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Lichtensteig
20.01.2023

Unabhängig sein vom Energie aus dem Ausland

Kurt Grütter und Peter Oberhänsli
Kurt Grütter und Peter Oberhänsli Bild: Gemeinde Lichtensteig
Vor zehn Jahren ersetzte Kurt Grütter in der Lichtensteiger Au bei einer ersten Liegenschaft die fossile Heizung durch eine Wärmepumpe. Bis zum kommenden Sommer sind alle seine Liegenschaften auf erneuerbare Energie umgestellt. Das Leuchtturmprojekt ist eine Heizzentrale im Städtli mit neun Erdsonden, die fünf Gebäude versorgt.

Steigende Öl- und Gaspreise interessieren ihn nicht mehr. Nur noch das Betriebsgebäude in der Au wird mit Öl geheizt – so lange, bis der Tank leer ist. Kurt Grütter hat bereits alles geplant und vorbereitet, damit im Frühjahr mit der Installation einer Wärmepumpe und einer Photovoltaik-Anlage begonnen werden kann. Die Energiewende hat der Unternehmer vor über zehn Jahren eingeleitet. Nach und nach hat er die Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser in der Au auf erneuerbare Energien umgestellt. Erst erstellte er ein Solardach, dann folgte eine erste Wärmepumpe. Das sei gut geworden, so dass bei weiteren Mehrfamilienhäusern die fossile Heizung durch eine Wärmepumpe ersetzt wurde. Mit dabei war jeweils Peter Oberhänsli von der Oberhänsli AG Gebäudetechnik in Bütschwil, der die Projektleitung übernommen hat.

Erdsondenbohrungen auf kleinem Raum 
Im Sommer 2022 realisierten die beiden ihr grösstes Projekt. Mitten im Städtli Lichtensteig wurden neun Erdsonden in insgesamt 2700 Meter Tiefe gebohrt. Diese versorgen die fünf Stadthäuser an der Hauptgasse eins bis elf mit Energie für die Heizung. Gegen 25 000 Kubikmeter Gas können jährlich eingespart werden. Als grösste Herausforderung beschreiben die beiden die Logistik. «Der Platz in den engen Gassen war knapp für die Maschinen und für die insgesamt neun Bohrungen», fasst Peter Oberhänsli zusammen. Diese habe es gebraucht, um den Wärmebedarf der angeschlossenen Liegenschaften zu decken. Erschwerend kam dazu, dass die Bohrmaschine wegen eines Defekts und des anschliessenden Wartens auf Ersatzteile mehrere Wochen stillstand. Die Verzögerung sei aber im Rahmen gewesen und die erneuerbare Heizung rechtzeitig im Herbst betriebsbereit. Dies sei dank dem Einsatz der Handwerker möglich gewesen, mit denen Kurt Grütter seit Jahren gut zusammenarbeitet. Das Bewilligungsverfahren sei einfach gegangen, sagt Kurt Grütter rückblickend. Die Finanzierung konnte er aus eigenen Mitteln tätigen. Er glaubt, dass noch viel mehr im Bereich der erneuerbaren Energien gemacht würde, wenn eine allfällige Fremdfinanzierung einfacher wäre. Die ersten Investitionen tätigte Kurt Grütter in einer Zeit, in welcher die Voraussetzungen betreffend der Förderung schwierig waren und die Bedingungen wechselten. Dank seines Kampfgeistes in dieser Pionierphase konnte er aber einiges erreichen. 

Auf Sonne setzen statt auf Gas und Öl
Keine Probleme hatten Kurt Grütter und Peter Oberhänsli, um die Besitzer der Stadthäuser von ihrem Projekt zu überzeugen. Auch die Mieter in den Häusern in der Au reagieren positiv auf die neue Heizung. Sie sind sich bewusst, dass ihre Initiative und ihr Engagement grösser ist, als manche Privatperson zu leisten vermag. Es brauche alle, ist Kurt Grütter überzeugt, auch kleine Investoren, aber auch die öffentliche Hand. Und warum hat gerade er vor zehn Jahren angefangen, auf Wärmepumpen und PV-Anlagen zu setzen? Kurt Grütter überlegt und zeigt auf den Bauch. Einen konkreten Grund könne er nicht nennen. Viel mehr ein Bauchgefühl sei es gewesen, sagt er. «Ich will unabhängig sein von der Energie aus dem Ausland.» Er scheint den richtigen Riecher gehabt zu haben. Die Gas- und Ölkonzerne aus dem Ausland verdienen an Grütters Liegenschaften in Lichtensteig kein Geld mehr.

Gemeinde Lichtensteig