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Wattwil
02.01.2024

«Die Thursanierung ist nur mit ökologischer Aufwertung sinnvoll»

Für die Grünen Toggenburg ist die Sanierung eine einmalige Gelegenheit, die Thur naturnaher zu gestalten.
Für die Grünen Toggenburg ist die Sanierung eine einmalige Gelegenheit, die Thur naturnaher zu gestalten. Bild: pd
Die Grünen Toggenburg nehmen Stellung zur Thursanierung Wattwil.

«Mit einer Interpellation im Kantonsrat verlangen die Fraktionen der SVP, Mitte-EVP und FDP ein redimensioniertes Projekt der Thursanierung in Wattwil. Die GrünenToggenburg untestützen diese Interpellation nicht.

Zwingend vorgegeben

Auf Grund des Hochwasserschutzes muss die Sanierung sowieso angegangen werden, was auch die Interpellanten nicht bestreiten. Die bürgerlichen Parteien ignorieren jedoch, dass bei Gewässersanierungen seit 2011 auf Grund des Bundesgesetzes über den Schutz der Gewässer ökologische Aufwertungen zwingend vorgegeben sind. Deshalb wird es ohne Revitalisierungsmassnahmen auch keine Verbesserung des Hochwasserschutzes geben. Die von den Bürgerlichen geforderte Alternativvariante, welche innerhalb der bestehenden Thurwege zu liegen käme, wird den gesetzlich geforderten Aufwertungen nicht gerecht, da die nötige Verbreiterung der Sohle so nicht erreicht werden kann. Sie hätte ausserdem zur Folge, dass die Dämme teilweise massiv erhöht werden müssten, um die nötige Abflusskapazität zu erreichen. Das Schadenpotential bei Dammbrüchen wäre dadurch massiv höher. Zudem müsste dann auch der Damm verbreitert werden, um die nötige Stabilität zu erreichen. Dies würde auf Kosten der privaten Grundstückeigentümer gehen, welche auch in diesem Fall Land abtreten müssten.

Kulturland geht durch Einzonungen verloren

Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die grössten Treiber des Kulturlandverlustes nicht etwa Gewässer-Revitalisierungen sind, sondern die Einzonung bester Landwirtschafsflächen in Bauzonen und der Strassenbau. Die oft lautstark vorgetragene Kritik des Kulturlandverlustes wirkt deshalb vorgeschoben. Viele derjenigen, die das Argument des Kulturlandverlustes gegen die ökologische Aufwertung der Thur einbringen, sind interessanterweise bei der Planung von sechsspurigen Autobahnen durch das fruchtbare Mittelland oder bei Einzonungen für den Häuserbau auffallend still oder unterstützen diese Projekte sogar.

Kompromisse sind gefordert

Ein grosses Projekt wie die Thursanierung verlangt von allen Seiten Kompromisse. Im Moment sind diejenigen Kreise am lautesten, welche keine oder nur marginale ökologische Aufwertungen möchten. Das vorliegende Projekt ist jedoch bereits ein Kompromiss. Es geht den Umweltverbänden bei den ökologischen Massnahmen deutlich zu wenig weit. Die GrünenToggenburg sind deshalb der Meinung, dass eine Überarbeitung oder das Aufzeigen von Varianten, wie sie nun gefordert werden, nicht zu Lasten der ökologischen Aufwertung gehen darf. Wir weisen auch darauf hin, dass der Bund Revitalisierungsprojekte mit 35 bis 80 Prozent der Kosten stützt, wenn diese die Anforderungen des Bundes in Bezug auf die Ökologie erfüllen. Mit einer halben Lösung fällt diese Unterstützung weg, und Kanton und Gemeinde bleiben auf den Kosten sitzen. Das Projekt käme dann die Steuerzahler im Kanton und insbesondere die Toggenburger teurer zu stehen als mit wirkungsvollen ökologischen Aufwertungen.

Naturnaher gestalten

Die Sanierung ist eine einmalige Gelegenheit, die Thur naturnaher zu gestalten. Dass der Bevölkerung in einzelnen Abschnitten die Thur auch zugänglicher gemacht wird, erhöht die Lebensqualität auch derjenigen, die nicht direkt an der Thur wohnen. Sie bietet die Möglichkeit für eine Aufwertung der Thur als Naherholungsgebiet und steigert die Attraktivität der Region für den Tourismus. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen, sie kommt in den nächsten 100 Jahren nicht wieder.»

Michel Haller | Marco Fäh