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Nesslau
02.06.2022
04.06.2022 08:57 Uhr

Emotionale Informationsveranstaltung "Der Wolf im Toggenburg"

Neben den drei Referenten aus der Praxis, Urs Büchler (kantonaler Wildhüter Oberes Toggenburg–Neckertal), Markus Hobi (Leiter Landwirtschaftliches Zentrum SG in Salez) und Mathias Rüesch (Geschäftsführer St. Galler Bauernverband), sprach auch der St.Galler SVP-Nationalrat Mike Egger.
Neben den drei Referenten aus der Praxis, Urs Büchler (kantonaler Wildhüter Oberes Toggenburg–Neckertal), Markus Hobi (Leiter Landwirtschaftliches Zentrum SG in Salez) und Mathias Rüesch (Geschäftsführer St. Galler Bauernverband), sprach auch der St.Galler SVP-Nationalrat Mike Egger. Bild: Hansruedi Thoma
Am Dienstag, 31. Mai 2022 fanden sich im Büelensaal in Nesslau rund 200 Personen ein, um die neusten Informationen zum Wolf im Toggenburg anzuhören. Eingeladen zur Informationsveranstaltung "Der Wolf im Toggenburg" hatte der Bauernverein Toggenburg.

Einladung durch den Bauernverein Toggenburg
Der Bauernverein Toggenburg hatte zum Informationsveranstaltung "Der Wolf im Toggenburg" eingeladen. Beim Eingang wurden Mineral, Most und Bier offeriert, was auch nötig war, musste doch das vorwiegend aus der Landwirtschaft stammende Publikum hie und da leer schlucken. Hansruedi Thoma führte als Moderator durch den Abend und begrüsste die drei Referenten Urs Büchler (kantonaler Wildhüter Oberes Toggenburg–Neckertal), Markus Hobi (Landwirtschaftliches Zentrum SG) und Mathias Rüesch (Geschäftsführer St. Galler Bauernverband), die Medienvertreter vom Toggenburger Tagblatt, St.Galler Bauer und BauernZeitung sowie den anwesenden SVP-Nationalrat Mike Egger. 

Wildhüter Urs Büchler und Markus Hobi vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen (LZSG) 

Urs Büchler stellte den Wolf als Tier mit all seinen Eigenheiten vor und gab einen Über- und Ausblick über die Verbreitung des Wolfes in der Schweiz (150 Wölfe und mindestens 15 Rudel) und speziell im Toggenburg. Anschliessend sprach Markus Hobi. Er präsentierte die Arbeit des Landwirtschaftlichen Zentrums St.Gallen (LZSG) und insbesondere das Herdenschutzteam LZSG. Hobi war es auch, der die kantonale Umsetzung der vom Bund gesprochenen 5,7 Millionen Franken für den Herdenschutz in der diesjährigen Alpsaison vorgestellt hat. Nutztierhalter und Alpbewirtschafterinnen können bei den Kantonen Gesuche für Sofortmassnahmen einreichen, wobei der Bund den Kantonen 80 Prozent der Kosten vergüten wird. Dass der Bund überhaupt diesen Nachtrag zum Budget 2022 freigegeben hat, liegt auch an den Bemühungen von SVP-Nationalrat Mike Egger. Er hatte im Mai erreicht, dass die Mehrheit des Nationalrates seinen Minderheitsantrag mit 101 Ja zu 72 Nein bei 17 Enthaltungen unterstützt hat. 

Mathias Rüesch als Geschäftsführer des St. Galler Bauernverbandes und Mike Egger, SVP-Nationalrat 

Als letzter Referent sprach Mathias Rüesch als Geschäftsführer des St. Galler Bauernverbandes. Rüesch zeigte zum Einstieg Bilder von Rissen seiner eigenen Schafe auf den Alpen, verursacht durch Bärenangriffe. Weiter betonte Rüesch in seinem humorvollen und fachlich kompetenten Vortrag mehrmals, dass nur die Politik mit Gesetzes- und Verordnungsänderungen das Wolfsproblem klar und langfristig lösen kann. Dafür müssen die Landwirtinnen und Landwirte aber ihre kantonalen und nationalen Politiker auf das Thema Wolf ansprechen und "die Richtigen" wählen. Zum Schluss hatte SVP-Nationalrat Mike Egger das Wort, der extra von der Sommersession aus Bern angereist war. Er berichtete über die Wolfsdebatten in Bern und stellte sich den Fragen des Publikums. Mike Egger als gelernte Metzger zog dabei den Vergleich: Die Tierschützer und Wolfsbefürworter kritisieren jede Metzgerei und jeden Schlachthof, selbst wenn alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten sind. Umgekehrt ist es für Tierschützer, Wolfsbefürworter und linke Politiker aus den Städten offenbar kein Problem, wenn Nutztiere vom Wolf getötet, gehetzt oder schwer verletzt werden. 

Fragen und Statements der Landwirtinnen und Landwirte
Die Fragerunde am Ende des Abends brachte verhältnismässig wenige Antworten, dafür viele Statements mit sich. Für viele Landwirtinnen und Landwirte ist der Herdenschutz höchstens eine Übergangslösung. Erstens lernen einzelne Wölfe so schnell dazu, dass sie mittlerweile die empfohlenen Herdenschutzmassnahmen einfach umgehen. Zweitens ist das Alppersonal entweder schon gar nicht vorhanden oder das Geld ist zu knapp. Obendrauf kommen das steile Gelände und die Weitläufigkeit der Alpweiden.

Weiter wurde kritisiert, dass die St.Galler Regierung sich gegenüber "Bern" nicht für den Abschuss des Wolfes stark macht, sondern passiv bleibt. In anderen Kantonen wie Glarus, Graubünden oder Wallis spricht die Regierung Geld aus den Kantonsfinanzen, kämpft vor Bundesverwaltungsgericht für Wolfsabschüsse oder es ist der Regierung gar (nach einer Volksabstimmung) verfassungsmässig verboten, Grossraubtiere zu fördern. 

Am Abschuss von Wölfen führt kein Weg vorbei 

Für die viele anwesenden Landwirtinnen und Landwirte sowie für den Mathias Rüesch als Geschäftsführer St. Galler Bauernverband ist klar, dass die Land- und Alpwirtschaft nur dann weiter bestehen kann, wenn dem Wolf die Grenzen klar aufgezeigt werden. 

Seit Anfang Juni werden Wolfssichtungen und gerissene Nutztiere auf der Website des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen veröffentlicht:

https://www.sg.ch/umwelt-natur/jagd-fischerei/jagd/wildtierarten/Wolfsnachweise.html

Redaktion Toggenburg24