Die Emission von Treibhausgasen lag in der Region Obertoggenburg um 43 Kilogramm unter dem Schweizer Durchschnitt von 5,93 Tonnen, im Bereich der Mobilität liegen die Emissionen aber sowohl in der Schweiz als auch im Obertoggenburg bei 3,12 Tonnen pro Person. Um die von der Schweiz und von energietal toggenburg anvisierten Ziele zu erreichen, muss etwas gemacht werden. Ein grosses Potenzial liegt dabei im Bereich der Mobilität, insbesondere bei der Reduktion des individuellen Motorenverkehrs. Mit dem nachhaltigen Mobilitätsökosystem, das von der Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität des Bundes (KOMO) gefördert wird, werden neue Mobilitätsarten bedürfnisgerecht getestet. Was Erfolg verspricht, wird dauerhaft umgesetzt und soll ohne grosse Einbusse von Komfort die Mobilitätsbedürfnisse gleichermassen decken.
Mitfahrbänkli machen Schule
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der erste Testbetrieb eröffnet: An der Strecke von Nesslau über die Laad nach Stein wurden Mitfahrbänkli aufgestellt. Wer auf einem dieser Bänkli Platz nimmt, signalisiert den AutofahrerInnen, dass er oder sie mitgenommen werden will. Die Medienberichte über die Mitfahrbänkli sorgten für gute Resonanz. Die NutzerInnen berichten von kurzen Wartezeiten und bereits sind weitere Strecken mit Mitfahrbänkli ausgerüstet. Nicht nur in den Gemeinden Wildhaus-Alt St. Johann (von Unterwasser über die Schwendi bis zur Talstation Thur in Wildhaus), Ebnat-Kappel (vom Bahnhof bis Hüsliberg und vom Bahnhof bis Blomberg) und Kirchberg (nach Dietschwil), sondern seit kurzem auch in Lichtensteig (Bahnhof – Obertor – Parkplatz Köbelisberg).
Viel Verkehr, vor allem mit wenig besetzten Autos, verursachen die PendlerInnen. Die Mitfahrapp Twogo, die verschiedentlich propagiert wird, soll die Bildung von Fahrgemeinschaften vereinfachen.
Ergänzung, nicht Konkurrenz für ÖV
Ein Hauptaugenmerk im Projekt wird momentan auf einen On-Demand-Service gelegt. Auch im Hinblick auf die Eröffnung des Klanghauses, für welches die Strasseninfrastruktur in die Schwendi bewusst nicht erhöht wird, soll ein On-Demand-Bus etabliert werden. Dieser Bus – angedacht ist ein Kleinbus ohne Fahrplan und mit virtuellen Haltestellen – kann beispielsweise für die Anreise zum Klanghaus genutzt werden, er steht aber auch den EinwohnerInnen zur Verfügung. Die Projektverantwortlichen sehen den On-Demand-Bus aber nicht als Konkurrenz für das Postauto, welches die Hauptverkehrsachse im Obertoggenburg weiterhin im Halbstundentakt bedient. Er sei vielmehr eine Ergänzung und erschliesse die Gebiete abseits der Hauptstrasse. Der Bus auf Verlangen wird im Herbst 2023 seinen Pilotbetrieb aufnehmen.
Dem Bedürfnis der Bevölkerung entsprechen
Bis sich die verschiedenen Mobilitätsangebote einen festen Platz im Alltag der Bevölkerung und der Touristen geschaffen haben, wird es noch einige Zeit dauern. Den Projektverantwortlichen ist es wichtig, dass ausschliesslich die Mobilitätsformen angeboten werden, welche auch dem Bedürfnis der Bevölkerung entsprechen. Aus diesem Grund suchen sie immer wieder den Kontakt mit den Einheimischen und den Gästen, um herauszufinden, welche Angebote angedacht werden können. Was sich bewährt und etabliert, kann in der Folge auf weitere Gemeinden im Tal ausgeweitet werden.
Diese neuen Mobilitätsformen sollen bald einen festen Platz im Alltag der ToggenburgerInnen finden, so dass sie ihr Auto vermehrt stehen lassen und umsteigen. So kann jede/r seinen CO2-Ausstoss verringern. Die Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt strahlen auf das ganze Toggenburg aus und die Angebote werden so auch für weitere Teile des Thur- und Neckertals generiert. Und damit kommt das Toggenburg als Energietal seiner Vision einen Schritt näher.
Nesslau
10.06.2023
10.06.2023 09:44 Uhr
Toggenburg: Neue Formen des Unterwegsseins

Derzeit laufen für Mitfahrbänkli Testbetriebe.
Bild:
Region Toggenburg/pd
Auf dem Weg zu einem energieautarken Toggenburg bedeutet die Mobilität eine grosse Herausforderung. Die Streusiedlungen, die nicht durch den öffentlichen Verkehr erschlossen sind, lassen sich am einfachsten mit dem Auto erreichen. Das erzeugt jedoch viel CO2. Um hier einen Hebel anzusetzen, werden im Rahmen des nachhaltigen Mobilitätsökosystems rund um Nesslau neue Mobilitätsformen getestet. Mit Erfolg – und Potenzial zum Nachahmen.