Am Anfang waren die Orgel und ein gefühltes Manko. Zwar ist die Königin der Instrumente in der reformierten Wattwiler Kirche mit ihren rund 2700 Pfeifen in sehr mächtiges Instrument. Aber was nützt die schönste Orgel, wenn nur wenige ihren Klang hören? „Daraus sind vor zehn Jahren die O-Ton-Konzerte entstanden“, sagt die Organistin Heidi Preisig. „Ziel war, mit einer Konzertreihe die Orgelmusik einer breiten Bevölkerung bekannter zu machen. Viele Leute staunen nämlich, was mit diesem Instrument alles an populärer, klassischer und volkstümlicher Musik möglich ist.“ 2014 hat der erste O-Ton-Zyklus stattgefunden. Das O steht dabei für Orgel, O-Ton bedeutet aber auch einen unverwechselbaren Originalton.
Musik als Zugang zu Emotionen
Für die Konzertprogramme hat die studierte Kirchenmusikerin und Chorleiterin Heidi Preisig in den letzten zehn Jahren ihr Netzwerk in der Orgelwelt spielen lassen. So war beispielsweise Andreas Jost, Organist am Zürcher Grossmünster, zu Gast. Heidi Preisig geht es aber weniger um grosse Namen als um Stimmung und „gehörfällige“ Musik. „Mich freut am meisten, wenn jemand sagt, das Konzert habe berührt und gut getan.“ Denn gerade für den Umgang mit Emotionen habe Musik eine grosse Bedeutung, sagt die knapp 39jährige zweifache Mutter. „Ich glaube, dass viele Menschen über die Musik Zugang zu ihren Gefühlen haben. Mir geht es auch so.“
Drei Konzerte und eine Orgelführung
Die O-Ton-Zyklen, die jeweils im Februar beginnen, bestehen aus drei Konzerten und einer Kirchen- und Orgelführung. Denn zum Kennenlernen der Instruments gehört auch, dass Gross und Klein mal auf Tasten drücken oder die Orgelpfeifen von Nahem sehen dürfen. Bei den Gastmusikern verfolgt Heidi Preisig zwei Schienen. „Einerseits ist es gut, dass Personen aus der reichen Toggenburger Musiktradition zum Zug kommen.“ Anderseits nützt die Organistin der Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg die Anlässe auch, um auswärtige Musiker ins Toggenburg zu holen. Und: Die Orgel kann auch mal Begleitung für ein anderes Soloinstrument sein.
Magisch, mystisch und mit Alphorn
In dieser Art ist Heidi Preisig auch beim Jubiläumsprogramm vorgegangen. Zusammen mit Jost Kirchgraber tritt sie im ersten Anlass selbst auf. Der mit der Toggenburger Kulturgeschichte bestens bekannte Germanist erzählt über regionale magische BiIdzeichen. So ist es beispielsweise bedeutsam, weshalb der Hund im Toggenburger Wappen nach links schaut. Heidi Preisig spielt dazu passende mystisch anmutende Orgelstücke. Nicht vorzustellen braucht man auch den in Lichtensteig aufgewachsenen und schon lange in Luzern wirkenden Organisten Wolfgang Sieber. „Meine Musik spiegelt das Tal Toggenburg mit seinen Menschen, die laufend Geschichte schreiben“, schreibt Sieber im Programmheft. Mit der Alphornistin Lisa Stoll ist schliesslich eine junge musikalische Senkrechtstarterin zu Gast, die zusammen mit der Organistin Fabienne Romer auftritt.
Jubiläumsauftakt: Sonntag, 11. Februar, 17.30 Uhr, reformierte Kirche Wattwil, Magische Bildzeichen und mystische Musik, Jost Kirchgraber und Heidi Preisig