Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Wattwil
21.11.2023
22.11.2023 07:41 Uhr

«Der Zugang zum Notfallzentrum Wattwil bleibt für alle gesichert»

Die Berit Klinik steht zum Versorgungsangebot und wird die Notfallversorgung ohne Behandlungsbeschränkung weiterhin aufrechterhalten.
Die Berit Klinik steht zum Versorgungsangebot und wird die Notfallversorgung ohne Behandlungsbeschränkung weiterhin aufrechterhalten. Bild: beritklinik.ch/screenshot
Peder Koch, CEO der Berit-Klinik in Wattwil, ist nicht zufrieden mit der Antwort der St. Galler Regierung. Diese hatte mittlerweile auf die einfache Anfrage «Umfährt die Rettung St. Gallen die Berit-Klinik Wattwil absichtlich?» reagiert.

Das Notfallzentrum der Berit-Klinik wurde bisher von der Rettung St.Gallen (RSG) umfahren. Dies zeigen die Statistiken der RSG auf. Während früher 40% der Patientinnen und Patientin aus dem Toggenburg durch die RSG in die Notfallaufnahme nach Wattwil gefahren wurden, waren dies in den ersten drei Quartalen 2023 lediglich acht Prozent.
Mit dem Betreff «Umfährt die Rettung St.Gallen die Berit-Klinik Wattwil absichtlich?» reichte SP-Kantonsrat Martin Sailer im Oktober eine Anfrage an die St.Galler Regierung ein.

Inzwischen liegt die Antwort der Regierung vor. Die darin gemachten Aussagen, dass gemäss Botschaft grundsätzlich lediglich Kurzaufenthalte von Notfallpatientinnen und -patienten mit einer Aufenthaltsdauer von höchstens 24 Stunden behandelt werden sollen, entspricht weder dem Leistungsvertrag noch der Spitalliste.
Die Berit Klinik steht zum Versorgungsangebot und wird die Notfallversorgung ohne Behandlungsbeschränkung weiterhin aufrechterhalten.

«Das ist reine Schikane»

Peder Koch, CEO der Berit-Klinik, ist nicht zufrieden mit der Antwort der Regierung. Auf Anfrage dieser Zeitung sagt er: «In unserem Leistungsvertrag steht nirgendwo, dass wir stationäre Notfallpatientinnen und -Patienten nur zwei Nächte behandeln dürfen. Wir werden genau gleich weitermachen wie bisher».
Es könne nicht sein, dass die Berit Klinik ihr Equipment und Personal im Vergleich zum Spital Wattwil sogar noch verbessert habe und nun in ihren Rechten beschnitten werde. Koch sagt: «Das ist reine Schikane. Wie jeder andere Notfall führen auch wir einen öffentlichen Auftrag aus».

Die Berit Klinik führt laut Peder Koch einen vollwertigen Notfall, daher sei der Auftrag der Rettung St.Gallen klar: Die Patientinnen und Patienten ins nächstgelegene Notfallzentrum zu fahren. Koch fügt an: «Hier geht es um Menschenleben. Es geht nicht, dass politische Fehden auf dem Rücken der Toggenburger Bevölkerung ausgetragen werden».
Durch die vorgesehene Beschränkung der Behandlungsdauer würde die Notfallversorgung des Toggenburgs gegenüber anderen Regionen ohne medizinische Begründung schlechter gestellt. Dies obwohl die umliegenden Notfallstationen überlastet sind und dadurch bedeutend höhere Kosten in Kauf genommen werden.

Behandlungsqualität sicherstellen, Sekundärtransporte verhindern

Die Berit Klinik wird gemäss John Cassidy, Leiter Spitalplanung und Regualarien, weiterhin ihren gesetzlichen Auftrag eines auf den regionalen Bedarf abgestimmten Notfallversorgungsangebotes (Art. 2bis Abs. 1 lit. b des Gesetzes über die Spitalverbunde, sGS 320.2) wahrnehmen, was nur ohne Beschränkung der Behandlungsdauer von Notfallpatientinnen und –Patienten möglich sei.
Wichtig zu wissen ist, dass die Berit Klinik bei einer längeren Behandlung Ihrer Patientinnen und Patienten aufgrund der Finanzierung über Fallpauschalen keine Mehreinnahmen erhält. Es geht ausschliesslich darum, die Behandlungsqualität sicherzustellen sowie unnötige Sekundärtransporte durch die Rettung St.Gallen und erhöhte Gesundheitskosten zu verhindern.
Bei der Spitalschliessung in Wattwil hat die Regierung versprochen, die Notfallversorgung durch das GNZ mit der Berit Klinik aufrecht zu erhalten. Darum muss man sich fragen, warum die Regierung nicht mehr zu ihrem Wort stehen sollte?

SP-Kantonsrat Martin Sailer prüft weiteres Vorgehen

Auch bei Initiant Martin Sailer löst die Antwort der Regierung auf Anfrage dieser Zeitung gemischte Gefühle aus: «Die Antworten sind zu politisch, aber zu wenig versorgungspolitisch. Das gibt mir zu denken». Zudem verärgern ihn die falschen Aussagen zum Leistungsvertrag, die für Sailer ein Nachfassen verlangen.

Er sagt weiter, es könne nicht sein, dass die Anzahl Fälle, welche in die Klinik in Wattwil gefahren werden, von 40 auf 8 Prozent gesunken sind. «Und dies obwohl der Notfall top ausgerüstet ist. Da scheint der Wurm drin zu sein, und diesen Wurm gilt es zu eliminieren». Es sollte laut Sailer im Interesse aller sein, dass auch das Toggenburg eine zuverlässige Notfallversorgung habe. «Wie dies politisch bei der Schliessung des Spitals Wattwil auch zugesichert wurde».

Martin Sailer sagt, dass das weitere Vorgehen nun in der Fraktion besprochen werde. Auch mit Vertreterinnen und Vertretern aus anderen Parteien. Er fügt an: «So stehen lasse ich es auf keinen Fall. Wir wollen einen Notfall im Tal. Haben wir auch. Und jetzt soll er auch angefahren werden.»

jc