Die beiden Förderprogramme BTS und RAUS erfreuen sich grosser Beliebtheit. 85 Prozent aller Tiere der Rinder-gattung profitieren von RAUS. Fast 60 Prozent können sich auch im Stall frei bewegen. Bei den Schweinen haben die Hälfte Auslauf und fast 70 Prozent leben in BTS-Ställen. Bei den Legehennen haben 82 Prozent Weidezugang und praktisch alle einen besonders tierfreundlichen Stall mit Wintergarten. Man sieht also, dass auch für Schweizer Verhältnisse grössere Betriebe ihren Tieren ein hohes Tierwohlniveau bieten. Bei der Geflügelmast ist der Wintergarten ebenfalls Standard. Weidezugang für Mastpoulets ist in der Mast nur bei weitergehenden Labels wie Bio Standard. Deren Anteil am Markt liegt unter 3 Prozent und ist damit sehr, sehr klein. Ich betone das, weil die Massentierhaltungs-Initiative den Biostandard vorschreiben will. Doch bereits heute gibt es dieses Angebot. Und obwohl das Tierwohl ja vielen wichtig ist, wird es nur so wenig genutzt.
Wir dürfen ohne zu übertreiben sagen, dass unsere einheimische Nutztierhaltung weltweit ihresgleichen sucht. Die EU-Richtlinien sind in den meisten Bereichen lascher als das Schweizer Recht. Die EU kennt beispielsweise keinerlei Tierschutzvorschriften für Kühe, Schafe oder Ziegen. Einzelne Länder haben ergänzende Gesetze, die aber meist nicht sehr weit gehen. In Deutschland beispielsweise leben zurzeit 79 Prozent der Schweine auf Vollspaltenböden. In der Schweiz kein einziges Tier mehr, weil diese verboten worden sind. In der EU ist der Mindestraumbedarf einer Sau nur etwas mehr als halb so gross wie in der Schweiz. Einzigartig sind auch unsere Vorgaben an die maximale Tierzahl pro Betrieb bei Schweinen, Geflügel oder Kälbern. Bei den Legehennen beträgt die maximale Grösse 18 000 Tiere. Das scheint viel zu sein, ist aber im Vergleich zum Ausland winzig. In Deutschland leben 35 Prozent aller Legehennen in Betrieben mit mehr als 100 000 Tieren.
In der EU ist auch die bei uns seit 1992 verbotene Käfighaltung nach wie vor erlaubt und mit einem Anteil von 50 Prozent noch weit verbreitet. Weltweit leben 90 Prozent der Legehennen in Käfighaltung! Bei der Geflügelmast sind die Unterschiede auch gross: 81 Prozent der deutschen Masthühner leben in Beständen mit über 50 000 Tieren. Bei uns beträgt der Durchschnitt 7700 Masthühner pro Betrieb.
Auch bei den Kontrollen unterscheidet sich die Schweiz wesentlich vom Ausland. Nicht nur ist bei uns alles Mögliche gesetzlich geregelt, vielmehr wird das, was gilt auch durchgesetzt und das Nichteinhalten gebüsst. Die Bio- und IP-Suisse-Betriebe werden jährlich, die übrigen Betriebe mit QM-Schweizer Fleisch alle vier Jahre kontrolliert. Die meisten staatlichen Kontrollen finden auf Voranmeldung statt, damit Tierhalter und Tiere anwesend sind. Mindestens 20 Prozent der Kontrollen müssen aber unangemeldet erfolgen. Effektiv ist der Anteil meist höher. Zusätzlich zu den Grundkontrollen überprüfen die Veterinärdienste in Nach- oder Verdachtskontrollen bei eingegangenen Meldungen von Dritten. Wo Tierwohl drauf steht, ist bei uns auch Tierwohl drin!