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15.12.2022

Sasso – der (beinahe) vergessene Rheinecker Musikclown

Sasso bei seinem letzten Auftritt in Muttenz im Juni 1967
Sasso bei seinem letzten Auftritt in Muttenz im Juni 1967 Bild: clown-sasso.ch
Beinahe ging einer der vielseitigsten darstellenden Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts vergessen: Das Sasso, seines Zeichens Artist, Musik-Clown, Zauberer und Künstler, nicht in Vergessenheit geraten ist, ist seinen Nachkommen zu verdanken.

Sie haben die bewegte Lebensgeschichte und Karriere des als Otto Lutz im St.Galler Rheintal geborenen und in Rheineck aufgewachsenen Tausendsassas so gut wie möglich rekonstruiert und auf einer eigenen Webseite gewürdigt. Entstanden ist eine Hommage an dessen Schaffen und eine Fundgrube an alten Fotografien, Film- und Tonaufzeichnungen.

Am Anfang stand der «Hausaltar», wie ihn Beny Ruhstaller augenzwinkernd nennt: In seinem Einfamilienhaus in im aargauischen Scherz stehen unter anderem eine alte Concertina und eine Holzskulptur, da hängen gemalte Bilder, Zeitungsausschnitte und Plakate, dort liegen ein Zinnteller, Briefmarkenalben und zwei alte Koffer. Sie sind der Nachlass von Otto Lutz, Ruhstallers Grossvaters mütterlicherseits.

«Mein Grossvater starb, als ich neun Jahre alt war. Ich erinnere mich deshalb noch an einige Begegnungen. Seine Erinnerungsstücke haben mich immer fasziniert und schliesslich den Wunsch geweckt, mehr über sein Leben zu erfahren», erzählt Ruhstaller. Aus dem geplanten kleinen «Projekt» ist eine mehrere Monate dauernde Recherchearbeit geworden, auf der schliesslich eine Webseite – clown-sasso.ch – entstanden ist. 

Während der Kriegsjahre trat Sasso als offizieller Truppenunterhalter auf. Bild: clown-sasso.ch

Ruhstaller wusste zwar, dass ein Grossvater unter dem Künstlernamen Sasso während der 1940er- bis 1960er-Jahre eine gewisse Berühmtheit als Clown und Zauberer erlangt hatte. Über seine Lebensgeschichte und sein umfangreiches Repertoire war aber nur wenig bekannt. Zahlreiche Gespräche mit Verwandten und Bekannten, die Sasso gekannt hatten, Recherchen in Gemeinde-, Online- und Zeitungsarchiven und nicht zuletzt das Auftauchen weiterer Erbstücke wie Manuskripte und Fotoalben führten schliesslich zu einem einigermassen scharfen Bild von Otto Lutz.

Und dieses ist beeindruckend: Sasso war zu seiner Zeit ein national bekannter Künstler, er hatte Auftritte in der ganzen Schweiz und sogar im Schweizer Fernsehen. Offenbar nahm er auch an einem internationalen Festival in Luxemburg teil, wo seine Kunst lobend anerkannt wurde. Seine grösste Bekanntheit erlangte Sasso als Musik-Clown: Musikalisch umrahmt mit seiner Concertina und einem 16-teiligen, selbst gebauten Instrument brachte er sein Publikum landauf, landab mit Appenzeller Witzen, Sketches und Showeinlagen zum Lachen. Zauberstücke, Papierreissen und Sandmalen gehörten ebenfalls in sein Repertoire, sodass er mit Fug und Recht als einer der vielseitigsten Künstler seiner Zeit galt.

Bild: clown-sasso.ch

Die neue Webseite – eine eigentliche Hommage an den Artisten, Clown, Zauberer und Künstler – gibt einen Einblick in Sassos Schaffen und seinen nicht immer einfachen Lebensweg. Fotos seiner Erbstücke, vor allem aber zahlreiche alte Fotografien illustrieren die in aufwendiger Recherche beschafften Informationen.

Selbst ein alter Film des Schweizer Fernsehens konnte aufgetrieben werden: Unter der Rubrik «Kostproben» ist die 1960 ausgestrahlte Kindersendung «Papa Dick besucht Sasso» in einer gekürzten und musikalisch unterlegten Version zu finden. In der gleichen Rubrik gibt es auch Tonaufzeichnungen von Sassos Auftritten. Und so ist aus dem privaten Projekt eines Nachkommen eine eigentliche Fundgrube über den zum Glück eben nur beinahe vergessenen Schweizer Musik-Clown Sasso entstanden.

pd/rheintal24