedachten Massnahmen, inklusive der Abschätzung ihrer Auswirkungen zur Reduktion des Handlungsbedarfs. In diesem Bericht wird die Ausarbeitung eines Wassermanagements im Toggenburg als Pilotregion des Kantons St. Gallen angeregt. Mit dem Pilotprojekt wird das Toggenburg eine Vorreiterrolle einnehmen, wovon die ganze Region profitiert, da Wasser die Grundlage allen Lebens ist.

Schwammregion Toggenburg?

Das Wassermanagement in unserer Region ist ein wichtiger Bestandteil der Siedlungsqualität und -entwicklung. Nebst der klassischen  Wasserversorgung gilt es verschiedene Herausforder­ungen wie zum Beispiel den Umgang mit Oberflächenwasser, die Aufwertung von Mooren und Feucht­gebieten, die Beschneiung von Skipisten oder  Niedrigwasserprobleme zu lösen. Ebenso ist das Toggenburg die einzige Region, welche nicht über einen Seeanstoss oder ein grosses Fliessgewässer verfügt. Viel Regen- oder Schmelzwasser aus dem Obertoggenburg fliesst durch das Karstgebirge direkt in den Walensee und nicht via Thur gegen Nor­den. Aus diesen und weiteren Gründen hat sich die Regionsorganisation entschieden, mit Unterstützung der spezialisierten Firma Hunziker Betatech AG unter dem Projektarbeitstitel "Schwammregion Toggenburg?" ein Wasser­management für das Toggenburg zu erarbeiten.

Handlungsbedarf im Toggenburg

Aufgrund der erfassten Problemfelder aus dem kantonalen Bericht besteht im Toggenburg vor allem bei Biotopen und Gewässern der grösste Handlungsbedarf, da mangels grösseren Seen oder Fliessgewässer keine Abferderung vorhanden ist. Problematisch ist auch der Wasserverlust da aufgrund des Karstes viel Wasser nicht oberflächlich abfliesst. Auch gilt es wertvolle und empfindliche Biotope (z.B. Moore) vor der Austrockung zu schützen. Hierfür muss die räumliche und zeitliche Verteilung des Wassers verstanden und optimiert werden.

Versorgung durch Quellwasser

Da sich das Ober- und Untertoggenburg grösstenteils mit Quellwasser versorgt und in Teilgebieten Trinkwasser vom Bodensee bezogen werden kann, hat die Wasserversorgung nicht den grössten Handlungsbedarf. Nach Umsetzung der angedachten Massnahmen können die Problemfelder im Untertoggenburg und Neckertal voraussichtlich bis 2040 gelöst werden, aber im Obertoggenburg bleiben diese trotzdem im geringen Ausmass bestehen und verfügen grundsätzlich über die kleinste Toleranz bei Problemen.

Strategien und Massnahmen

Aufgrund der bekannten Problemfelder erarbeitet die Region Toggenburg mit Unterstützung der Firma Hunziker Betatech AG und begleitet durch das Amt für Wasser und Energie sowie einer breit abgestützten Begleitgruppe (Gemeinden, Landwirtschaft, Wasserkorporationen, Versorgern, Abwasserverbänden, Umweltorganisationen, Tourismus und weitere) während der kommenden zwei Jahre das Pilotprojekt mit dem Modellansatz Schwammregion und der Leitidee Wasser speichern statt ableiten und dadurch klimaresistente Landschaften fördern. Hierfür wird ein entsprechender Massnahmenkatalog ausgearbeitet und alle betroffenen Akteure eingebunden. Trotz verschiedenster Herausforderungen soll die Chance genutzt werden, sich heute fit zum machen für die Zukunft und somit dann entsprechend gewappnet flexibel reagieren zu können.

 

Die Problemfelder im Kanton St. Gallen Bild: region + art toggenburg

Drei Fragen an den Geschäftsleiter der Thurwerke AG, Alex Hollenstein

 

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation bezüglich Wasserressourcen im Toggenburg?
Die Trinkwasserressourcen sind momentan gut, wir können unser Versorgungsgebiet im Jahresschnitt zu über 90 % mit Quellwasser versorgen. Die restliche Menge fördern unsere Grundwasserpumpwerke. Eine grosse Herausforderung sind die langen Trockenphasen, dank der Vernetzung mit Lichtensteig und Ebnat-Kappel können wir uns gegenseitig aushelfen.

Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen als Versorgungsdienstleister?
Damit wir die Versorgungssicherheit gewährleisten können, sind wir auf die Unterstützung der Grundeigentümer angewiesen. Die Schutzgebiete der Wasserfassungen müssen eingehalten werden und wir benötigen die Durchleitungsrechte für den Leitungsbau, dieses Verständnis ist nicht überall vorhanden. Damit die Wasserversorgung für Trink-, Brauch- und Löschwasser auch in Zukunft gesichert bleibt, sind hohe Investitionen nötig, dies bedingt eine langfristige Planung und eine zukunftsgerichtete Organisationsstruktur.
 
Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf bezüglich Sicherstellung der Wasserressourcen?
Es ist wichtig, dass wir die Trinkwasserversorgungen miteinander vernetzen und professionell betreiben. So können wir uns in einer Trockenphase oder beim Ausfall einer Wasserressource gegenseitig unterstützen und die Versorgung sicherstellen. Es gilt über die Gemeindegrenzen hinauszudenken. Die Wasserversorgung wird zusehends zu einer regionalen Aufgabe.

Region Toggenburg