Oberschlächtige und unterschlächtige Wasserräder trieben einst die einfachen Gatter an, um einen Holzstamm zu zersägen. Es dauerte oft einen Tag, und pure Muskelkraft war gefragt. Heute erledigt dies ein Fingerzeig, ein Knopfdruck. Strombetriebene und computergesteuerte Maschinen schneiden Bretter und Balken in Sekundenschnelle zu. Diese Entwicklung zeigt die Sägewanderung vom 5. und 6. August im unteren Toggenburg.
Optimale Nutzung der Topographie
Der Gang durch die Jahrhunderte beginnt am Bahnhof Bütschwil und endet beim Bahnhof Dietfurt. Dazwischen liegen vier Sägereien, die jede eine andere Geschichte aus einer anderen Zeit erzählt. Ein erster Halt wird nach einer halben Stunde Marschzeit bei der Sägerei Hätschberg, zwischen Mosnang und Lütisburg-Station, eingelegt. Die von einem grossen Wasserrad angetriebene Säge wird von der Museumsgesellschaft Bütschwil betrieben und zeigt anschaulich, wie die Topographie optimal genutzt wird. Ein Demonstrationssägen wird dies veranschaulichen, während ein Kaffee getrunken werden kann.
Museum eingerichtet
Dann heisst es weiterwandern (Dauer: ca. 1h) Richtung Aufeld. Hier steht eine weitere Säge. Sie stammt wohl aus dem zu Ende gehenden 18. Jahrhundert und wurde 1844 auch als Öl- und Getreidemühle genutzt. Zu Beginn des 20. Jh. wurde der Wasserradantrieb durch eine Turbine ersetzt, ehe die Säge 1983 stillgelegt wurde. Heute ist im Gebäude ein kleines Sägereimuseum eingerichtet, das besichtigt werden kann. Dann geht es auf Schusters Rappen weiter Richtung Taamühle (Dauer: ca. ½ h)
Grossbrand 1929
Die ehemalige Taamühle ist 1929 einem Grossbrand zum Opfer gefallen. Von der Feuersbrunst verschont blieben lediglich das Mostereigebäude und die Sägerei. Sie hat ein Nachfahre aus der Dynastie Schönenberger, welche die Mühle 130 Jahre lang betrieb, sanft und fachgerecht restauriert. Zu sehen sein wird auch der Wasserfall, das Wasserrohr und die Turbine, die gegen Ende des 19. Jh. eingebaut wurde, um die Säge zum Stampfen und Rattern zu bringen. In kurzer Gehdistanz gibt es nach dem Augenschein die verdiente Verpflegung, um die letzte Wegstrecke (Dauer: 1h) unter die Füsse zu nehmen.
Sägerei der Moderne
In der Sägerei Schluchter in Dietfurt, direkt am Dietfurtbach, werden die Wanderinnen und Wanderer definitiv in die Gegenwart bzw. Moderne zurückgeholt. Hier dreht sich kein Wasserrad gemächlich, um Bretter und Balken zu sägen. Es gibt kein Warten, bis sich der Weiher wieder gefüllt hat, um ihn für den nächsten Sägegang wieder zu entleeren. Hier werden in Kürze Hunderte von Baustämmen im wahrsten Sinne zu Kleinholz gemacht. Da tut ein «Schlorzifladen» zum Zvieri gut, denn alsbald fährt der Zug am Bahnhof in Dietfurt ein. (Weg dorthin: 20 Min).
Ein Angebot für Familien und Fachleute
Für die Sägewanderung sollte der ganze Tag eingeplant werden, auch wenn die reine Wanderzeit im wenig anspruchsvollen Gelände gut drei Stunden dauert. Doch wer es gern gemütlich hat, noch lieber isst und trinkt und die Sägen besichtigt, kann sich gut sechs bis acht Stunden verweilen (Geplante Aufenthaltszeit: total 3 ½ h). Das Angebot richtet sich an Familien wie Fachleute aus der Holzbranche, denn es wird ein Stück Toggenburger Handwerksgeschichte auf eine angenehme und gesellige Art gezeigt. Die Route kann übrigens auch mit dem Velo bewältigt werden. Eine Anmeldung ist erwünscht. Programm und mehr Informationen auf: www.museumsgesellschaft-buetschwil.org