Ich finde es toll, dass diesem unscheinbaren Tier ein wichtiger Tag im Jahreskalender gewidmet ist. Denn letztendlich ist es mit vielen anderen Bodenlebewesen verantwortlich für die Fruchtbarkeit des Bodens. Und es steht stellvertretend für die riesige Armada an Bodenlebewesen. Im Rahmen der in der Natur gängigen Kreislaufwirtschaft zersetzen sie die verschiedenen Abfallstoffe in ihre Einzelteile. Die sogenannten «Destruenten» stellen damit die Nährstoffe wiederum den Produzenten (Pflanzen) zur Verfügung, damit diese daraus die Nahrung für Mensch und Tier (Konsumenten) aufbauen können.
Im Gegensatz zu den vielen anderen abbauenden «Destruenten» (Springschwänze, Laufkäfer, Asseln, Fadenwürmer, Milben, Spinnen, aber auch Bakterien, Algen, Bodenpilze) ist der Regenwurm auch am Aufbau beteiligt. Erst er ist fähig gesunde und widerstandsfähige, regenstabile Bodenkrümel zu machen. Und genau diese Krümel sind für einen fruchtbaren Boden so wichtig.
Der Regenwurm verbindet die Humusteilchen mit den Bodenteilchen und stellt diese wie auf einem Serviertablett den Pflanzen zur Verfügung, er ist sozusagen der Koch für die Pflanzen. Er bereitet beispielsweise den Stickstoff aus dem Humus so auf, dass die Pflanzen diesen wieder über die Wurzel aufnehmen können und daraus das für uns so wertvolle Eiweiss bilden.
An der landwirtschaftlichen Schule habe ich mit den Schülern versucht Boden herzustellen. Wir hatten alle Teile dabei, Humus, Sand, Lehm, Nährstoffe. Die Landwirtschaftschüler haben gearbeitet, geknetet, zusammengefügt. Trotzdem ist es nicht gelungen. Lediglich eine schmierige Pampe ist daraus entstanden, kein luftiger, durchlässiger Boden.
Die Arbeit des Regenwurms besteht genau darin, eben nicht eine Pampe herzustellen, sondern wunderschöne Erdkrümel, die dann erst zu der gut riechenden und lockeren, wasserdurchlässigen, nährstoffreichen und fruchtbaren Erde wird.
Ich verneige mich vor dieser wertvollen Arbeit.
Die Dimension von dem, was im Untergrund abgeht, lässt sich mit folgendem Vergleich noch bekräftigen:
Unter der Erde lebt pro ha Wiesenboden eine Biomasse von über 12000 kg, also zwanzig Kühe, über dem Boden kann man mit dem Gras und Heu einer Mittellandwiese maximal zwei Kühe ernähren.