Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Region
29.11.2022

Smart Region Toggenburg - Neuer Aktionsplan

Der Aktionsplan soll mit konkreten Massnahmen zu mehr Lebensqualität und weniger Ressourcenverbrauch im Toggenburg beitragen. Die übergeordnete Zielsetzung ist zudem, das Potenzial der Digitalisierung im Toggenburg zu erkennen.
Der Aktionsplan soll mit konkreten Massnahmen zu mehr Lebensqualität und weniger Ressourcenverbrauch im Toggenburg beitragen. Die übergeordnete Zielsetzung ist zudem, das Potenzial der Digitalisierung im Toggenburg zu erkennen. Bild: Verein Region Toggenburg
Während knapp einem Jahr haben die Gemeinden Ebnat-Kappel, Lichtensteig, Mosnang, Nesslau und Wildhaus-Alt St. Johann, begleitet durch die Projektleiterin Martina Dumelin, partizipativ einen Aktionsplan erarbeitet.

Wie kann die Digitalisierung in den Berggebieten «smart» zugunsten von Einwohnern und Gästen genutzt werden? Dieser Frage wollen die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB und das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO gemeinsam mit rund 40 Berggemeinden in der Schweiz nachgehen. Sie haben dafür im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) die Pilotmassnahme «Smart Villages / Smart Regions» lanciert: Gemeinden erarbeiten in partizipativen Prozessen konkrete Massnahmen, welche die Lebensqualität der Menschen erhöhen und den Ressourcenverbrauch verringern. Die Digitalisierung betrifft nämlich nicht nur Wirtschaft und technologisches Umfeld, sondern unser alltägliches Lebensumfeld.

Partizipativer Projektprozess
Die fünf engagierten Gemeinden definierten im Projektprozess die Themen, auf die sie näher eingehen möchten und entscheiden über die vorgeschlagenen Massnahmen. Um die Zielsetzung auf die konkreten Bedürfnisse anzupassen, wurden die Toggenburger Bevölkerung, Organisationen und Unternehmen miteinbezogen. Alle waren eingeladen, an öffentlichen Veranstaltungen diese Themen gemeinsam zu diskutieren, Handlungsfelder zu konkretisieren, Massnahmen zu skizzieren und so die Zukunft der Region aktiv mitzugestalten. Die daraus resultierenden Ergebnisse der verschiedenen Spurgruppen wurden Ende September den Beteiligten präsentiert und anschliessend im entsprechenden Aktionsplan umschrieben. Folgende Massnahmen wurden nun den beteiligten Gemeinden zur Umsetzung vorgeschlagen:

Massnahme 1: Online-Plattform
Die Toggenburger erhalten ein digitales Zentrum, das sämtliche Informationen bündelt, Angebote sichtbar macht und die Zusammengehörigkeit der Region unterstützt. Eine Online-Plattform (Web, App) entsteht aufgrund von priorisierten Bedürfnissen der Gemeinden, Partner, vorallem aber Endnutzer. Das «schwarze Brett» hilft, den Informationsfluss und die Angebotskommunikation für das dezentral besiedelte Toggenburg möglich zu machen. Die Wertschöpfung in den Tälern wird so angekurbelt, die Produktivität gesteigert und die Wohn-, Arbeits- und Produktionsstandorte attraktiver für Privatpersonen, Wirtschaft und Gemeinden. Das Projekt verwirklicht die Vernetzung der ganzen Talschaft und verbindet das, was sie ausmacht: die Toggenburger.

Massnahme 2: Hoi-Paket
Gemeinden, Arbeitgeber, Schulen u.ä. überreichen Neuzuzügern, Arbeitnehmern, Gästen oder Schülern als Willkommengeschenk ein Hoi-Paket. Das Toggenburg wird damit als lebenswerte und attraktive Umgebung mit besonderer Ausstrahlung wahrgenommen. Das Interesse am Toggenburg verbindet und stärkt den Zusammenhalt in der Bevölkerung. Zuzüger, neue Arbeitnehmende, Feriengäste und Einheimische sollen sich integriert und zuhause fühlen. Die grosszügige und innovative Freizeit- und Gewerbe-Vielfalt dient als optimale Grundlage für die Auswahl von attraktiven Inhalten (in physischer und digitaler Form) des Hoi-Pakets. Mit dem Hoi-Paket wird nicht nur den Beschenkten, sondern auch den teilnehmenden Unternehmen eine grosse Wertschätzung entgegengebracht, so dass die Vielfalt des Toggenburgs auf kompakt sympathische Art erleb- und greifbar wird.

