Verletzlich wirkt sie, die junge Santuzza, wie sie sich in den Kulissen auf der Tonhallebühne versteckt, um ihren Geliebten Turriddu zu beobachten, der sich wieder seiner ehemaligen Verlobten zuwendet. Verletzlich – aber auch selbstbewusst. Sie weiss sich betrogen und leidet, ballt aber die Fäuste und wehrt sich.
Bunter Mix
Dass sie sich dem Operngesang und damit dem klassischen Fach zuwendet, war nicht von Anfang an klar. «Ich stamme nicht aus einer Musikerfamilie», erinnert sich Mirjam Fässler. «Ich bin mit einem bunten Mix aus Schweizer Ländler, Puccini und Pink Floyd aufgewachsen.»
Musik bewusst wahrgenommen hat sie bereits mit vier Jahren und war fasziniert von der menschlichen Gesangsstimme. Aus Erzählungen weiss sie, dass sie sich schon von klein auf mit Leichtigkeit Lieder merken konnte und von Herzen gern vor Publikum auftrat.
Am richtigen Ort
Der Weg zur Musikschule schien vorgezeichnet. Die kleine Mirjam wählte die Gitarre, ein ideales Instrument als Ergänzung zum Gesang. Zuerst sang sie an Schülerkonzerten «An den Ufern des Mexico-Rivers», schon bald in der Schülerband «Nothing Else Matters» von Metallica.
Der nächste Schritt waren dann bereits eigene Voicings und die Erkenntnis, dass sie sich am Mic noch immer am wohlsten fühlt: «Schritt für Schritt fühlte ich mich im Gesang am richtigen Ort», erinnert sich Fässler. Die Gitarre musste weichen.
Musicals und Chansons
«Operngesang war als Teenager noch nicht auf meinem Schirm», erläutert die Mezzosopranistin ihren weiteren Weg. Aber ihr Musiklehrer schlug mit Musicalsongs die Brücke und schon bald sang sie die ersten Schubert- und Mozart-Lieder.
Einseitig ist sie nicht geworden, ihr Herz schlägt ebenso für Rockmusik, Broadway, Musicals und Chansons. Es ist noch nicht so lange her, dass sie in Sirnach in der «weissen Rössl»-Produktion mitwirkte. Und zusammen mit dem Pianisten Oliver Buchmann tritt sie bereits seit zehn Jahren als Chanson-Duo «Jamolie» auf.
Kreativer Teamprozess
Die Santuzza bezeichnet Fässler als eine «stimmliche Wahnsinnspartie». Sei aber auch wahnsinnig schön, wie Mascagni Gefühle und Gedanken vertont hat. Für Fässler eine wunderbare Gelegenheit, ihren kraftvollen Mezzosopran zu entfalten.
Eine weitere Herausforderung sieht sie in dem emotionalen Weg Santuzzas. «Eine Rolle zu singen und spielen heisst auch immer, diese Figur zu werden, sodass ich diese Reise mitgehe und immer auch wieder Neues entdecke.»
In der Zusammenarbeit mit Regisseurin Regina Heer schätzt sie die gemeinsame Suche nach dem Rollenverständnis, den kreativen Teamprozess mit dem gesamten Ensemble: «Ich bin ein echter Glückspilz, dieses Debut mit einer so wundervollen Crew erarbeiten zu können.»
Am Ende jedes anstrengenden Probetages stehe immer ein Lächeln – und ganz viel Vorfreude auf die Aufführungen.
Premiere ist am Samstag, 6. Januar 2024, der Vorverkauf läuft über die Tonhalle Wil www.tonhallewil.ch