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Lichtensteig
20.05.2022

Remo Ziegler: Den Wald fit für die Zukunft machen

Remo Ziegler
Remo Ziegler Bild: Gemeinde Lichtensteig
Als Revierförster kümmert sich Remo Ziegler nicht einfach nur ums Fällen von Bäumen. Seine Aufgaben reichen von der Wissensvermittlung über Betriebsleitung bis zur Förderung der Biodiversität im Lichtensteiger Wald.

Es tönte tagelang aus dem Wald im Hof bei Lichtensteig, so intensiv, dass sich Anwohner wunderten und selbst die Tageszeitung darüber berichtete. «Ja, das war eine grosse Herausforderung für uns», erklärt Revierförster Remo Ziegler. Eine nötige Herausforderung – denn das Waldstück dient Lichtensteig als Schutzwald und muss entsprechend gepflegt und bewirtschaftet werden. Ziegler und sein Team ernteten viele überalterte oder stark talwärts geneigten Bäume, damit sich das Waldstück erholen kann. Aber nicht nur die Schutzfunktion für den Menschen ist wichtig – die Förderung der Biodiversität ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. So dienen unter anderem bewusst aufgeschichtete Asthaufen verschiedenen Insekten- und weiteren Tierarten als Unterschlupf, durch den Holzschlag erhalten Pflanzen eine neue Chance, sich im Wald anzusiedeln. «Der Wald soll für die Zukunft Struktur wie auch eine hohe Artenvielfalt an verschiedenen Bäumen haben», erläutert der 32-Jährige.

Vom Praktikant zum Revierförster
Remo Ziegler ist in Gossau aufgewachsen und lebt heute in Herisau. «Noch», wie er ergänzt. Zuerst genoss er eine Handwerkerausbildung, lernte Zimmermann und arbeitete zwei Jahre im Beruf. Aber es lockte der Wald. «Ich liebte den Lebensraum Wald schon immer», sagt er und lacht. Also absolvierte er im 2015 die Zweitausbildung zum Forstwart, gefolgt von einer Ausbildung über zwei Jahre an der Försterschule in Maienfeld. Noch während der Ausbildung suchte er nach Praktikumsstellen und wurde in der Waldregion 5, dem Toggenburg also, fündig und absolvierte seine Praktika hier. Nun ist er seit dem ersten Oktober 2019 für die öffentlichen Wälder in den Gemeinden Wattwil, Lichtensteig und Oberhelfenschwil wie auch für Privatwald in Lichtensteig und Krinau zuständig. Ausserdem leitet Ziegler den Forstbetrieb der Ortsgemeinde Lichtensteig.

Vielfältige Aufgaben zwischen Wirtschaft, Naturschutz und Sicherheit
Als Revierförster stellt er sicher, dass «seine» Waldgebiete eine Vielzahl von Zielen nachhaltig erfüllen: Schutz vor Naturgefahren, die Holzproduktion, Erholung für die Bevölkerung sowie die Förderung der Biodiversität. Ausserdem erledigt er hoheitliche Aufgaben wie das Anzeichnen der Bäume oder Holzmessen. Ein wichtiger Punkt geht dabei oft vergessen: Er berät private und öffentliche Waldeigentümer. «Ich bin der Ansprechpartner für jegliche Fragen rund um den Wald.» Ob es um Sicherheitsholzschlag geht, Nachbarschaftskonflikte wegen überhängigen Ästen oder um Neophyten, er vermittelt wichtige Informationen zu allem «Hölzigen».

Die Probleme und Herausforderungen seien vielfältig, und man müsse vorausschauend agieren – Bäume brauchen eine Weile, um zu wachsen, kurz mal etwas im Wald zu korrigieren funktioniert nicht. «Eine grosse Herausforderung ist dabei der Klimawandel, die Waldpflege soll schon jetzt an die zukünftigen Bedingungen angepasst werden.» Er schätze dabei die Zusammenarbeit mit dem Lichtensteiger Waldchef Tobias Sonderer, dessen enormer ehrenamtliche Einsatz von grossem Verständnis und Interesse an Natur und Wald begleitet werde. Aber auch das unternehmerische Denken sei gefragt. Für die Ortsgemeinde Lichtensteig etwa ist der Wald eine wichtige Einnahmequelle und soll laut Ziegler langfristig kostendeckend bis gewinnbringend geführt werden. Das Toggenburg als Region stellt den Forstbetrieb dabei vor besondere Herausforderungen, aber auch Chancen.

Spannende Topografie als Pluspunkt
Denn das Toggenburg ist durch seine Topografie ein besonders schwieriges Pflaster für die Bewirtschaftung des Waldes – aber auch ein sehr spannendes, wie Remo Ziegler sagt. Er findet es interessanter, Wald mit einer hügeligen Topografie zu bewirtschaften, als im Flachland wie zum Beispiel im Thurgau. Auch spiele ihm die Bevölkerung in und rund um Lichtensteig bei seiner Arbeit in die Hände und zeige sich sehr aufgeschlossen. «Die Menschen hier haben mehrheitlich eine gesunde Einstellung zur Natur.»

Gemeinde Lichtensteig