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Gast-Kommentar
Land- & Forstwirtschaft
13.04.2022

Schlauer durch den Bauer: "Was haben alte Schweinerassen mit modernem Pflanzenschutz zu tun?"

Symbolbild
Symbolbild Bild: Beni Dürr
Vielleicht sind sie Ihnen auch schon aufgefallen, plötzlich beleben diese herzigen, wolligen und gefleckten alten Schweinerassen wieder unsere Bauernhöfe. Während Jahrzehnten hat sich die produzierende Landwirtschaft nur auf wenige hochgezüchtete Rassen wie das Edelschwein, das veredelte Landschwein oder die Durocs konzentriert. Hat da etwa Pro Specie Rara die Finger im Spiel?

Und im Gegensatz zu den Stallhaltungen sind diese Schweine praktisch immer draussen, sogar im Winter, sie haben meist ja auch ein richtiges krauses Fell.  Diese alten Landsorten, Mangalica- oder Turopolje-Schweine sieht man auf Ackern rumwühlen, meist ein halbes Jahr lang. Denn sie haben eines besonders gern. Sie suchen im Boden nach den Wurzeln eines der grössten Problemunkräuter im Ackerbau.

Leider kommt es immer wieder vor, dass mit dem Import von Nahrungsmittel, von Zierpflanzen,  Gartenerde, Blumensamen oder Blumenknollen auch Unkräuter oder auch Schädlinge eingeschleppt werden.  Das ist ein Problem des internationalen Warenverkehrs oder die Schattenseite der Globalisierung.  Erdmandeln wurden vermutlich mit Gladiolenzwiebeln eingeschleppt. Den Schaden sowohl hier, als auch bei Schädlingen (z.B. die Marmorierte Baumwanze, die mit Holz importiert wurde) haben die Landwirte zu tragen. Denn oft ist es ja so, dass Pflanzen, wie auch Schädlinge sich bei uns invasiv verhalten. Sie haben keinen natürlichen Gegenspieler und vermehren sich extrem stark. Stehen Pflanzenschutzmittel zu Verfügung, kann der Landwirt allenfalls Gegensteuer geben.

Im Fall des Erdmandelgrases treffen verschiedene schlechte Rahmenbedingungen aufeinander. Einerseits ist es diese aggressive Vermehrung über den Samen und noch mehr über die Würzelchen, den sogenannten Erdmandeln, und andererseits gibt es keine Möglichkeit, dieses Unkraut chemisch zu bekämpfen. Es ist resistent gegen sämtliche Herbizide in der Landwirtschaft. Dies vor allem auch, weil die Erdmandeln im Boden immer wieder austreiben, auch wenn man oberirdisch nichts mehr sieht.

Darum gilt das Erdmandelgras als das gefürchtetste Unkraut der Welt.  Auch in der Schweiz sind schon sehr viele Flächen davon betroffen, teilweise für den Ackerbau nicht mehr geeignet.

Darum heisst es, wehret den Anfängen.  Grosszügig bis 30 cm tief ausbaggern, heisst die Devise, wenn man so einen Unkrautherd im Acker hat. Wegführen der Erde (mit den Mandeln) und deponieren an einer Stelle, an der nie mehr geackert wird. Landwirte sind nun sensibilisiert worden auf dieses Thema und von staatlicher Seite gibt es ein Überwachungsprogramm.

Hier kommen unsere lieben Schweine zum Zug. Denn diese mögen die Erdmandeln über alles. Sie durchwühlen den Boden und suchen sie.  In Versuchen hat sich gezeigt, dass da, wo die Schweine geweidet haben, die Erdmandeln um 54% dezimiert werden konnten, während in unbeweideten Parzellen das Erdmandelgras noch zugenommen hat. Das ist also moderner Pflanzenschutz mit alten Schweinerassen. Und es hat nichts mit Pro Specie Rara zu tun.

Stellt sich höchstens noch die Frage, warum das nicht mit unseren Edelschweinen geht. Die wären allerdings schon wegen des fehlenden Fells nicht geeignet um dauerhaft draussen zu leben.  Vor allem haben sie aber gegenüber den alten Rassen einen wesentlichen Fehler: Sie sind zu faul um die Erdmandeln zu suchen……..

Beni Dürr, Verdunova AG