Ruedi Hinder hätte früher gerne den elterlichen Betrieb, eine Bäckerei und ein Restaurant mit grossem Saal, in Maischhausen, Kanton Thurgau, übernommen.
Da sein Vater jedoch komplett entgegengesetzte Ansichten über die Ausrichtung des Betriebes hatte, suchte sich der Bäckermeister mit seiner damaligen Frau einen anderen Betrieb. Im Jahr 1996 konnten sie erfolgreich die Bäckerei Fässler in Neu St. Johann finden und durften 27 Jahre lang die Kundschaft mit feinen Confiserie- und Backwaren verwöhnen.
Ihm war es dabei von Anfang an ein Anliegen, sich komplett aus der Bäckerei zurückzuziehen und sich nicht mehr einzumischen, um den Betrieb mit einer grossen Verantwortung seinen Kindern zu übergeben. Genau so, wie er es sich damals von seinem Vater gewünscht hätte.
Nun führte Jan Hartmann, Chefredaktor von Toggenburg24, mit beiden Generationen ein Interview.
Herr Hinder, wie schwer fällt es Ihnen, das Geschäft in neue Hände zu geben?
Antwort: «Es ist ein gutes Gefühl, vor allem dann, wenn es von den eigenen Kindern weitergeführt wird.»
Wird man Sie weiterhin ab und zu in der Backstube antreffen, wenn Not am Mann ist?
Antwort: «Ich vermute eher weniger, da ich selbst im Café genug zu tun habe.
Sie haben erwähnt, dass Sie seit dem letzten Januar im ehemaligen Café Bummbacher das Bistro Hinder in Nesslau führen. Was können Sie uns darüber erzählen?
Antwort: «Das Café führte ich bereits vor ein paar Jahren. Neben den Getränken bieten wir nun zusätzlich Confiserie-, Schokoladen- wie auch glutenfreie Produkte an.»
Dem Firmennamen nach wird es wahrscheinlich auch andere Neuerungen geben. Was halten Sie von den Ideen Ihrer Nachfolger, ohne dabei etwas bekannt zu geben?
Antwort: «Dazu möchte ich nur sagen, dass sie ihre eigenen Erfahrungen sammeln müssen. Dadurch halte ich mich relativ bedeckt»
Nadine Hinder absolvierte die Lehre im elterlichen Betrieb als Bäckerin-Konditorin. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Winterthur lebte sie demnach 15 Jahre lang in St. Georgen, wo sie weiterhin in einer Bäckerei arbeitete, bis sie wieder den Weg nach Nesslau gefunden hat. Mittlerweile ist sie Mutter zweier Knaben und zukünftig in der Unternehmungsleitung involviert.
Manuel, ihr Bruder, hat seine Lehre in Mörschwil bei der Bäckerei Füger als Bäcker-Konditor gemacht. Anschliessend bodigte er die Berufsprüfung (Meisterprüfung). Zu guter Letzt bestand er ausserdem die Unternehmungsprüfung am Schweizerischen Institut für Unternehmerschulung SIU. Kürzlich fragte ihn eine kleinere Bäckerei im Ausland an, ob sein Interesse bestehen würde, Kurse zu leiten. Und so durfte er dort während zwei Tagen 12 Teilnehmer unterrichten wie auch sein Können unter Beweis stellen.
Brothandwerk- wer hatte die Idee für den neuen Firmennamen?
«Nun, das ist völlig aus dem Konzept entstanden. Wir wollten uns aufs Brot spezialisieren und waren eine lange Zeit mit vielen Versuchen zuhause beteiligt. So hat sich das Ganze Stück für Stück ergeben. Es war uns dabei ein Anliegen, nicht den eigenen Namen im Firmenlogo einzubauen, sondern das, was wir täglich mit unseren Händen erschaffen möchten», so Manuel Hinder.
Ihr verarbeitet Weizen aus Nesslau – den Bergweizen von Michael Lieberherr. Wird die Zusammenarbeit bleiben?
«Ich habe vor rund neun Jahren mit dem Projekt, Weizen aus dem Toggenburg, begonnen und diesen von Bauer Köbi Knaus aus Unterwasser bezogen. Zwei Säcke hat er damals pro Woche gemahlen, den ich jeweils in Unterwasser abholen musste. Für die Menge, die wir eigentlich benötigten, viel zu wenig. Da hat sich die Zusammenarbeit mit Michael Lieberherr aus Nesslau ergeben, der uns mit seinem Bergweizen und dem entsprechenden Volumen versorgen kann. Die Kooperation werden wir weiterhin mit viel Freude pflegen», betonte Ruedi.
Habt ihr noch andere Vertriebskanäle, die ihr erschliessen möchtet? Welche wären das?
«Das wird sich nun zukünftig herauskristallisieren. Da müssen wir zuerst noch Erfahrungswerte sammeln, damit wir genauere Entscheidungen treffen können. Wir möchten am Samstag erstmal mit dem neuen Geschäft starten und schauen, wie sich das Ganze einpendelt. Wenn sich alles ein bisschen gesetzt hat, können wir unsere Planung allenfalls fortsetzen und unser Angebot entsprechend erweitern», so Manuel Hinder.
Gibt es noch einen besonderen Auftrag, an den du dich, Rudolph, zurückerinnern kannst?
«Grittibänz mit grosse Brüst oder Dessous-Torte!»
Was könnt ihr der Öffentlichkeit bezüglich der Neueröffnung am Samstag bereits verraten?
Am Eröffnungsdatum wird die Metzgerei Rust auf dem Vorplatz grillieren.
Zusätzlich gibt es eine kleine Überraschung für alle Gäste, Glühbier und unsere Brot-Degustation sorgt fürs gute Gemüt. Somit sind wir bestens ausgerüstet und freuen uns auf den kommenden Anlass.
Weitere Informationen: https://www.beck-hinder.ch/