Massnahme 3: Sharing – Toggenburg teilt
Das «Teilen», auch Sharing genannt, ist ein wichtiger kultureller Aspekt der Digitalisierung. Gleichzeitig ist das Teilen verankert in der Geschichte des Toggenburgs, so zum Beispiel in der gemeinsamen Anschaffung von Maschinen in der Landwirtschaft oder dem Ausleihen von Büchern in der Bibliothek. In den letzten Generationen und dem wachsenden Wohlstand ging die Kultur des Teilens etwas verloren. Die junge Generation ist jedoch wieder vertraut mit der sogenannten Sharing-Kultur, aus ökonomischen, ökologischen oder ideellen Gründen. Die Sharing-Kultur soll nun weiter kultiviert und verankert werden. Die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit (Kreislaufwirtschaft) sowie die unmittelbare und lokale Erhältlichkeit sind gewinnende Faktoren des Teilens. Zudem wird durch das Teilen eine weitere soziale Verbindung von Menschen möglich, auch das Gewerbe kann davon profitieren. Ein Ausleihsystem von Gegenständen und Gerätschaften für das Toggenburg wird entwickelt oder adaptiert. Es soll eine kostenlose oder kostendeckende Ausleihe möglich machen.

Die drei erarbeiteten Massnahmen werden nun durch die beteiligten Gemeiden geprüft und wie es mit dem Projekt Smart Region Toggenburg weiter geht, erzählt Martina Dumelin im nachfolgenden Kurz-Interview.

«Smart Region ist eine Mischung aus Innovation und Bodenhaftung."»
Martina Dumelin, Projektleiterin Smart Region Toggenburg

Was bringt das Projekt Smart Region dem Toggenburg?
Smart Region ist eine Mischung aus Innovation und Bodenhaftung. Das Projekt erfragte Herausforderungen oder Druckpunkte des Toggenburgs, die mit digitalen Mitteln lösbar sind. Durch die öffentliche Ausschreibung und die konkrete Einladung von relevanten Anspruchsgruppen bot sich für alle Interessierten die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse und Problemstellungen einzubringen. Durch diesen partizipativen Ansatz konnten konkrete Handlungsfelder erschlossen und massgeschneiderte Lösungen entwickelt werden. Das Projekt ermöglichte und erweiterte gleichzeitig die Auseinandersetzung mit Chancen der Digitalisierung, die sich an globalen Entwicklungen abzeichnen, so zum Beispiel die «Sharing-Kultur».Oftmals geht es weniger um digitale Technologien. Die Entwicklung der digitalen Kultur ist meist die grosse «Knacknuss». Dass sich fünf Gemeinden bereit erklärten, das Spannungsfeld Digitalisierung gemeinsam zu betreten, ist eine besondere Leistung.

Wie beurteilen Sie den Projektverlauf?
Ich bin beeindruckt, dass gleich fünf Gemeinden sich mit grosser Offenheit und als Region auf dieses Projekt einliessen. Zudem bin ich sehr positiv überrascht, dass sich derart viele Toggenburger:innen mit grosser Fachkompetenz für die Mitarbeit gewinnen liessen. Beim KickOff mit den Gemeinderäten, der Startveranstaltung mit rund 50 Leuten und der Arbeit in den drei Spurgruppen mit insgesamt 15 Personen zeigte sich die Innovationskraft, der Realitätsbezug und die vielseitigen Kompetenzen, die das Projekt prägten. In sehr kurzer Zeit konnten drei massgeschneiderte Lösungen auf bestehende Herausforderungen entwickelt werden, das ist ein Erfolg. Aus meiner Sicht kann das Toggenburg stolz sein, dass auf alle priorisierten Handlungsfelder je eine griffige Massnahme resultiert.  
 
Wie geht's nun weiter mit Smart Region Toggenburg?
Die Gemeinderäte der fünf Gemeinden haben nun den Aktionsplan mit den empfohlenen drei Massnahmen vorliegend. Das Projekt «Online-Plattform» braucht Zustimmung und Umsetzung von möglichst allen Gemeinden, damit es die gewünschte Wirkung erzielen kann. Das «Hoi-Paket» und das «Sharing – Toggenburg teilt» lassen sich auch von einzelnen Gemeinden mit Pioniercharakter umsetzen und weiter entwickeln. Wir hoffen nun sehr, dass die Gemeinden die Relevanz der Massnahmen erkennen. Die drei Vorhaben steigern die Lebensqualität und die wirtschaftliche Attraktivität des Toggenburgs – sie sind wichtig.

Verein Region Toggenburg